Zusammenfassung
Hintergrund Die Anwendung von modernen Keramik-Keramik-Gleitpaarungen (Ceramic-on-Ceramic, CoC)
in der primären Hüftendoprothetik ist zunehmend und gut dokumentiert. Sie hat ihren
Stellenwert insbesondere bei jungen und aktiven Patienten und zeigt Vorteile hinsichtlich
Biokompatibilität, Abriebrate und Lubrikationseigenschaft. Dagegen ist die Gleitpaarung
in der Revisionsendoprothetik seltener genutzt und unzureichend untersucht. Ziel dieser
Übersichtsarbeit ist eine Analyse der vorliegenden Literatur zu CoC-Gleitpaarungen
in der Revisionsendoprothetik des Hüftgelenks.
Material und Methoden Es erfolgte eine systematische Literaturrecherche der MEDLINE-Datenbank, wobei ausschließlich
Artikel in englischer Sprache eingeschlossen wurden. Die initiale Suche ergab 555
Artikel, die nach Analyse definierter Ein- und Ausschlusskriterien auf 26 reduziert
wurden und zur Metaanalyse dieser Arbeit eingeschlossen werden konnten.
Ergebnisse In den analysierten Studien wurden insgesamt 1846 Operationen eingeschlossen, wobei
keine Level-I-Studie identifiziert werden konnte. In 18 Studien wurde auf Revisionen
mit Verwendung von CoC-Gleitpaarungen bei 111 Patienten aufgrund unterschiedlicher
Indikationen eingegangen. Bei insgesamt 6 dieser Studien wurden Outcome-Parameter
mittels Harris Hip Score (HHS) oder eines anderen Scoring-Systems erhoben, sodass
hier eine quantitative Datenanalyse durchgeführt werden konnte. Die Zeitspanne des
Follow-ups lag bei 2,1 – 19 Jahren mit einer mittleren Nachuntersuchungsdauer von
9,3 Jahren. Es zeigte sich ein gutes funktionelles Ergebnis, mit einem kumulativen
Mittelwert für den HHS von 87 Punkten. Die Luxationsrate lag bei 3,45% und das Risiko
eines Keramikbruchs des Aluminiumoxidkopfes bei 0,35% (1 Studie). Squeaking wurde
als Komplikation der CoC-Gleitpaarung bei Revisionen in 3 Studien berichtet, mit einer
kalkulierten Inzidenz von 0,52%.
Schlussfolgerung Moderne CoC-Gleitpaarungen zeigen in präklinischen und retrospektiven Studien im
Revisionsfall Vorteile und sind eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichen
Verfahren. Dies gilt insbesondere für jüngere Patienten und Wechselsituationen mit
erhöhtem Luxationsrisiko, Zementallergien, Protheseninfektion und stattgehabten Keramikbrüchen.
Es fehlen randomisierte kontrollierte Studien, die Gleitpaarungen hinsichtlich Luxationsraten,
Materialversagen oder klinischem Outcome vergleichen, um eine optimale Lösung im Revisionsfall
empfehlen zu können.
Schlüsselwörter
Revisionsendoprothetik - Keramik-Keramik - Gleitpaarungen - Metaanalyse