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DOI: 10.1055/s-0045-1807315
Neuroimaging-gestützte Charakterisierung von Schlafstörungen und Depressionen
Einleitung Schlafstörungen und Depressionen sind weit verbreitete psychische Erkrankungen, die häufig komorbid auftreten und erhebliche Beeinträchtigungen für die Betroffenen mit sich bringen. Zudem wird ein bidirektionaler Zusammenhang vermutet, da Schlafstörungen das Risiko für die Entwicklung einer Depression erhöhen und umgekehrt depressive Symptome mit Schlafstörungen assoziiert sind.
Methode In dieser Studie wurden Daten von 1.429 Proband:innen analysiert, darunter n = 576 gesunde Personen, n = 222 Personen mit Schlafstörungen, n = 262 Personen mit depressiven Symptomen und n = 369 Personen mit sowohl Schlafstörungen als auch Depressionen. Die depressive Symptomatik wurde mithilfe der Hamilton-Depressionsskala (HAM-D) erfasst. Zur Untersuchung mikrostruktureller Veränderungen der weißen Substanz wurden strukturelle, diffusionsgewichtete Magnetresonanztomographie-Daten (DTI) erhoben und mittels fraktioneller Anisotropie (FA) in einem 2x2 Design analysiert.
Ergebnisse Im Vergleich zu depressiven Personen mit Schlafstörungen zeigten gesunde Proband:innen mit Schlafstörungen erhöhte FA-Werte in mehreren Fasertrakten, darunter der linke corticospinale Trakt, der Forceps major, der linke inferior fronto-occipitale Fasciculus sowie der linke longitudinale Fasciculus. Zudem wiesen gesunde Proband:innen mit Schlafstörungen im Vergleich zu depressiven Personen ohne Schlafstörungen höhere FA-Werte im linken corticospinalen Trakt, im rechten superioren longitudinalen Fasciculus und dessen temporalen Anteil auf. Eine Post-hoc-Korrelationsanalyse ergab jedoch keine signifikante Assoziation zwischen diesen FA-Veränderungen und der Depressivität, was darauf hindeutet, dass Schlafstörungen unabhängig von depressiven Symptomen mit mikrostrukturellen Veränderungen der weißen Substanz assoziiert sein könnten. Gesunde Personen ohne Schlafstörungen zeigten im Vergleich zu gesunden Proband:innen mit Schlafstörungen niedrigere FA-Werte im linken superioren longitudinalen Fasciculus sowie im temporalen Anteil des rechten superioren longitudinalen Fasciculus.
Schlussfolgerung Die Befunde weisen auf eine mögliche Beteiligung des superioren longitudinalen Fasciculus an Schlafstörungen hin. Die beobachteten mikrostrukturellen Veränderungen könnten Hinweise auf neurobiologische Mechanismen liefern, die der Pathophysiologie von Schlafstörungen zugrunde liegen. Zukünftige Studien sollten diesen Zusammenhang weiter untersuchen, insbesondere im Hinblick auf dessen potenzielle Relevanz für die Entwicklung gezielter therapeutischer Interventionen.
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Publication History
Article published online:
30 April 2025
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