Dialyse aktuell 2017; 21(05): 238-241
DOI: 10.1055/s-0043-111537
Schwerpunkt | Nephrologie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Sicherheit der Therapie

Thomas Weinreich
Thomas Weinreich
1   Nephrologisches Zentrum Villingen-Schwenningen
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Publikationsdatum:
17. Juli 2017 (online)

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ZUSAMMENFASSUNG

Chronisch niereninsuffiziente Patienten, v. a. unter Hämodialysebedingungen, haben einen erhöhten Blutverlust und bedürfen i. d. R. einer chronischen Eisensubstitution zur Korrektur der renalen Anämie. Die überwiegende Mehrzahl der Patienten erhält eine intravenöse (i. v.) Eisengabe, sei es wegen der geringen Nebenwirkungsrate oder der besseren Verfügbarkeit. Neuere Erkenntnisse über die Physiologie des Eisenstoffwechsels, z. B. die Rolle von Herceptin, subtilere Methoden der Nachweisbarkeit von Eisenüberladungen, z. B. mittels MR-Techniken und neuere klinische Daten, stellen die derzeit gültigen klinischen Leitlinien zur i. v. Eisentherapie zur Diskussion. So lassen sich mittels MRT bei Patienten unter i. v. Eisentherapie und mit Serum-Ferritin-Spiegeln im therapeutischen Zielbereich bereits deutlich erhöhte Eisenablagerungen in der Leber nachweisen. In einigen klinischen Beobachtungsstudien finden sich Hinweise auf eine erhöhte kardiovaskuläre, infektassoziierte oder Gesamtmortalität unter einer i. v. Eisentherapie. Eine i. v. Eisentherapie ist unter experimentellen Bedingungen mit einer erhöhten Mortalität bei Sepsismodellen, einer Erhöhung proinflammatorischer Moleküle und der Bildung freier Sauerstoffradikale verbunden. Während belastbare Daten aus kontrollierten, prospektiven Studien speziell zu Sicherheitsaspekten fehlen oder zumindest sehr selten sind, zeigen meist retrospektive Daten oder Observationsstudien ein uneinheitliches Bild bzgl. der Risiken einer i. v. Eisentherapie. So bestätigt die DOPPS-Studie unter höheren i. v. Eisendosen eine erhöhte kardiovaskuläre, infektbedingte und Gesamtmortalität, während andere Studien, auch in Abhängigkeit des Studiendesigns, der Beobachtungsdauer und der Art der Eisenapplikation diese Ergebnisse nicht immer bestätigen können. Solange neuere Möglichkeiten und Techniken zur Beurteilung der aktuellen Eisenhomöostase unter Berücksichtigung der klinisch förderlichen und potenziell risikobehafteten Parameter nicht in der klinischen Routine eingeführt sind, bleibt eine zurückhaltende, die Obergrenzen der aktuellen Guidelines nicht überschreitende i. v. Eisensubstitution geboten.