Einleitung Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) führen häufig zum vorzeitigen Erwerbsaustritt.
Mit Blick auf die Ausweitung der Lebensarbeitszeit stellen sie eine relevante Erkrankungsgruppe
dar. Wir analysieren Zeittrends und Bildungsungleichheiten in den Lebensjahren frei
von MSE und in den Lebensjahren frei von MSE, die im Erwerbsmarkt verbracht werden.
Methoden Auf Basis der Daten der AOK Niedersachsen (N=3,405,673) werden die Jahre frei von
MSE (Healthy Life Expectancy, HLE) und die Jahre im Arbeitsmarkt frei von MSE (Healthy
Working Life Expectancy, HWLE) für drei Perioden (2006-08, 2011-13, 2016-18) berechnet.
Bildungsungleichheiten (8-11 vs. 12+ Schuljahre) in der HLE und HWLE werden für die
mittlere Periode berichtet. Die Analysen basieren auf Multistate-Analysen.
Ergebnisse: Die Jahre frei von MSE nahmen über die Zeit bei beiden Geschlechtern leicht ab. Unter
den Frauen stieg die HWLE an, während sie bei den Männern konstant blieb. Der Anteil
der HWLE an den Arbeitsjahren insgesamt ging bei beiden Geschlechtern deutlich zurück.
Personen mit niedriger Bildung weisen eine deutlich niedrigere HLE und HWLE auf als
Personen mit hoher Bildung. Ihr Anteil an MSE-freien Jahren im Arbeitsmarkt ist deutlich
geringer.
Schlussfolgerung Im Fall der MSE kann der Anstieg der erkrankungsfreien Lebenszeit nicht mit dem Anstieg
der Lebensarbeitszeit Schritt halten. Dies unterstreicht die Bedeutung von Prävention,
die auf die muskuloskelettale Gesundheit der Erwerbsbevölkerung abzielt. Ein besonderer
Fokus sollte dabei auf Personen mit niedriger Bildung gelegt werden.