Dialyse aktuell 2017; 21(S 01): s3
DOI: 10.1055/s-0043-122813
Zum Thema
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Urämie-Toxin-Elimination

Markus van der Giet
1   Berlin
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
11 January 2018 (online)

Seit über 100 Jahren versucht man, das terminale Nierenfunktionsversagen mittels einer Dialysebehandlung zu therapieren. Wusste man bei den ersten Entwicklungen der Dialyse eigentlich noch nicht genau, was man entfernen wollte, so erkannte man in den letzten Jahren, dass bei terminaler Nierenfunktion zahlreiche Substanzen im Körper des Patienten akkumulieren und für die exzessive Morbidität und Mortalität der Patienten verantwortlich sind. Man klassifizierte diese Substanzen als Urämietoxine. Insgesamt wurden 3 Gruppen definiert: kleine, v. a. wasserlösliche Substanzen, mittelgroße Substanzen (Mittelmoleküle) und proteingebundene Substanzen.

Durch Entwicklungen der letzten Jahrzehnte ist man bei der Elimination der kleinen wasserlöslichen Substanzen und auch Mittelmoleküle sehr erfolgreich gewesen. Jedoch ist trotzdem v. a. die sehr hohe kardiovaskuläre Mortalität der Dialysepatienten in den letzten Jahrzehnten nicht wesentlich gesunken. Daher ist man sich bewusst geworden, dass v. a. die proteingebundenen Urämietoxine einen nicht unerheblichen Anteil an der hohen kardiovaskulären Mortalität haben. Der erste Artikel gibt einen Überblick über den derzeitigen Stand und neue Entwicklungen, um v. a. die noch nicht ausreichend reduzierbaren, eiweißgebundenen Urämietoxine zu eliminieren.

Der zweite Artikel setzt einen ganz anderen Akzent in der Diskussion der Urämietoxine. Hier wird die Bedeutung des mikrobiellen Milieus im Darm beschrieben, die eine nicht unerhebliche Quelle für Urämietoxine darstellt, die von den Mikroben des Darmes gebildet und über den Darm resorbiert, aber nicht mehr renal eliminiert werden können. V. a. auch Änderungen des Darmmilieus können zu einer vermehrten Bildung der Urämietoxine führen mit entsprechend dramatischen Folgen für den Patienten. Auch hier gibt es Ansätze, dieses Mikrobiom in Dysbiose zu optimieren, auch wenn die therapeutischen Anwendungen leider noch in den ersten Ansätzen stecken.

Im Journal-Club wird ein aktueller Artikel vorgestellt, der sich mit der Frage beschäftigt, welches der modernen Dialyseverfahren (High-Flux-Dialyse vs. Online-Hämodiafiltration) für Patienten über 65 Lebensjahre Vorteile haben kann. Es geht um die bessere Verträglichkeit und auch die verbesserte Elimination von Urämietoxinen, welche in der Konsequenz auch diesen Patienten im Alltag einen Vorteil bietet. Wichtig ist die Untersuchungen auch in der Hinsicht, dass bei Patienten über 65 Lebensjahre nicht selten die Option der Transplantation nicht infrage kommt, sodass das optimale Nierenersatzverfahren definiert werden muss.

Ich hoffe, ich habe Ihr Interesse am Lesen geweckt, und wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre!