Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0045-1804738
In Liquor veritas? Der Fall eines Guillan-Barré-Syndroms bei einer Miliar-Tuberkulose
Einleitung: Das gleichzeitige Auftreten eines Guillain-Barré-Syndroms (GBS) und einer Tuberkulose ist selten. Bei dem GBS handelt es sich um eine autoimmune demyelinisierende Polyneuroradikulopathie, die häufig nach bakteriellen oder viralen Infektionen auftritt. Unser Fall zeigt das Vorliegen eines GBS bei einer Patientin mit einer Miliar-TBC.
Fallbeschreibung: Eine 72-jährige Patientin wird mit Liegetrauma und rechtsbetonter schlaffer Tetraparese, sowie ausgefallenen Muskeleigenreflexen ins Spital eingeliefert. Liquorchemisch imponiert eine mittelgradige Schrankenstörung mit mäßiger Eiweißerhöhung ohne Zellnachweis. Die zunächst behandelnden neurologischen Kollegen gehen von einer sensomotorischen PNP aus. Im Weiteren fiebert die Patientin auf und es wird eine cervikale Lymphadenopathie im Bereich des M. sternocleidomastoideus gesehen. Die Biopsie ergibt die Diagnose LK-TBC. Im CT/MRT imponiert eine Miliar-TBC – eine cerebrale Beteiligung bleibt sehr fraglich. Die Patientin wird mit einer antituberkulösen Vierfachtherapie behandelt. Im Verlauf kommt es zur respiratorischen Insuffizienz mit Intubationspflicht. Nach erneuter Liquorpunktion wird der V.a. Aggravation eines GBS gestellt und die Patientin mit Ig i.v. behandelt. Es kommt zur leichten Verbesserung der Kraftgrade bds. sowie des Atemantriebs und der posttherapeutischen Neurographie. Es erfolgt bei Miliar-TBC mit respiratorischer Insuffizienz und möglicher cerebraler Beteiligung eine Steroidtherapie, die jedoch neurologisch keine signifikante Besserung ergibt. Die rechtsbetonte schlaffe Tetraparese bleibt und die Patientin zeigt sich trotz zwischenzeitlicher Entwöhnung in der Außerklinik beatmungspflichtig.
Zusammenfassung: Das gleichzeitige Auftreten eines GBS und TBC wird selten beschrieben. Es bleibt offen, ob eine TBC ein auslösender Faktor des GBS sein kann oder eine tuberkulöse Radikomyelitis ursächlich ist. Es zeigt sich, wie schwer begleitende neurologische Erkrankungen von einer ZNS-Beteiligung einer TBC abzugrenzen sind. Der Fall demonstriert, dass ein GBS bei einer TBC als mögliche Begleiterkrankung bei neurologischer Symptomatik in Erwägung zu ziehen ist. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Neurologie, Pneumologie und Infektiologie ist hierbei essenziell.
Publication History
Article published online:
18 March 2025
© 2025. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Oswald-Hesse-Straße 50, 70469 Stuttgart, Germany