Aktuelle Rheumatologie 2018; 43(04): 267-270
DOI: 10.1055/s-0043-121441
Kunst und Rheuma
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Niki de Saint Phalle 1930–2002. Kunst und Krankheit im lebenslangen Dialog

Henning Zeidler
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Publication Date:
23 August 2018 (online)

Niki de Saint Phalle, wurde 1930 in Neuilly-sur-Seine, nahe Paris, geboren, als Tochter des Count André-Marie Fal de Saint Phalle, Nachkomme einer der ältesten französischen Adelsfamilien, und seiner amerikanischen Frau. Sie wuchs in einer bikulturellen Situation in New York mit einer französischen Erziehung zu Hause auf, aber als eine Amerikanerin in ihrem Umfeld. Mit 18 Jahren heiratete sie heimlich ihren Jugendfreund Harry Mathews. Nach einem „Nervenzusammenbruch“ mit stationärem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik entdeckt sie die Malerei als Hilfe zur Bewältigung ihrer Krise und beschließt, Künstlerin zu werden. Niki, wie sie sich vorzugweise nennen ließ, begann ihre künstlerische Laufbahn mit Collagen. Sie schloss sich der Künstlergruppe „Nouveaux Realistes“ an und wurde schlagartig bekannt mit ihren „Schießbildern“, die um 1955 entstehen. Später ist ihr Werk durch sehr farbige Skulpturen und Installationen aus Polyester gekennzeichnet. Ihre fantasievolle Kreativität ließ sie ferner Filme produzieren, Bücher schreiben und illustrieren, Stühle, Vasen und Lampen designen, und sogar Parfüme kreieren. Niki hat in Hannover bedeutsame Spuren ihrer Kreativität hinterlassen [1]: So finden sich seit 1974 am Hohen Ufer die Nanas, die zum Wahrzeichen der EXPO-Stadt wurden [2]. Nach ihren fantasievollen Plänen wurde die Grotte im Großen Garten neu gestaltet [3]. Sie wurde 2000 Ehrenbürgerin der Stadt und schenkte dem Sprengel Museum über 400 Werke; nirgendwo sonst gibt es so viele Arbeiten von ihr [4].

Ihr Leben ist durch eine Vielzahl von seelischen und physischen Belastungen gekennzeichnet, die sich in ihrem künstlerischen Werk widerspiegeln: Missbrauch durch ihren Vater als Jugendliche, frühe Trennung von der Familie, Nervenzusammenbruch, rheumatoide Arthritis, chronische Lungenerkrankung und ihre turbulente, krisenhafte Verbindung mit dem Künstler Jean Tinguely, ihrem späteren Mann in 2. Ehe [5].

 
  • Literatur

  • 1 Website hannover.de/ Herrenhäuser-Gärten/Grotte/Niki-de-Saint-Phalle. Im Internet: https://www.hannover.de/Herrenhausen/Herrenh %C3 %A4user-G %C3 %A4rten/Grotte/Niki-de-Saint-Phalle.Stand: 20.07.2017
  • 2 Website hannover.de/Sehenswürdigkeiten/Nanas. Im Internet: https://www.visit-hannover.com/Media/01-DATA-Neu/Bilder/HMTG/Sehensw %C3 %BCrdigkeiten/Panorama/Nanas . Stand: 20.07.2017
  • 3 Niedersachsen – Ausflugsziele. Hannover – Herrenhäuser Gärten – Niki de Saint Phalle Grotte. Im Internet: http://www.quermania.de/niedersachsen-bremen/hannover/grotte-grosser-garten.php. Stand: 20.07.2017
  • 4 Hannoversche Allgemeine. 80. Geburtstag Niki de Saint Phalle – von (fast) allen geliebt. Im Internet: http://www.haz.de/Nachrichten/Kultur/Uebersicht/Niki-de-Saint-Phalle-von-fast-allen-geliebt. Stand: 20.07.2017
  • 5 Zeidler H. Niki de Saint Phalle’s lifelong dialogue between art and diseases: Psychological trauma of sexual abuse, transient selective IgA deficiency, occupational exposure to toxic plastic material, chronic lung disease, rheumatoid arthritis. Joint Bone Spine 2013; 80: 332-337
  • 6 de Saint Phalle N. Mon secret. Paris: Éditions de La Différence; 1994
  • 7 Kraft M. Ich umarme die Kunst als meine Erlösung und Notwendigkeit. Die Verarbeitung traumatischer Erfahrungen im Werk von Niki de Saint Phalle. In: Kraft H. (Hrsg.) Psychoanalyse, Kunst und Kreativität. Die Entwicklung der analytischen Kunstpsychologie seit Freud. 3 Aufl Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2008: 249-264
  • 8 de Saint Phalle N. Le paradis fantastique Montréal, 1966. In: Cardenas B, Krempel U, Pardey A. (Hrsg.) Niki & Jean. L’art et l’amour. München, Berlin, London, New York: Prestel; 2005: 117-120
  • 9 Lee AH, Levinson AI, Schumacher Jr HR. Hypogammaglobulinemia and rheumatic disease. Semin Arthritis Rheum 1993; 22: 252-264
  • 10 Hermaszewski RA, Webster AD. Primary hypogammaglobulinaemia: a survey of clinical manifestations and complications. Q J Med 1993; 86: 31-42
  • 11 Plebani A, Ugazio AG, Monafo V. et al. Clinical heterogeneity and reversibility of selective immunoglobulin A deficiency in 80 children. Lancet 1986; 8485: 829-831
  • 12 Koskinen S. Long-term follow-up of health in blood donors with primary selective IgA deficiency. J Clin Immunol 1996; 16: 165-170
  • 13 de Saint Phalle N. Briefe. In: Hulton P. editor. Niki de Saint Phalle. Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland. Bonn: Gerd Hatje; 1992: 177-118
  • 14 Aghamohammadi A, Cheraghi T, Gharagozlou M. et al. IgA deficiency: correlation between clinical and immunological phenotypes. J Clin Immunol 2009; 29: 130-136
  • 15 Aeschliman AG, Michel BA. Kunst und Rheuma. Zürich: Stutz Druck; 2012: 91
  • 16 de Saint Phalle N. Niki über Niki. In: Schulz-Hoffmann C. editor. Niki de Saint Phalle. Bilder – Figuren – Phantastische Gärten. München, Berlin, London, New York: Prestel; 2008: 28-29
  • 17 de Saint Phalle N. Harry and me. 1950–1960. The family years. Zürich; Bentelli; 2006