Zeitschrift für Komplementärmedizin 2018; 10(01): 52-57
DOI: 10.1055/s-0044-101566
Wissen
Stille Entzündung im Kieferknochen
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Entzündungssignal RANTES / CCL5 aus dem Kieferknochen

Johann Lechner
,
Volker von Baehr

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Publikationsdatum:
20. Februar 2018 (online)

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Summary

Hintergrund: Diese Studie behandelt die Frage, ob allgemeine und weit verbreitete zahnärztliche Eingriffe, wie Zahnextraktionen und operative Entfernung von Weisheitszähnen, zu chronischer Kieferknochenentzündung führen. Eine mangelhafte Wundheilung im Kieferknochen kann über Entzündungsmediatoren eine versteckte Ursache chronischer Erkrankungen sein.

Materialien und Methoden: Mittels Mutliplexanalyse untersuchen wir fettig-degenerativ osteonekrotisch / osteolytisch veränderten Kieferknochen (FDOK) in zwei Gruppen auf sieben Zytokine: 16 FDOK-Präparate postoperativ in Bereichen der retromolaren Weisheitszahngebiete und 19 Präparate von gesundem Kieferknochen.

Ergebnisse: Alle FDOK-Proben zeigen RANTES / CCL5 (R / C) und den Fibroblastenwachstumsfaktor (FGF)-2 als einzige stark überexprimierte Botenstoffe. Die FDOK-Proben zeigen im Mittel einen 30-fachen Überschuss von R / C und einen 20-fachen Überschuss von FGF-2 im Vergleich zu gesunden Kontrollgruppen.

Schlussfolgerungen: Da R / C in der Literatur als wichtiger Treiber von entzündlichen Erkrankungen diskutiert wird und onkogene Wirkung haben kann, verfolgen wir die Hypothese, dass FDOK infolge mangelhafter oder unvollständiger Wundheilung im Kieferknochen eine Quelle hyperaktivierter Signalwege ist. Dabei wirkt das FDOK-Areal als unentdeckter Herd einer „stillen Entzündung“. Aufgrund der R / C-Beteiligungen bei vielen Immunerkrankungen kann die chirurgische Beseitigung einer FDOK potenzielle Entwicklungen von entzündlich systemischen Erkrankungen positiv beeinflussen.