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DOI: 10.1055/s-0045-1802303
Vom Konzept zum Clip: Erfahrungen und Best Practices beim Aufbau der Gesundheitskommunikation und einer Social-Media-Strategie im Fachdienst Gesundheit der Stadt Jena
Hintergrund: Die Digitalisierung und die essenzielle Bedeutung sozialer Medien in der Kommunikation stellen den Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) vor neue Herausforderungen in der Gesundheitsförderung. Als integraler Bestandteil der Gesundheitskommunikation spielt die effektive Nutzung digitaler Plattformen eine Schlüsselrolle bei der Stärkung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung. Theoretische Konzepte der Gesundheitskommunikation betonen die Notwendigkeit zielgruppengerechter und leicht zugänglicher Informationsvermittlung. In der Praxis sieht sich der ÖGD jedoch oft mit begrenzten Ressourcen und fehlendem Know-how im Bereich digitaler Medien konfrontiert. Der Fachdienst Gesundheit Jena erkannte diese Diskrepanz. Es wurde ein Modellprojekt im Rahmen des 1. Förderausrufs des Paktes für den Öffentlichen Gesundheitsdienstes Teil C entwickelt. Dies beinhaltete eine Social-Media-Strategie zur Gesundheitskommunikation, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
Umsetzung: Dank der Förderung wurde ein Multimedia-Studio eingerichtet, in dem seit Sommer 2024 wöchentlich 1-Minuten-Videos zur Gesundheitskommunikation produziert werden. Die Entscheidung für dieses kompakte Format basierte auf der Erkenntnis, dass kurze, prägnante Inhalte in sozialen Medien besonders effektiv sind. Die Umsetzung umfasste mehrere Schritte:
Netzwerkbildung: Aufbau von Kooperationen mit anderen Gesundheitsämtern (München, Frankfurt am Main, Erlangen) zum Erfahrungsaustausch.
Kompetenzaufbau: Durchführung von Kommunikationstrainings und Schulungen.
Infrastrukturaufbau: Einrichtung eines technisch ausgestatteten Studios durch eine Fachfirma.
Inhaltsentwicklung: Erarbeitung relevanter Gesundheitsthemen basierend auf evidenzbasierten Ansätzen.
Produktionsroutine: Etablierung eines wöchentlichen Produktionszyklus für die Videos.
Die Integration dieser Aktivitäten in die bestehende Öffentlichkeitsarbeit erforderte eine Anpassung interner Prozesse und eine enge Abstimmung mit verschiedenen Fachabteilungen.
Diskussion: Die Erfahrungen in Jena zeigen, dass der gezielte Einsatz von Social Media im ÖGD, insbesondere mit kurzen Videoformaten, ein geeignetes Instrument zur Stärkung der Gesundheitskompetenz der breiten Bevölkerung darstellt. Auch dienen diese Clips dem besseren Verständnis der Arbeit des Fachdienstes Gesundheit innerhalb der Stadtverwaltung.
Zu den Chancen zählen:
Erhöhte Reichweite und gesteigerte Kenntnisse der Angebote des Gesundheitsamtes
Verbesserte Fähigkeit zur schnellen und zielgerichteten Informationsverbreitung
Stärkung des Images des ÖGD als moderne, bürgernahe Institution
Herausforderungen bestehen in:
Kontinuierlicher Anpassung an sich ändernde Plattform-Algorithmen und Nutzungsgewohnheiten
Der Balanceakt
zwischen fachlicher Korrektheit und allgemeinverständlicher Darstellung
Sicherstellung der Nachhaltigkeit des Projekts über die initiale Förderphase hinaus
Die Übertragbarkeit des Jenaer Modells auf andere ÖGD-Einrichtungen erscheint vielversprechend, erfordert jedoch eine Anpassung an lokale Gegebenheiten und Ressourcen. Zukünftiger Forschungsbedarf besteht in der systematischen Evaluation der Wirksamkeit verschiedener digitaler Formate auf die Gesundheitskompetenz sowie in der Entwicklung standardisierter Best Practices für die digitale Gesundheitskommunikation im ÖGD.
Die im Rahmen des ÖGD-Paktes geförderte Initiative dient als Modell für die erfolgreiche Integration moderner Kommunikationsstrategien in den Öffentlichen Gesundheitsdienst und trägt so zur nachhaltigen Stärkung und Modernisierung des Sektors bei.
Die Umsetzung des Projektes ist finanziert durch die Förderung der Europäischen Union »NextGenerationEU«.
Publication History
Article published online:
11 March 2025
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