physioscience 2025; 21(S 01): S5-S6
DOI: 10.1055/s-0045-1808117
Abstracts
Vorträge

Empfehlung von Heil- und Hilfsmitteln in der onkologischen Rehabilitation: Eine Sekundärdatenanalyse von Mikrodaten der Deutschen Rentenversicherung

J Soff
1   Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Germany
2   Arbeitsgemeinschaft der DKG-zertifizierten Deutschen Darmkrebszentren e. V., Hamburg, Germany
,
K Keller
3   Universität zu Köln, Medizinische Fakultät und Uniklinik Köln, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft, Lehrstuhl für Versorgungsforschung, Köln, Germany
,
H Lange
1   Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Germany
,
N T Sibert
1   Deutsche Krebsgesellschaft e.V., Berlin, Germany
,
C Kowalski
2   Arbeitsgemeinschaft der DKG-zertifizierten Deutschen Darmkrebszentren e. V., Hamburg, Germany
› Author Affiliations
 
 

Einleitung Krebserkrankungen und ihre Behandlungen gehen oft mit weitreichenden bio-psycho-sozialen Einschränkungen der Funktionsfähigkeit einher. Etwa ein Drittel der Betroffenen ist daher auf externe Unterstützung bei den grundlegenden Aktivitäten des täglichen Lebens angewiesen [1]. Physiotherapie ist ein integraler Bestandteil bei der Verbesserung der Funktionsfähigkeit dieser Personen [2] [3]. Während eine stationäre Rehabilitation bei onkologischen Indikationen standardmäßig bewilligt wird [4], ist unklar, wie häufig eine weiterführende therapeutische Behandlung angestrebt wird. Ziel der Arbeit ist es daher, die Häufigkeit der Heilmittelempfehlung am Ende der Rehabilitation zu ermitteln und zu untersuchen, in welchen rehabilitationsbezogenen und soziodemografischen Eigenschaften sich Krebspatient:innen mit und ohne Empfehlung unterscheiden.

Material und Methodik Auf Grundlage des Scientific Use Files „Abgeschlossene Rehabilitation im Versicherungsverlauf 2012–2019“ der Deutschen Rentenversicherung wird aus dem Entlassungsbericht onkologischer Rehabilitand:innen die Empfehlung für Heil- und Hilfsmittel stratifiziert nach rehabilitationsbezogenen, demografischen und sozioökonomischen Merkmalen untersucht.

Ergebnisse Von insgesamt 95.957 Rehabilitand:innen erhielten 20% (n=19.185) die Empfehlung eines weiteren Hilfs- oder Heilmittels. Dabei war der Anteil derjenigen, die eine Empfehlung erhielten, unter Frauen höher als unter Männern (16% vs. 22%) und unter Personen mit mehr Komorbiditäten (≥3: 24%) höher als unter Personen ohne eine weitere Erkrankung (15%). Auch war der Anteil höher unter Personen mit einem Tumor im Mundbereich (C00-14: 50%), des Knochens (C40-41: 52%) sowie des zentralen Nervensystems (C69-72: 53%) und niedriger bei Personen mit gastroinstestinalen Tumoren (C15-21: 13%) oder Krebs der männlichen Genitalorgane (C60-63: 10%). Zwischen den Bildungs- (ISCED 1–7: 18–22%) und Einkommensniveaus (Niedrigstes Terzil: 20%, höchstes Terzil: 18%) zeigten sich geringe Unterschiede.

Zusammenfassung Im Reha-Entlassbericht erhalten ein Fünftel aller onkologischen Rehabilitand:innen eine Empfehlung für ein anschließendes Hilfs- oder Heilmittel. Der Anteil unterscheidet sich dabei vor allem zwischen verschiedenen Entitäten. Die stationäre Rehabilitation kann eine entscheidende koordinierende Funktion für die ambulante Therapie von Personen mit Krebs einnehmen. Die Ergebnisse sollen im Weiteren mit den Empfehlungen onkologischer Leitlinien verglichen und Modelle zur Vorhersage der Empfehlung entwickelt werden.


Interessenskonflikt

Johannes Soff ist angestellt bei der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und der Arbeitsgemeinschaft deutscher Darmkrebszentren e.V. Er erhält aktuell institutionelle Fördermittel für wissenschaftlich-initiierte Forschung von der DRV-Bund.


Publication History

Article published online:
21 May 2025

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