Osteologie 2025; 34(02): 153
DOI: 10.1055/s-0045-1804988
Abstracts

Einsatz von Romosozumab bei erwachsenen Patienten mit Osteogenesis Imperfecta aufgrund einer COL1A-Variante: Erste Ergebnisse aus einem Real-World-Setting

F Genest
1   Universität Würzburg, Klinische Studieneinheit/Klinische Osteologie, Würzburg
,
L Seefried
1   Universität Würzburg, Klinische Studieneinheit/Klinische Osteologie, Würzburg
› Author Affiliations
 

Einleitung: Osteogenesis Imperfecta (OI) ist eine seltene, genetisch bedingte Skeletterkrankung mit gesteigertem Frakturrisiko aufgrund einer gestörten Kollagensynthese. Neben dem alltäglichen Einsatz von Bisphosphonaten werden in pädiatrischen Studien inzwischen auch Sclerostin-Antikörper zur Reduktion des Frakturrisikios bei OI evaluiert. Der Sclerostin-Antikörper Romosozumab ist in der Behandlung von Patientinnen mit manifester Osteoporose seit einigen Jahren gut etabliert. Ziel dieser retrospektiven Analyse war daher die Evaluation des Einsatzes von Romosozumab bei Erwachsenen Patienten mit manifester Osteoporose im Kontext einer Osteogenesis Imperfecta.

Methode: Zielparameter dieser Analyse waren das Auftreten von Frakturen sowie die Veränderungen der Knochendichtewerte (T-Score) an der Lendenwirbelsäule (LWS) und dem proximalen Femur. Zudem wurden biochemische Marker des Knochen- und Mineralstoffwechsels erfasst: Alkalische Phosphatase (AP), P1NP, CTX, Parathormon (PTH), Vitamin D, Calcium und Phosphat.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 13 Patientinnen mit molekulargenetisch (n=10) bzw. klinisch (n=3) vordiagnostizierter OI mit einem mittleren Alter von 53,8 (±13,5) Jahren in die Analyse eingeschlossen. Die Patientinnen hatten durchschnittlich 24,8 (±27,1) Vorfrakturen und die mittlere Frakturrate im Jahr vor Behandlungsbeginn lag bei 2,0 (±1,4). 11 Patientinnen waren in der Vorgeschichte bereits mit Bisphosphonaten (BP) vorbehandelt. Die Mittelwerte (±SD) für Körpergröße, Gewicht und BMI lagen bei 139 (±18)cm, 50,2 (±15,6)kg und 25,6 (±4,6)kg/m². Alle Patientinnen komplettierten die Behandlung mit Romosozumab über 12 Monate bei begleitender leitlinienkonformer Basistherapie. Klinisch kam es während der osteoanabolen Behandlung zu keinen neuen Frakturen. Die Behandlung führte zu einer signifikanten Zunahme des T-Scores an der LWS von -3,6 (±1,1) auf -3,1 (±1,3) (p=0,044). Der Zugewinn bei Patientinnen nach BP-Vorbehandlung war mit+0,39 (±0,66) tendenziell geringer, als ohne BP Vorhandlung+1,6 (±0,4) (p=0,200). Am proximalen Femur bzw. Femurhals ergaben sich jeweils keine signifikanten Verbesserungen der T-Score Werte (p=0,893 bzw. p=0,279). Die Laborparameter zeigten bei großer interindividueller Variabilität abhängig von Krankheitsausprägung und Vorbehandlung keine sig. Veränderungen im Verlauf. Therapiebedingte unerwünschte Ereignisse ergaben sich nicht.

Diskussion: Die Ergebnisse unterstützen eine frakturpräventive Wirksamkeit einer Sclerostin-Inhbition bei Erwachsenen Patienten mit Osteogenesis Imperfecta in einem Real-World-Setting. Der mitigierte BMD Zugewinn nach BP Vorbehandlung deckt sich mit vorliegenden Erkenntnissen aus Osteoporosestudien und legt nahe, dass ein frühzeitiger Einsatz dieser Option, idealer Weise als Erstlinientherapie vorteilhaft sein könnte.

Keywords: Osteogenesis Imperfecta, Sclerostin-Antikörper, Knochendichte, Anabole Therapiesequenz

Korrespondenzadresse: Franca Genest, Universität Würzburg, Klinische Studieneinheit/Klinische Osteologie, Brettreichstrasse 11, 97074 Würzburg, Deutschland, E-Mail: franca.genest@klh.de



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Article published online:
21 March 2025

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