Hintergrund: In Deutschland sind nicht-übertragbare Erkrankungen (non-communicable diseases,
NCDs) die Hauptursache für mehr als 90% der Todesfälle. Einflussfaktoren auf die Gesundheit
sind vielfältig und stellen unser Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Mit
dem neu errichteten Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM)
wird eine Institution geschaffen, die den Bereich der Öffentlichen Gesundheit zukünftig
weiter stärken wird. Im Fokus stehen dabei die Prävention von nicht-übertragbaren
Erkrankungen sowie die Kommunikation mit der Bevölkerung, der Fachöffentlichkeit und
der Politik. Um dies auf der Grundlage von validen Daten zu erreichen, wird eine auf
die Public-Health-Forschung ausgerichtete Panel-Infrastruktur „Gesundheit in Deutschland"
[1] am BIPAM angesiedelt sein.
Methodik: Mittels der Panel-Infrastruktur sollen zukünftig Daten aus drei generischen Quellen
laufend und zeitnah auswertbar erhoben werden, und zwar Befragungsdaten, Messdaten
sowie Labordaten. Der primäre Erhebungsansatz ist der Online-Mode (CAWI), um die Geschwindigkeits-
aber auch die Datenqualitätsvorteile dieses Ansatzes vor allem bei Ad-hoc-Studien
voll auszuschöpfen. Für den probabilistischen Teil des Panels wurden aktuell mehr
als 45.000 aktive Panel-Teilnehmende rekrutiert. Im regulären Panel-Betrieb werden
die Teilnehmenden mehrmals im Jahr zu verschiedenen Gesundheitsthemen befragt. Zusätzlich
ist die Infrastruktur so ausgelegt, dass bei akuten Informationsbedarfen Daten ganzjährig
erhoben werden können. Ein weiteres Ziel ist die Integration digitaler Werkzeuge wie
Wearables als standardisierte Erfassungsinstrumente.
Die mit dem Panel erhobenen Daten zur öffentlichen Gesundheit, aggregiert mit weiteren
Sekundärdaten wie Versorgungs-, Abrechnungs- oder Registerdaten, werden im BIPAM generiert
und stehen auch für externe Forschungsinstitute sowie andere Zielgruppen, z.B. dem
ÖGD, zur Verfügung. Das Panel stellt somit eine umfassende Wissensbasis für die Public-Health-Forschung
in Deutschland bereit. Damit ermöglicht das zukünftige Bundesinstitut einen stärkeren
Austausch mit dem ÖGD mit dem Ziel, deren Bedarfe zielgerichtet zu ermitteln.
Ergebnisse: Im sequentiellen Mixed-Mode-Design für die CAWI-Teilnehmenden zeigen erste Daten
nach dem Einladungsversand, dass ca. 90% der Befragten ihre Bereitschaft zur erneuten
Teilnahme („Panelbereitschaft“) angeben. Etwa 80% dieser Gruppe haben die Panelregistrierung
über das Online-Double-Opt-In-Verfahren abgeschlossen. Weitere Ergebnisse, u.a. zur
Stichprobenzusammensetzung, werden auf der Tagung vorgestellt.
Schlussfolgerung: Mit "Gesundheit in Deutschland" wurde eine der größten probabilistischen
Panel-Infrastrukturen in der Public Health-Forschung geschaffen. Diese ermöglicht
es, Primärdaten zum Gesundheitszustand der deutschen Bevölkerung kontinuierlich und
zeitnah zu erfassen, aufzubereiten, auszuwerten sowie bereitzustellen. Das BIPAM als
zentraler Datenknotenpunkt für die Öffentliche Gesundheit zielt darauf ab, redundante
Strukturen in der Gesundheitsdatenlandschaft zu vermeiden, indem bestehende gesundheitsbezogene
Datenquellen identifiziert, integriert und angereichert werden. Mit der Bereitstellung
hochqualitativer und repräsentativer Daten fördert das BIPAM den umfassenden Ansatz
zur Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention und Bereitstellung von Dienstleistungen.