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DOI: 10.1055/s-0045-1802493
Der doppelte Aortenbogen als Ursache von Stridor – zwei lehrreiche Fälle
Einleitung: Vaskuläre Ringbildungen wie der doppelte Aortenbogen (DAB) können relevante Auswirkungen auf die tracheoösophageale Funktion haben. Als Symptom können Atemnebengeräusche auftreten. Ein biphasischer Stridor sollte zeitnah abgeklärt werden, da lebensgefährliche Komplikationen möglich sind.
Fallvorstellung: Wir berichten von zwei lehrreichen Fällen:
Fall 1: Ein 8 Monate altes Mädchen mit seit der Geburt vorliegendem biphasischen Stridor erlitt nach Fütterung von Wurst einen Atemstillstand und musste 26 Minuten reanimiert werden. Letztlich kam es zur Verlegung der Atemwege durch ein Stück Wurst im Ösophagus. In der Bildgebung (Echokardiographie, MRT) zeigte sich ein DAB als Korrelat des Stridors und Ursache des Wurstbolus. Nach Resektion des nicht dominanten Aortenbogens war endoskopisch eine Besserung der Trachealstenose zu verzeichnen, die sich auch in einer gebesserten Beatmungssituation zeigte. Die Verlegung ins heimatnahe Kinderkrankenhaus erfolgte am 2. postoperativen Tag. Die klinische Symptomatik war im Verlauf deutlich gebessert.
Fall 2: Bei einem weiblichen Säugling ergab sich bereits pränatal der V.a. auf einen DAB, der postnatal echokardiographisch aber nicht bestätigt werden konnte. Eine Tracheoskopie zeigte eine Malazie, aber keine Pulsationen. Das Kind hatte einen chronischen Stridor, mit 3 Lebensmonaten kam es zu einer infektbedingten respiratorischen Erschöpfung mit Intubationsnotwendigkeit. In der Bildgebung (Echokardiographie, MRT) bestätigte sich schließlich doch ein DAB als Korrelat des Stridors. Nach Resektion des nicht dominanten Aortenbogens lag eine gebesserte (Be-) Atmungssituation vor. Der postoperative Verlauf war bei Komplikationen (Pneumothorax, Infektion) etwas protrahiert. Die Verlegung ins heimatnahe Kinderkrankenhaus erfolgte am 5. postoperativen Tag.
Fazit: Vaskuläre Ringbildungen zeigen nicht immer klar zuordbare Symptome, selbst bei relevanter Kompression (1). Bei klinischen Symptomen wie Stridor oder bei bereits pränatal gestellten (Verdachts-) Diagnosen sollte eine zeitnahe interdisziplinäre Abklärung nicht verzögert werden. Hierzu gehören eine Echokardiographie (in Ruhe) mit Darstellung der großen thorakalen Gefäße sowie eine Atemwegsendoskopie und Schnittbildgebung. In entsprechenden Zentren werden die Korrekturoperationen mit hoher Qualität und niedrigen Komplikationsraten durchgeführt (2,3), intraoperativ bietet die Atemwegsendoskopie einen Mehrwert. Je früher die Operation stattfindet, desto besser erscheint das Outcome (2,3). Daher hat die pränatale Diagnostik einen hohen Stellenwert.
Zukünftig sollten die (inter-)nationalen Erkenntnisse in der Betreuung von Patienten mit prä- und postnatal diagnostizierten vaskulären Ringbildungen gesammelt und Handlungsleitfäden erstellt werden, insbesondere für a- oder nur mild symptomatische Patienten.
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Publication History
Article published online:
28 February 2025
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