neuroreha 2017; 09(03): 140
DOI: 10.1055/s-0043-119242
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Buchbesprechung: Klein, aber fein

Contributor(s):
Elrike Singendonk
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Publication History

Publication Date:
14 September 2017 (online)

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Auf dem überschaubaren Markt der medizinischen Fachliteratur zu neuromuskulären Erkrankungen, zudem in Zeiten ständig neuer diagnostischer Möglichkeiten, ist dieser schmale Band ein schönes Übersichtswerk auf aktuellem Stand. Er beinhaltet, übersichtlich angeordnet, eine Fülle an Informationen zum klinischen Bild, zu diagnostischen Maßnahmen, Prognose und Möglichkeiten der Therapie. Er eignet sich gut als Nachschlagewerk.

Großen Wert legen die Autoren auf sorgfältige Anamnese und klinische Untersuchung im geeigneten Setting. Ärztlichen Kollegen, an die sich das Buch wohl in erster Linie richtet, aber auch Ergo- und Physiotherapeuten sowie Logopäden wird ein strukturiertes Instrumentarium an die Hand gegeben, Entscheidungen für Diagnostik und Therapie treffen zu können.

Kapitel zu den einzelnen Erkrankungen vermitteln in verständlicher Sprache alles Wesentliche zum jeweiligen klinischen Verlauf und zur Diagnostik, anschaulich gewertet nach Häufigkeit bzw. Stellenwert und Aufwand. (Eine Definition, wie die Häufigkeit evaluiert wurde oder für wen der Aufwand entsteht, für Arzt, Labor, Patienten oder Krankenkasse, haben die Autoren allerdings nicht verraten.)

Es finden sich Hinweise, wann therapeutische Maßnahmen durch nichtärztliche Fachberufe relevant werden und zahlreiche nützliche und hilfreiche Literaturhinweise und Links.

Hinweise zur Therapieplanung stehen in funktionellem Zusammenhang mit Alltagsrelevanz und Lebensqualität der jungen Patientinnen und Patienten und ihrer Familien. Es gibt thematische Anhaltspunkte z. B. für Muskelkräftigung, Kontrakturprophylaxe, Atemtherapie und Hilfsmittelversorgung – auch unter Sichtung der dünnen einschlägigen evidenzbasierten Datendecke. Das Buch vermittelt Möglichkeiten und relevante Zeitpunkte für therapeutische Interventionen und deren Grenzen. Es bietet sowohl für im interdisziplinären, spezialisierten Behandlungsteam arbeitende als für auch niedergelassene Therapeutinnen und Therapeuten einen Leitfaden, an dem entlang das Therapieangebot mit den eigenen fachlichen Ressourcen zusammengestellt werden kann.

Zwar fehlen weitgehend Empfehlungen für konkrete Therapiekonzepte oder -komponenten, dies ist aber durchaus beabsichtigt, denn die Autoren berufen sich hierbei auf die fehlende Datenlage zu deren Wirksamkeit. Wer eine Einordnung beispielsweise der Ganzkörpervibrationstherapie auf Galileo-Geräten für SMA-Patienten sucht, sucht vergeblich, obwohl der interessierte Leser hierzu Studien und Publikationen finden kann.

Fazit Dennoch ist das Buch eine Bereicherung für Therapeuten auf unterschiedlichen Erfahrungsniveaus und der nicht eben niedrige Preis des Buches für eventuell schmale Therapeutengeldbörsen steht durchaus im Verhältnis zum Gewinn durch dessen Erwerb.