Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0044-1785770
Mangelernährung und die Verabreichung künstlicher Ernährung bei hospitalisierten Personen am Lebensende
Hintergrund: Bisher ist nur wenig über die Durchführung von Ernährungsinterventionen bei Personen am Lebensende bekannt. Die Ziele dieser Studie waren daher (1) die Erfassung der Prävalenz eines Mangelernährungs-Risikos sowie der umgesetzten Ernährungsinterventionen bei hospitalisierten Personen am Lebensende und (2) die Evaluierung des Zusammenhangs zwischen Lebensende und dem Einsatz künstlicher Ernährung.
Methode: Es wurde eine sekundäre Datenanalyse einer multizentrischen Querschnittstudie mit 12.947 erwachsenen hospitalisierten Personen durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgte mittels standardisiertem Fragebogen, die statistische Auswertung mittels deskriptiver Statistik, statistischen Tests sowie univariablen/multiplen logistischen Regressionsmodellen.
Ergebnisse: 706 (5,5%) Teilnehmer*innen befanden sich am Lebensende, davon hatten 41,1% ein Mangelernährungs-Risiko. Personen mit Mangelernährungs-Risiko am Lebensende erhielten signifikant mehr Ernährungsinterventionen als Personen mit Mangelernährungs-Risiko, die sich nicht am Lebensende befanden. Die multiplen Regressionsmodelle zeigten, dass Personen, die sich am Lebensende befanden (OR 2,63), von Diätolog*innen behandelt wurden (OR 6,02), an Demenz (OR 1,85) und Krebs erkrankt waren (OR 1,56) eine höhere Wahrscheinlichkeit für den Einsatz von Zusatznahrung (ONS) hatten. Auch der Einsatz von parenteraler Ernährung erhöhte sich in der Phase des Lebensendes (OR 1,68), bei Behandlung durch Diätolog*innen (OR 5,80), nach Operationen (OR 1,58), bei jüngerem Alter (OR 0,99), Pflegebedürftigkeit (OR 0,97), gastroenterologischen Erkrankungen (OR 2,92) und Krebs (OR 2,44). Es wurde kein Zusammenhang zwischen Lebensende und dem Einsatz enteraler Ernährung festgestellt.
Schlussfolgerung: Im Vergleich mit bestehender Literatur wird ersichtlich, dass in speziellen Palliativ-Einrichtungen weniger künstliche Ernährung verabreicht wird, als in allgemeinen Krankenhäusern (wie in der vorliegenden Studie). Basierend auf dieser Studie können jedoch keine Schlussfolgerungen über die Angemessenheit des Einsatzes von ONS und parenteraler Ernährung gezogen werden, da eine große Variabilität in der Prognose, den Wünschen und den Bedürfnissen der einzelnen Betroffenen und ihrer Angehörigen besteht. Jede Entscheidung über die Ernährung bei Patient*innen am Lebensende bleibt eine individuelle Entscheidung, die gemeinsam mit allen Beteiligten getroffen werden und auf den Grundsätzen von Advanced Care Planning beruhen sollte.
Publication History
Article published online:
22 May 2024
© 2024. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany