Nuklearmedizin 2025; 64(01): 54
DOI: 10.1055/s-0045-1804305
Abstracts │ NuklearMedizin 2025
Leuchtturm-Vorträge
Neuronuklearmedizin

Bildgebungsprädiktoren der Überlebenszeit bei Alzheimer-Erkrankung mit frühem Beginn

L Frings
1   Universitätsklinikum, Freiburg, Deutschland
2   Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Freiburg, Freiburg, Deutschland
,
J Brumberg
1   Universitätsklinikum, Freiburg, Deutschland
,
P T Meyer
1   Universitätsklinikum, Freiburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Ziel/Aim: Die Alzheimer-Erkrankung (AD) mit frühem Beginn (early-onset AD, EOAD) gilt als aggressiver Subtyp der AD mit schnellerem Progress. Wir untersuchten, ob die Überlebenszeit bei EOAD mittels molekularer Hirnbildgebung prädiziert werden kann.

Methodik/Methods: Wir identifizierten retrospektiv AD-Patienten mit molekularer Hirnbildgebung und verfügbarem Vitalstatus. Anhand des Alters (< 65 oder≥65 J) zum Zeitpunkt der Demenzabklärung wurden die Patienten der EOAD- oder late-onset AD (LOAD)-Gruppe zugeordnet. (1) Mittels Kaplan-Meier-Analysen wurde die mediane Überlebenszeit bei EOAD und LOAD berechnet. (2) Wir bestimmten die globale Amyloid-Belastung ([11C]PIB SUVR in neokortikalem Volume-of-Interest, VOI), Tau-Bindung ([18F]PM-PBB3 SUVR in Braak-Stadium-V-VOI) und Glukosemetabolismus ([18F]FDG SUVR im Landau Meta-VOI) und (a) verglichen diese zwischen EOAD und LOAD und (b) untersuchten den prädiktiven Wert für die Überlebensdauer mittels altersadjustierter Cox-Regression.

Ergebnisse/Results: 49/153 EOAD und 108/196 LOAD verstarben. 162 Patienten hatten eine [11C]PIB-PET, 42 eine [18F]PM-PBB3-PET und 203 eine [18F]FDG-PET bekommen.

(1) Die mediane Überlebenszeit war bei EOAD zwar 2,5 Jahre länger als bei LOAD (9,9 [8,9-13,0] vs 7,4 [6,6-8,8]), allerdings waren EOAD- zum Zeitpunkt der Demenzabklärung 16 Jahre jünger als LOAD-Patienten (58,2±4,4 versus 74,2±5,5), so dass EOAD-Patienten einen deutlich höheren Verlust an Lebensjahren aufwiesen.

(2) Die globale PIB-Bindung war (a) bei LOAD höher als bei EOAD (1,93±0,30 vs 1,84±0,28, p=0,056) und (b) mit einer geringeren Mortalität in der EOAD-Gruppe assoziiert (HR=0,15 [0,04-0,57], p=0,005), nicht aber bei LOAD (HR=0,67 [0,26-1,68], p>0,1). Die Tau-Bindung war (a) bei EOAD höher als bei LOAD (1,68±0,37 vs 1,44±0,20, p=0,016), hatte allerdings (b) keinen prädiktiven Wert (jeweils p>0,1). Der FDG-Uptake war (a) bei EOAD geringer ausgeprägt als bei LOAD (0,94±0,12 vs 1,00±0,12, p<0,001), hatte aber ebenfalls (b) keinen prädiktiven Wert (jeweils p>0,1).

Schlussfolgerungen/Conclusions: Patienten mit EOAD haben eine deutlich höheren Verlust an Lebensjahren als LOAD. Der paradoxe, scheinbar protektive Effekt von erhöhter Amyloid-Last bei EOAD bedarf weiterer Abklärung und könnte z.B. auf Co-Pathologien und verminderte Reserve zurück zu führen sein.



Publication History

Article published online:
12 March 2025

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