Prof. Dr. Karlheinz Reiners
Was der Arzt/die Ärztin nicht kennt, wird er/sie nicht diagnostizieren. Diese ebenso
alte wie grundlegende Erkenntnis gilt in ganz besonderem Maße für Polyneuropathien,
deren klinisches Muster abweicht vom Standard-Muster der distal-symmetrischen längenabhängigen
sensiblen und/oder motorischen Polyneuropathie, welches die häufigsten Ursachen (Diabetes
mellitus und Äthylalkohol) auszeichnet. Wenn dann noch hinzu kommt, dass man mit dem
typischen diagnostischen Zusatz-Repertoire der Elektro-Neuro- und -Myografie keine
pathologischen Veränderungen messen kann, dann ist der Weg nicht weit, eine psychogene
Symptombildung anstelle einer Neuropathie anzunehmen.