Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0045-1808446
Neonatale subkutane Fettgewebsnekrosen mit Hyperkalzämie – ein Fallbericht
Einleitung: Eine seltene Komplikation in der Perinatalzeit stellt die neonatale subkutane Fettgewebsnekrose dar. Hierbei handelt es sich um eine nicht-infektiöse Pannikulitis, welche vor allem am Rücken, Gesäß, Schultern oder Extremitäten auftritt. Die Ätiologie der Erkrankung ist noch nicht hinreichend geklärt, angenommen wird eine lokale Minderperfusion, welche zu einem hypoxischen Zellschaden und somit zur Fettgewebsnekrose führt. Gehäuft tritt sie im Rahmen einer therapeutischen Hypothermie bei Kindern mit HIE auf (in 2,8% der Fälle); seltener auch nach Neugeboreneninfektionen oder Geburtstrauma.
Subkutane Fettgewebsnekrosen haben meist eine gute Prognose, können jedoch zu schweren, teilweise lebensbedrohlichen Hyperkalzämien führen.
Fall: Ein term-eutrophes Neugeborenes wird per Sectio bei pathologischem CTG geboren. Als Risikofaktoren lagen mütterlicherseits ein Nikotinabusus und eine Lungenarterienembolie zu Beginn des 3. Trimesters vor. Nach initial regelrechter Anpassung entwickelte der Säugling eine respiratorische Anpassungsstörung sowie eine Hypoglykämie. Bei Verdacht auf Neugeboreneninfektion erfolgte die kalkulierte antibiotische Therapie. Am 3. Lebenstag fielen erstmals progrediente schmerzhafte, erythematöse Verhärtungen an beiden Oberarmen auf. Das CrP war bis maximal 162mg/l deutlich erhöht und unter i.v. antibiotischen sowie lokaler antiseptischer Therapie rückläufig. Ein Erregernachweis gelang nicht.
Sonographisch zeigten sich echoreiche Strukturveränderungen mit Verkalkungen, welche sich bei klinisch abnehmender Rötung als größenprogredient, die gesamte Subkutis infiltrierend, darstellten. Klinisch ergab sich der Verdacht auf neonatale subkutane Fettgewebsnekrosen, welche in einer Hautbiopsie bestätigt wurden. In der 3. Lebenswoche entwickelte das Neugeborene eine schwere Hyperkalzämie (max. 3,72 mmol/l), Hyperkalzurie und einen erhöhten Vitamin D Spiegel (max. 150 pg/ml). Unter Therapie mit Hydrierung und Diuretikagabe zeigte sich keine Besserung, sodass die Therapie um Prednisolon (2 mg/kgKG/d) erweitert und eine kalziumarme Formula-Nahrung begonnen. Hierunter normalisierten sich die Kalziumwerte. Im Verlauf kam es jedoch durch das Abheilen der Fettgewebsnekrosen zu einem erneuten Anstieg der Kalziumwerte, sodass erneut ein Prednisolonstoß (1 mg/kgKG/d) erfolgte. Unter engmaschigen Kontrollen konnte die Therapie schrittweise reduziert und in der 7. Lebenswoche beendet werden. Die Nahrung wurde anschließend bei regelrechten Laborwerten auf Pre-Nahrung umgestellt [1] [2] [3] [4] [5].
Zusammenfassung: Neonatale subkutane Fettgewebsnekrosen stellen ein sehr seltenes Krankheitsbild in der Neonatologie dar, welches auch ohne therapeutische Hypothermie auftreten kann.
Trotz insgesamt guter Prognose kann sie einen schweren Verlauf nehmen und zu einer prolongierten, wenn nicht adäquat therapierten, lebensbedrohlichen Hyperkalzämie führen.
Publication History
Article published online:
19 May 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany
-
Literatur
- 1 Frank L., Brandt S., Wabitsch M.. Subcutaneous fat necrosis in newborns: a systematic literature review of case reports and model of pathophysiology. Molecular and cellular pediatrics 2022; 9: 18
- 2 Holzel A.. Subcutaneous fat necrosis of the newborn. Archives of disease in childhood 1951; 26: 89-91
- 3 Siegel L.H., Fraile Alonso C., Tuazon C.F.R., Mancini A.J., Kruse L.L., Miller J.L., Wagner A.M., Yun D., Kenner-Bell B.M., Paller A.S., Chamlin S.L.. Subcutaneous fat necrosis of the newborn: A retrospective study of 32 infants and care algorithm. Pediatric dermatology 2023; 40: 413-421
- 4 Sharlin D.N., Koblenzer P.. Necrosis of subcutaneous fat with hypercalcemia. A puzzling and multifaceted disease. Clinical pediatrics 1970; 9: 290-294
- 5 National Asphyxia and Cooling Register Group. Grass B., Weibel L., Hagmann C., Brotschi B.. Subcutaneous fat necrosis in neonates with hypoxic ischaemic encephalopathy registered in the Swiss National Asphyxia and Cooling Register. BMC pediatrics 2015; 15: 73