Pharmacopsychiatry 2025; 58(03): 144
DOI: 10.1055/s-0045-1807303
Abstracts | AGNP/DGBP
Poster

Was heißt hier Remission? Eine Sekundäranalyse der longitudinalen EMC-Studie

A Haag
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
K Kachel
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
L Hepke
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
S Wagner
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
J Engelmann
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
A Tadic
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
,
K Lieb
1   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Mainz, Mainz
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung: Depressionen gehen mit Einschränkungen der Lebensqualität einher. Zur Therapieevaluation werden häufig klinische Ratings eingesetzt. Es ist aber fraglich, inwiefern eine Remission laut dieser Ratings auch eine Remission von Lebensqualitätseinbußen beinhaltet.

    Methode: Depressive Patienten erhielten über 8 Wochen Escitalopram oder Venlafaxin. Es wurden depressive Symptome mit Fremdratings (HAMD-17) und Selbstratings (IDS-SR) sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität (Selbstrating, SF-12) erfasst. Untersucht wurde die Übereinstimmung der Remissionsbeurteilung von Fremd- und Selbst-Rating sowie der Zusammenhang mit (noch) altersnormgerechter Lebensqualität (PR > 20).

    Ergebnis: Von 613 Teilnehmenden zeigten 348 (57 %) laut Fremdrating eine Remission (HAMD-17 Score < 9), 283 (46 %) laut Selbstrating (IDS-SR Score < 14). Bei 86 (14 %) fand sich keine Übereinstimmung, wobei das Fremdrating in 75 Fällen (12 %) eine Remission anzeigte, das Selbstrating nicht. Für eine substanzielle Überlappung der klinischen Remission mit altersnormgerechter Lebensqualität sprachen hohe (punkt-biserale) Korrelationen mit allen drei Lebensqualitätsfaktoren mit Fremd- wie Selbstrating („Körperliches Befinden“: r = 0,618 und r = 0,668; „Psychisches Befinden“: r = 0,696 und r = 0,752, „Emotionale Rollenfunktion“: r = 0,608; r = 0,654). Das Selbstrating zeigte eine höhere Sensitivität und einen höheren positiven prädiktiven Wert (PPV) für eine altersnormgerechte Lebensqualität beim Faktor „körperliches Befinden“ (96 % vs. 80 % und 91 % vs. 83%). Für „psychisches Befinden“ ergab sich eine niedrigere Sensitivität für das Selbstrating (67 % vs. 81 %) jedoch ein höherer PPV (98 % vs. 92 %). Für den Faktor „emotionale Rollenfunktion“ war das Selbstrating sensitiver (81 % vs. 72 %) und der PPV höher (98 % vs. 92%).

    Schlussfolgerungen: Wie gut die Remission der Depression (laut Fremd- und Selbstrating) mit einer altersnormgerechten Lebensqualität überlappt, hängt vom Lebensqualitätsbereich ab, wobei teils das Selbst- teils das Fremdrating besser übereinstimmt. Dies legt nahe, neben klinischer Fremd- und Selbstratings (ausgewählte?) Bereiche der Lebensqualität zur Therapieevaluation mit zu erfassen.


    Publication History

    Article published online:
    30 April 2025

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