OP-Journal 2017; 33(03): 267-272
DOI: 10.1055/s-0043-120279
Fachwissen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der schwerstverletzte geriatrische Patient

Rene Aigner
,
Steffen Ruchholtz
,
Benjamin Bücking
Further Information

Publication History

Publication Date:
17 January 2018 (online)

Zusammenfassung

Die Inzidenz geriatrischer polytraumatisierter Patienten nimmt bedingt durch den demografischen Wandel und die zunehmende Mobilität älterer Menschen weiter zu. Häufigste Ursache im geriatrischen Kollektiv sind einfache Stürze aus zumeist niedriger bzw. Standhöhe. Hinsichtlich des Verletzungsmusters zeigen sich bei geriatrischen Schwerverletzten im Vergleich zu jüngeren Patienten vermehrt Schädel-Hirn-Traumata. Weiterhin von größter Relevanz ist das Thoraxtrauma, welches die Prognose des älteren Schwerverletzten entscheidend beeinflusst. Verletzungen der Extremitäten werden durch eine verminderte Knochenqualität und Muskelmasse begünstigt und sollten zur Prophylaxe von Sekundärkomplikationen frühzeitig belastungsstabil versorgt werden. Von großer Bedeutung ist bei geriatrischen Traumapatienten zudem eine adäquate Anamneseerhebung. Hierdurch können Informationen über wichtige Begleiterkrankungen und Medikamente erlangt werden. Gerade Kenntnis über eventuelle gerinnungshemmende Medikamente ist zur optimalen Versorgung älterer Schwerverletzter von größter Bedeutung. Bei ungünstigen Verläufen – gerade bei schweren SHT – müssen nicht selten End-of-Life Decisions getroffen werden, für die die Kenntnis des Patientenwillens essenziell ist. Insgesamt ist die Prognose verglichen mit jüngeren Schwerverletzten deutlich schlechter. Dies bezieht sich sowohl auf die kurzfristige Mortalität als auch auf das langfristige Outcome.

Abstact

Due to ongoing demographic changes and increased activity levels in the elderly the incidence of multiple trauma in geriatric patients increases. Simple falls from standing height represent the most common trauma mechanism in geriatric patients. Craniocerebral injuries are more common in geriatric trauma patients. Furthermore thoracic trauma is highly relevant in older patients sustaining multiple trauma as it is strongly associated with the prognosis. Injuries of extremities are worsened by reduced bone mineral density and muscle mass. To prevent secondary complications such as bedsores and nosocomial infections early weight bearing should be aimed by the treatment of extremity injuries. Adequate identification of medical history is crucial as information on comorbidities and medication is extremely important for optimal initial assessment and treatment of geriatric trauma patients. Especially anticoagulant treatment plays a major role. In case of adverse courses end-of-life decisions have to be taken in consideration. In these situations knowledge of the presumed wish of patients are essential. Overall prognosis is worse in geriatric multiple trauma patients compared to a younger sample, as short term mortality is increased and long term outcomes are impaired.