Diabetes aktuell 2017; 15(06): 231
DOI: 10.1055/s-0043-120912
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Diabetes – schwarz, gelb, grün

Antje Bergmann
1   Dresden
,
Peter E.H. Schwarz
1   Dresden
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Publication Date:
25 October 2017 (online)

Was bedeutet der bevorstehende Politikwechsel nach der Bundestagswahl 2017 für das Thema Gesundheit sowie insbesondere für die wichtige Prävention chronischer Erkrankungen? Schaut man sich die Programme der Parteien genauer an und sucht nach Statements zu Ernährung, körperlicher Aktivität, Tabak- und Alkoholkonsum zeigen sich erstaunliche Unterschiede.

Beim Blick in das Programm der CDU/CSU findet sich eine kleine Überraschung: Zum Thema allgemeine Prävention fokussiert die Parteiengruppe den völlig neuen Gesichtspunkt Digitalisierung. Diese kann und soll helfen, chronische Erkrankungen früh zu erkennen und ihnen vorzubeugen. Tabak- und Alkoholkonsum kommen im Programm der CDU/CSU nicht vor, zu den Themen Ernährung und körperliche Aktivität werden eher strategische Allgemeinheiten dargestellt. Allerdings wird im Bereich Ernährung konkret auf Verbraucherbildung im Kindesalter eingegangen – Kinder sollen geschult werden, gesunde Ernährungsentscheidungen zu treffen. Hinsichtlich körperlicher Aktivität werden der Vereinssport und der Spitzensport in Deutschland gelobt.

Auch im Programm der FDP werden Prävention, Tabak- und Alkoholkonsum und Ernährung nicht erwähnt, allerdings gibt es einen längeren Abschnitt zu körperlicher Aktivität. Der liest sich ähnlich dem im Programm der CDU, es geht vor allem um die Unterstützung von Sportvereinen. Allerdings legt die FDP hier einen anderen Schwerpunkt. Menschen sollen unabhängig von ihrem sozialen Status in einen Sportverein eintreten und aktiv werden. Außerdem soll eine Mitgliedschaft in einem Verein helfen, Kinderarmut zu bekämpfen und über ein Kindergeld 2.0 soll das Engagement in Sportvereinen unterstützt werden. Ein weiterer interessanter Gedanke der FDP ist, dass in Kitas Sportangebote, aber auch Musikangebote sowie Ergotherapie angeboten werden sollen, um so Kinder unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund gleichermaßen zu fördern.

Studiert man das Programm von Bündnis 90/Die Grünen im Hinblick auf diese Aspekte, findet man umfangreiche und auch sehr konkrete Pläne. Die Grünen favorisieren einen altersübergreifenden Präventionsansatz, der von Kita bis ins Rentenalter reicht und wünschen sich, dass alle gesellschaftlichen Sektoren ein gesundes Leben unterstützen. Die Grünen sind auch sehr konkret im Hinblick auf Tabak- und Alkoholkonsum. Sie fordern eine klare Beschränkung von Werbung und Marketing sowie eine bessere Aufklärung in allen gesellschaftlichen Bereichen. Außerdem soll der Konsum an den tatsächlichen langfristigen Gesundheitsrisiken orientiert reguliert werden. Im Hinblick auf die Ernährung sollen gesundes Schul- und Kitaessen unterstützt sowie der Werbung für ungesunde Kinderlebensmittel ein Riegel vorgeschoben werden. Weiterhin soll die Nahrungsmittelkennzeichnung einfach, verständlich und klar auf Nahrungsverpackungen zu finden und auch für Kinder verständlich sein. Die Grünen fordern als einzige städtebauliche Maßnahmen zur Schaffung einer bewegungsfreundlichen Umwelt. Städte sollen einen auf unterschiedliche Angebote abgestimmten Bewegungsplan erstellen, der in erster Linie körperliche Alltagsaktivität unterstützt. Am Ende äußern sich die Grünen auch sehr dezidiert zum Thema Sportförderung und setzen hier den Fokus auf Sport und Sportvereine als „gewaltfreie“ Zonen, um ein gesellschaftliches Miteinander und die Entwicklung von Kindern zu unterstützen.

Wenn diese 3 Parteien koalieren, bleibt zu hoffen, dass sie gemeinsam ihre Ziele verwirklichen können. Es gibt keinen konkreten Widerspruch innerhalb der Programme, alle Maßnahmen gehen in die gleiche Richtung: Dabei ist die FDP ist am kurzsichtigsten, die CDU denkt mittelfristig, aber mit einem zukunftsweisenden Ansatz und die Grünen sind diejenigen, die am nachhaltigsten orientiert sind. Eigentlich kann eine solche Koalition dem Präventionsgedanken in Deutschland nur hilfreich sein – warten wir es ab.