Diabetologie und Stoffwechsel 2025; 20(S 01): S85
DOI: 10.1055/s-0045-1807526
Abstracts | DDG 2025
Poster
Posterwalk 12: Pädiatrische Diabetologie & Versorgungsforschung

Strukturierte Insulintherapie-Schulungen für Typ-2-Diabetes in Hessen: Fokus auf intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT) und Defizite bei weniger komplexen Therapie-Formen

B Mertes
1   MVZ Cardioangiologisches Centrum Bethanien, Abteilung für Diabetes, Frankfurt a. M., Germany
,
S Gödde
1   MVZ Cardioangiologisches Centrum Bethanien, Abteilung für Diabetes, Frankfurt a. M., Germany
,
N Kuniß
2   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
,
G Kramer
2   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
,
C Kloos
2   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
,
T Uebel
3   Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund: Analysen der umsatzstärksten Arzneimittel zeigen, dass die intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT) die am häufigsten verordnete Insulintherapie-Form in der Regelversorgung des Typ-2-Diabetes ist. Unklar ist jedoch, ob sich dieses Verordnungsverhalten auch in den Therapie-Formen widerspiegelt, die in strukturierten Behandlungs- und Schulungsprogrammen (SSP) vermittelt werden.

    Fragestellung: Spiegelt sich das Verordnungsverhalten der Insulintherapie-Formen in der Regelversorgung des Typ-2-Diabetes in den SSP wider?

    Methoden: Zur Analyse wurden die abgerechneten Gebührenordnungspositionen (GOP) zugelassener SSP in einer Kohorte von 197.147 AOK-Versicherten in Hessen mit Typ-2-Diabetes ((Ø-Alter 68,0 Jahre; 50,5% männlich; ICD-Code E11.-) im 4. Quartal 2023 ausgewertet. Erfasst wurden GOP aller Schulungsarten. Die GOP der Qualitätspauschale diente zur Ermittlung vollständiger Schulungsteilnahmen. Therapie-Formen wurden anhand der Curricula rekonstruiert. Personen mit mindestens einer Insulinverordnung (ATC-Code A10A) wurden der Insulingruppe, alle anderen der Nicht-Insulingruppe zugeordnet. Schulungen für die Blutdruckbehandlung oder Hypoglykämie-Wahrnehmung wurden nicht berücksichtig. Es wurde angenommen, dass die Zuweisung zu den Schulungen korrekt erfolgte.

    Ergebnisse: 75,6% (n=149.122) gehörten zur Nicht-Insulingruppe und 24,4% (n=48.025) zur Insulingruppe. Insgesamt nahmen 0,912% (n=1.797) an einem SSP teil. In der Nicht-Insulingruppe besuchten 0,742% (n=1.107) drei verschiedene SSP zur Therapie ohne Insulin. In der Insulingruppe nahmen 1,437% (n=690) an fünf verschiedenen SSP teil. Die Insulintherapie-Formen waren 62,3% (n=430) ICT, 17,1% (n=118) konventionelle Insulintherapie (CT), 9,6% (n=66) und 7,5% (n=52) verschiedene Therapie-Formen (BOT oder CT oder SIT) und 3,5% (n=24) Therapie mit Intermediärinsulin zur Nacht oder Kombination aus SIT und Intermediärinsulin zur Nacht. Die vollständige Schulungsteilnahme konnte nur für die ICT-Schulung bestimmt werden, die von 60% (n=258) der Teilnehmenden absolviert wurde.

    Diskussion: Die Schulungsteilnahme ist insgesamt niedrig. Eine differenzierte Bewertung erfordert eine genauere Untersuchung der Faktoren, die die Schulungsteilnahme beeinflussen. Die hohe Beteiligung an ICT-Schulungen spiegelt die Verordnungszahlen wider. Weniger komplexe Therapie-Formen werden seltener geschult, was auf eine Abweichung von Leitlinienempfehlungen hindeutet. Da vollständige Schulungsteilnahmen nur für ICT erfasst wurden, ist unklar, ob ähnlich niedrige Teilnahmequoten für andere Insulintherapie-Formen vorliegen. Unklar bleibt zudem, inwiefern die vermittelten Therapie-Formen in der Praxis angewendet werden. Zukünftige Forschung sollte untersuchen, warum Schulungen für weniger komplexe Insulintherapie-Formen trotz Leitlinienempfehlungen selten geschult werden und ob strukturelle oder wahrnehmungsbezogene Barrieren eine Rolle spielen.


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    Interessenkonflikt

    Der Erstautor ist angestellter des MVZ und Leiter der Abteilung. Er und die Koautorinnen und Koautoren führen keine Beratungs- bzw. Gutachtertätigkeiten durch, besitzen keine Geschäftsanteile, Aktien, Fonds, Patente, Urheberrechte, Verkaufslizenzen und erhalten keine Honorare. Die Untersuchung wurde mit privaten Mitteln und vom MVZ CCB finanziert. Andere finanzielle Beziehungen oder immaterielle Interessenkonflikte liegen nicht vor.

    Publication History

    Article published online:
    28 May 2025

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