Gesundheitswesen 2025; 87(S 01): S22
DOI: 10.1055/s-0045-1801931
Abstracts │ BVÖGD, BZÖG, DGÖG, LGL
01.04.2025
Die vielfältigen Aufgaben des KJGD
11:30 – 13:00

„Daten für Taten im Kita-Alter“ – Das Projekt KitaGesund in Berlin-Neukölln

J Butler
1   Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden.
,
S Feller
2   Bezirksamt Neukölln von Berlin, Gesundheitsberichterstattung (GBE)
,
B Krutz
3   Bezirksamt Neukölln von Berlin, Kinder- und Jugendgesundheitsdienst
,
C Schefter
1   Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden.
,
M Mbomba
1   Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden.
,
T Petersen
1   Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden.
,
M Girbig
1   Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden.
,
A Seidler
1   Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus, Technische Universität Dresden.
› Author Affiliations
 

Hintergrund: Um Problemlagen und Herausforderungen möglichst frühzeitig zu erkennen und zielgruppenspezifische Maßnahmen zu entwickeln, sind belastbare Daten zur Kinder- und Jugendgesundheit, gerade auf der kommunalen Ebene, notwendig. Im BMG-geförderten Projekt KitaGesund wird an den Standorten Berlin, Dresden und Potsdam erforscht, inwieweit die Untersuchungen des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes (KJGD) (Kita-Reihenuntersuchung, Schuleingangsuntersuchung) sinnvoll verknüpft werden können. Die Ergänzung dieser Daten durch eine Elternbefragung, welche zusätzliche präventionsrelevante Informationen enthält, soll die Entwicklung von belastbaren Daten zur Kinder- und Jugendgesundheit auf kommunaler Ebene ermöglichen. Diese Ergebnisse kommen sowohl der kommunalen Gesundheitsberichterstattung (GBE) als auch der Arbeit im KJGD zugute. In Berlin nehmen die Bezirke Neukölln, Friedrichshain-Kreuzberg und Lichtenberg am Projekt teil. In diesem Beitrag wird der Stand des Projekts in Neukölln dargestellt.

Methoden: Da in Berlin die Ergebnisse der Kita-Reihenuntersuchung bislang weder standardisiert erhoben noch digital gespeichert wurden, mussten eingangs im Rahmen des Projekts einige Voraussetzungen geschaffen werden. In einer Arbeitsgruppe bestehend aus Vertreter:innen der KJGDs, der bezirklichen GBE und der TU Dresden wurde ein konsentierter Erhebungsbogen entwickelt, der auch von der Runde der leitenden KJGD-Ärzt:innen modifiziert und übernommen wurde. Bei der Entwicklung des Erhebungsbogens wurde Wert daraufgelegt, dass die gemessenen Parameter mit denen der Schuleingangsuntersuchung vergleichbar sind. Da es in den Berliner KJGDs keine Kapazitäten bzw. EDV-Ausstattung für die Eingabe der Untersuchungsergebnisse gab, wurde hierfür eine geeignete Eingabemaske für SoSciSurvey entwickelt, die von Mitarbeiter:innen der TU für die Digitalisierung der Ergebnisse in den beteiligten Bezirken verwendet wurde. Neben dem Dokumentationsbogen wurde auch ein Anamnesebogen entwickelt, der im Vorfeld der Untersuchung von den Eltern ausgefüllt wurde und Angaben zur sozialen Lage und einem eventuellen Migrationshintergrund der Familie enthielt.

Ergebnisse: Zum Zeitpunkt dieser Tagung werden voraussichtlich die letzten Schuleingangsuntersuchungen in Neukölln noch durchgeführt, so dass die längsschnittliche Zusammenführung der Daten der beiden Untersuchungen mit der Elternbefragung erst im Sommer 2025 erfolgen kann. Die digitalisierten Ergebnisse der Kita-Reihenuntersuchung 2023 liegen jedoch schon vor und bilden die Basis für bezirkliche Auswertungen – auch kleinräumig und differenziert nach der sozialen Lage und Herkunft der Familien. Dadurch, dass 2023 über 900 Kitakinder aus allen Teilen des Bezirks untersucht wurden, können zielgruppenspezifische Maßnahmen der Gesundheitsförderung für Kleinkinder entwickelt werden, die deutlich früher als die Schuleingangsuntersuchung ansetzen. Gerade in einem eher sozial benachteiligten Bezirk wie Neukölln ist dies bereits ein großer Erfolg.

Schlussfolgerungen: Durch die Analyse der verknüpften Routinedaten – ergänzt durch die Elternbefragung – werden im Rahmen des Projekts aussagekräftigere Daten zur Kindergesundheit in den beteiligten Kommunen erwartet. Diese werden zum einen zur Entwicklung von konkreten Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung im Setting Kita verwendet. Dieses Setting hat den Vorteil, dass hier besonders viele Kinder frühzeitig erreicht werden können – unabhängig von der sozialen Lage ihrer Familien. Langfristig soll durch das Projekt eine nachhaltige strategische Partnerschaft zwischen den beteiligten Gesundheitsämtern in den Berliner Bezirken, in Potsdam und in Dresden mit der Public Health-Forschung am Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der TU Dresden etabliert werden.



Publication History

Article published online:
11 March 2025

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