neuroreha 2017; 09(03): 104
DOI: 10.1055/s-0043-116984
Aktuelles aus der Forschung
Gelesen und kommentiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vorhersage von Gehfähigkeit im häuslichen Bereich nach Schlaganfall

Jan Mehrholz
1   SRH Hochschule für Gesundheit Gera, University of Applied Health Sciences, Neue Straße 28–30; 07548 Gera, URL: www.srh-gesundheitshochschule.de
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
14 September 2017 (online)

Zusammenfassung der Studie

Ziele

Ziel war es, die Gehfähigkeit im häuslichen Bereich mittels Aktivitätsmonitoren nach einem Schlaganfall anhand von klinischen Parametern vorherzusagen.


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Methodik

Design Sekundärdatenauswertung von zwei klinischen Studien der LEAPS-Studie (Locomotor Experience Applied Post-Stroke) und der FASTEST-Studie (Functional Ambulation: Standard Treatment vs. Electrical Stimulation).

Ein- und Ausschlusskriterien Eingeschlossen wurden Patienten nach Schlaganfall aus den o. g. Studien mit entsprechenden Ein- bzw. Ausschlusskriterien. Einschlusskriterien für beide Studien war eine gesicherte Schlaganfalldiagnose, zehn Meter Gehfähigkeit auch mit Hilfe und eine Gehgeschwindigkeit von weniger als 0,80 Meter/Sekunde.

Interventionen Es wurden die Intervention aus den o. g. Studien LEAPS und FASTEST durchgeführt.

Messungen Mittels Aktivitätsmonitoren wurde zwölf Monate nach Studienende die Gehfähigkeit im häuslichen Bereich unter realen Bedingungen erfasst und wie folgt definiert:

  • 100–2.499 Schritte pro Tag als Gehfähigkeit zu Hause

  • 2.500–4.499 Schritte pro Tag als deutlich eingeschränkte Gehfähigkeit in der Öffentlichkeit

  • 5.000–74.999 Schritte pro Tag als gering eingeschränkte Gehfähigkeit in der Öffentlichkeit

  • > 75.000 Schritte pro Tag als vollständig und uneingeschränkte Gehfähigkeit in der Öffentlichkeit

Diese Kategorien der Gehfähigkeit wurden als abhängige Variablen, das heißt, Variablen, die durch unabhängige Variablen erklärt werden sollten, genutzt.

Als unabhängige Variablen, das heißt, Variablen, die diese Gehfähigkeit im häuslichen Bereich vorhersagen können, wurden die Ergebnisse aus den klinischen Gehtests in den Studien (innerhalb der ersten Woche nach Schlaganfall) genutzt. Insbesondere die selbst gewählte und schnellstmögliche Gehgeschwindigkeit, die Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest, der Punktwert auf der Berg Balance Scale (BBS), der Fugl-Meyer (FM) und der Stroke Impact Scale.

Die Daten wurden multivariat analysiert mit dem Ziel, die wichtigsten Variablen und deren Trennseite zu identifizieren und die Kategorien der Gehfähigkeit im häuslichen Bereich bestmöglich zu erklären.


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Ergebnisse

Insgesamt wurden 441 Studienteilnehmer in die Auswertung eingeschlossen, 298 von der LEAPS-Studie und 143 von der FASTEST-Studie. Von diesen Teilnehmern wurden 43 % zu Hause gehfähig, 30 % als deutlich eingeschränkte, 14 % als gering eingeschränkte und 12 % als uneingeschränkte Gehfähigkeit in der Öffentlichkeit eingestuft bzw. klassifiziert.

In der multivariaten Analyse fand man zur Bestimmung der uneingeschränkten Gehfähigkeit vor allem eine Kombination aus der Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest, der Punktzahl auf der BBS und im FM (AUC = 0,836). Aber auch die Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest (AUC = 0,819) und die BBS (AUC = 0,786) sowie der FM (AUC = 0,747) und die selbst gewählte Gehgeschwindigkeit (AUC = 0,799) zeigten für sich allein gute Vorhersagewerte:

  • Eine Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest von 288 m hatte eine Sensitivität von 68 % und eine Spezifität von 77 % in der Vorhersage für uneingeschränkte Gehfähigkeit in der Öffentlichkeit.

  • Eine selbst gewählte komfortable Gehgeschwindigkeit von 0,93 m/s hatte eine Sensitivität von 60 % und eine Spezifität von 80 % in der Vorhersage für uneingeschränkte Gehfähigkeit in der Öffentlichkeit.

  • Eine Punktzahl im Fugl-Meyer von 27,6 Punkten hatte eine Sensitivität von 85 % und eine Spezifität von 54 % in der Vorhersage für uneingeschränkte Gehfähigkeit in der Öffentlichkeit.


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Schlussfolgerung

Vor allem die Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest scheint besser geeignet zu sein als die Gehgeschwindigkeit, um zwischen verschiedenen Kategorien der selbstständigen Gehfähigkeit zu differenzieren.


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  • Fulk GD, He Y, Boyne P. et al. Predicting home and community walking activity poststroke. Stroke 2017; 48 (02) 406-411