PSYCH up2date 2018; 12(03): 187-201
DOI: 10.1055/s-0043-119476
Organische psychische Störungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nichtpharmakologische Therapie der Demenzen

Eine Übersicht über psychosoziale Interventionen
Anne Göhner
,
Michael Hüll
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Publication Date:
14 May 2018 (online)

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In Deutschland leiden ca. 1,5 Millionen Menschen an einer Demenz. Der Vergleich epidemiologischer Studien über die letzten 50 Jahre zeigt, dass der Anteil der an einer Demenz erkrankten Menschen in jeder Altersgruppe sinkt. Trotzdem wird aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung jeder 4. – 5. Mensch in Deutschland in seinen letzten Lebensjahren unter einer Demenz leiden – verbunden mit hohen Anforderungen an Angehörige und das Gesundheitswesen.

Kernaussagen
  • Mit der Diagnose einer Demenzerkrankung ist die Prognose einer progredienten Symptomatik verbunden. In der Behandlung ist eine längerfristig vorausschauende Begleitung und Planung notwendig. Im Frühstadium ausgestellte Vorsorgevollmachten oder Schweigepflichtsentbindungen helfen später.

  • Im Frühstadium einer Demenz können beim Betroffenen psychische Anpassungsvorgänge wie bei anderen schweren somatischen Erkrankungen auftreten. Ein psychotherapeutischer Zugang, wenn auch erschwert durch die anfängliche Merkfähigkeitsstörung, ist möglich.

  • Eine Demenz hat schwerwiegenden Einfluss auf alle Beziehungen. Partner und Kinder werden selber psychisch gefordert und benötigen Unterstützung. Gerade bei Ehepartnern tritt oft erst bei Wegfall der Pflegebelastung durch Pflegeheimaufnahme oder Tod eine schwere depressive Symptomatik zutage.

  • Psychosoziale Interventionen richten sich stärker nach dem Demenzstadium und der Symptomatik als nach der Demenzursache aus. Bei frühen Krankheitsstadien können Unterschiede zwischen den Demenzerkrankungen aber auch für psychosoziale Interventionen eine Rolle spielen.

  • In klinischen Studien wurden und werden primär isolierte Einzelinterventionen erprobt, in der Praxis hingegen häufig mehrere Interventionen miteinander kombiniert. Wissenschaftlich untersucht wurden solche kombinierten Interventionen primär in Tagesstätten, Pflegeheimen und Kliniken mit zumeist mittelschwer Erkrankten.