Diabetologie und Stoffwechsel 2017; 12(03): 186
DOI: 10.1055/s-0043-112882
Nachruf
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nachruf Prof. Dr. Dr. h.c. Sotirios Raptis (12.04.1938 – 10.05.2017)

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Publication Date:
30 June 2017 (online)

Mit großem Bedauern mussten wir den Tod von Prof. Raptis zur Kenntnis nehmen, der am 10.05.2017 daheim unerwartet verstarb. Sotos Raptis war eines der prominentesten internationalen Mitglieder unserer Gesellschaft und Zeit seines Lebens eng mit der Deutschen Diabetologie verbunden. Unsere Gesellschaft verlieh ihm schon früh in seiner Karriere, 1975, den Bertram Preis, die erste in einer beachtlichen Reihe von Ehrungen, die ihm im Laufe seines Lebens zuteilwurden. 2005 hielt er die Langerhans-Vorlesung auf der DDG-Tagung in Berlin und wurde mit der Langerhans Medaille unserer Gesellschaft ausgezeichnet in Anerkennung seiner langjährigen äußerst produktiven Forschung und seiner wissenschaftlichen Verdienste. Er war neben der Diabetologie auch der deutschen und deutschsprachigen Inneren Medizin und Endokrinologie eng verbunden und hat diese Kontakte bis in die jüngste Vergangenheit gepflegt, unter anderem in den Donausymposien; man konnte ihn aber auch neben zahlreichen internationalen Kongressen regelmäßig in Wiesbaden auf der DGIM treffen. Als europäischer Diabetologe war er 2005 Chairman und Tagungspräsident der EASD in Athen.

Professor Raptis hat ein weites Forschungsfeld der klinischen und experimentellen Diabetologie selbst abgedeckt und sich mit dem Themenfeld der Pharmakotherapie des Diabetes mellitus in seinem weiten Umfeld befasst. Er hat die vielen und nach wie vor bestehenden Kontroversen der Pharmakotherapie, die Frage der insulinotropen oder insulinresistenzorientierten Therapie und zahlreiche weitere Aspekte mitgestaltet und mit seiner Forschung befruchtet. Seine Schaffenszeit fällt u. a. in die Hochzeit der Neuroendokrinologie, die Entdeckung der entero-endokrinen und hypothalamischen Hormone, der Gut-Brain Peptides. In seinem Lebenslauf zitierte er emphatische Empfehlungsschreiben der Nobelpreisträger für die Entdeckung hypothalamischer Neuropeptide, Roger Guillemin und Andrew Schally, die ihn damals in seiner erfolgreichen Bewerbung auf den Lehrstuhl für Innere Medizin in Athen unterstützten.

Nach seinem Studienabschluss 1962 in Athen erhielt Prof. Raptis seine erste Ausbildung an der Universität Wien bei Prof. K. Fellinger und wechselte von 1967 bis 1978 an die damals neugegründete Universität in Ulm zu Prof. Ernst F. Pfeiffer. Zahlreiche lebenslange und lebendige Freundschaften entstanden in dieser äußerst produktiven Phase mit ihrem weit verknüpften neuroendokrinen Sonderforschungsbereich SFB58 der DFG. Nicht zuletzt lernte er dort auch seine Frau, Ilse Raptis, geborene Luib, kennen, mit der er vier Kinder, Marina, Dominique, Agis und Isabel, großzog. Viele Kollegen werden sich an seine lebhafte, großzügige, aber auch fordernde Art erinnern, mit der er sich leidenschaftlich der Medizin und der Forschung, aber auch allen anderen Aspekten des Lebens widmete.

In Athen begründete er als Ordinarius für Innere Medizin der Universität Athen und Direktor des 2. Departments für Innere Medizin eine weit über die griechischen Grenzen hinaus bekannte und anerkannte Schule der Diabetologie und spielte Zeit seines Lebens eine dominante Rolle in allen wissenschaftlichen, sozialen und politischen Aspekten der griechischen Diabetologie mit zahlreichen europäischen Verknüpfungen. Er gründete u. a. 1993 das „Hellenic National Center for the Research, Prevention and Treatment of Diabetes Mellitus and its Complications“, angesiedelt am griechischen Gesundheitsministerium, und fungierte bis zuletzt als dessen Präsident, als der er wesentlich zur Verbesserung der Diabetesschulung, Versorgung und Therapie in Griechenland beitrug. Er hat die Diabetologie in Griechenland geprägt wie kein Zweiter. Gerade mit Deutschland knüpfte er ein starkes Band. Durch seine enge Verbindung nach Deutschland hat Sotos Raptis auch wesentlich dazu beigetragen, dass der griechische Brain Drain nach Deutschland bereits vor der bekannten Krise stattgefunden hat. Sein Lebenslauf listet eine große Zahl von Präsidentschaften und Mitgliedschaften wissenschaftlicher Gesellschaften auf, die seine Aktivität und sein organisatorisches Talent widerspiegeln. Besonders erwähnenswert unter seinen zahlreichen Auszeichnungen sind 1985 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland, 1990 das Große Ehrenzeichen der Republik Österreich sowie sein Ehrendoktor der Universität Iasi in Rumänien. Nicht zuletzt war er neben vielen Reviews und Buchbeiträge Autor und Coautor von über 375 wissenschaftlichen Arbeiten.

Es war Professor Raptis zweifellos vergönnt, bis zuletzt ein erfülltes und produktives Leben zu führen. Wir verlieren mit ihm einen großen europäischen Arzt und Diabetologen, dessen wir in großer Achtung gedenken.

Prof. Dr. Andreas Pfeiffer, Berlin

Prof. Dr. Olga Kordonouri, Hannover

Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Olga Kordonouri

AUF DER BULT

Kinder- und Jugendkrankenhaus

Janusz-Korczak-Allee 12

30173 Hannover

kordonouri@hka.de

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Prof. Dr. Dr. h. c. Sotirios Raptis