Hintergrund Kinder mit alveolokapillärer Dysplasie mit Misalignment der Lungenvenen (englisch:
alveolar capillary dysplasia with misalignment of pulmonary veins; ACDMPV) fallen
in der Regel bereits im Neugeborenenalter durch eine schwere respiratorische Symptomatik
mit therapierefraktärer pulmonaler Hypertension des Neugeborenen (PPHN) auf. Die Prognose
ist ungünstig mit einer Lebenserwartung von nur wenigen Lebensmonaten. Theoretisch
mögliche Therapieansätze bestehen in einer Palliation über einen zentralen Shunt [1] oder kurativ in einer Lungentransplantation, letztere allerdings nur in Einzelfällen,
meist bei Patienten mit atypischem Verlauf mit spätem Beginn der pulmonalen Symptomatik
[2].
Material und Methoden Wir präsentieren hier den klinischen Verlauf eines reifgeborenen Säuglings mit ACDMPV
und den diagnostischen Weg über whole exome sequencing (WES) zur Stellung dieser seltenen
Diagnose.
Fallschilderung Ein reifes weibliches Neugeborenes präsentierte sich nach unauffälliger Schwangerschaft
und Geburt am zweiten Lebenstag mit einer schweren Oxygenierungsstörung. Es bestand
eine respiratorische Globalinsuffizienz bei echokardiographisch nachgewiesener schwerer
PPHN. Trotz intensiver Beatmung, NO, Sildenafil und inhalativem Prostacyclin bestanden
eine nicht beherrschbare Oxygenierungsstörung und ein katecholaminrefraktäres Kreislaufversagen.
Von Lebenstag 5 bis 13 wurde eine veno-arterielle ECMO durchgeführt. Nach ECMO-Abgang
zeigte sich unter inhalativem NO, Sildenafil, Iloprost, zusätzlich auch Ambrisentan,
erneut eine therapierefraktäre pulmonalarterielle Hypertension (PAH) mit suprasystemischen
rechtsventrikulären Drücken. Als ursächlich für die PAH erwies sich eine über WES
diagnostizierte de-novo Mutation im FOXF1-Gen, die mit einer ACDMPV assoziiert ist.
Aufgrund der bei genetisch gesicherter Diagnose und nicht realistisch erreichbarer
Lungentransplantation als infaust eingeschätzten Prognose wurde die Therapie im Konsens
mit der Familie beendet.
Diskussion/Schlussfolgerung Zur Abklärung von genetisch bedingten Ursachen einer therapierefraktären PPHN/PAH
(Surfactantmangelsyndrome, histologische Lungenveränderungen) waren bislang aufwändige
Laboruntersuchungen und die histologische Untersuchung eines Lungenbiopsates erforderlich.
Mittels WES lassen sich diese genetischen Differentialdiagnosen rasch, günstig und
ohne Risiko für den Patienten abklären. Im beschriebenen Fall wurde die selten vorkommende
FOXF1-Genmutation, ursächlich für eine ACDMPV, diagnostiziert. Bei PAH/PPHN ist das
WES [3] inzwischen eine zeitlich konkurrenzfähige Alternative zu einer biochemischen Surfactant-Analytik
bzw. chirurgischen Lungenbiopsie.