Gaudy-Marqueste C.
et al.
Ugly Duckling Sign as a Major Factor of Efficiency in Melanoma Detection.
JAMA Dermatol 2017;
153: 279-284
Die Wissenschaftler des Hôpital Timone in Marseille erfassten, mit welcher Spezifität
Dermatologen Melanome aus einem Datensatz klinischer und dermatoskopischer Aufnahmen
erkennen. Sie verglichen dabei die Methode des „hässlichen Entlein“ mit der Methode,
morphologisch verdächtige Nävi zu identifizieren. Um beide Untersuchungen getrennt
voneinander bewerten zu können, generierten sie einen Testdatensatz von 2089 digitalen
Bildern von 80 Patienten (mittleres Alter 42 Jahre [19 – 80 Jahre]; 33 Männer, 47
Frauen), der 7 Patienten mit einem Melanom beinhaltete. Zusätzlich wählten sie dermatoskopische
Aufnahmen von einer Untergruppe von 30 Patienten (mittleres Alter 40 Jahre [21 – 75
Jahre]; 12 Männer, 18 Frauen) aus. In zwei Experimenten bewerteten 9 erfahrene Dermatologen
die Testdatensätze.
Im ersten Experiment imitierten die Forscher die Situation einer Intra-Patienten-Vergleichs-Analyse
(IPCA): Sie präsentierten den Ärzten die gesamten Aufnahmen aller Nävi jedes einzelnen
Patienten, mit der Aufgabe, Ugly Duckling Nävi (UDN) zu erkennen. Im zweiten Experiment
ein Jahr später zeigten sie alle Bilder des Datensatzes randomisiert jedem Dermatologen
mit der Aufgabe, morphologisch verdächtige Nävi (MSN) zu identifizieren, für die sie
eine Biopsie empfehlen würden.
Von den 2089 klinischen Bildern der Pigmentmale von 80 Patienten (mediane Anzahl der
Nävi pro Patient 26 [8 – 81]) und den 766 dermatoskopischen Bildern (mediane Anzahl
der Nävi pro Patient 19 [8 – 81]) bezeichneten die 9 Dermatologen alle Melanome sowohl
als UDN als auch als morphologisch verdächtige Nävi. Es zeigte sich jedoch eine starke
Variabilität zwischen den Ärzten in der Anzahl der als UDN oder MSN eingestuften Male.
Der mediane Wert der pro Patient als UDN bezeichneten Nävi war 0,8 (0,48 – 2,03, Durchschnitt
1,0) bei den klinischen Aufnahmen und 1,26 (1,00 – 2,06, Durchschnitt 1,4) bei den
dermatoskopischen Aufnahmen. Die Tendenz der Ärzte, mehr oder weniger Nävi als UDN
zu bezeichnen, zeigte sich unabhängig davon, ob sie klinische oder dermatoskopische
Bilder analysierten. Die Dermatologen stimmten in ihrer Bezeichnung von Malen als
UDN stärker überein, wenn sie makroskopische Aufnahmen beurteilten (mittlere paarweise
Übereinstimmung 0,53 für makroskopische vs 0,50 für dermatoskopische Aufnahmen).
Die Analyse von UDN führte zu einer höheren Genauigkeit als die auf einzelne Nävi
fokussierte morphologische Analyse. Nur 41 der als MSN bezeichneten Nävi wurden auch
als UDN eingestuft. Die Spezifität der IPCA für die Melanom-Diagnose lag bei 0,96
für klinische und 0,95 für dermatoskopische Bilder. Dagegen ergab die morphologische
Analyse einzelner Nävi nur eine Spezifität von 0,88 bzw. 0,85. Durch die Kombination
beider Untersuchungsmethoden konnte die Zahl der zur Biopsie ausgewählten Nävi um
den Faktor 6,9 gesenkt werden, verglichen zur ausschließlichen Analyse einzelner Pigmentmale.
Vermehrt durchgeführte Intra-Patienten-Vergleichs-Analysen (IPCA) zur Erkennung von
„Hässlichen-Entlein“-Zeichen könnten laut der Autoren zu akkurateren Melanom-Diagnosen
führen. Sie schlagen vor, die breitere Anwendung dieser Untersuchung durch Kampagnen
und Schulungen von Medizinstudenten und praktischen Ärzten zu fördern. Zusätzlich
könnten IPCA und das Ugly Duckling Sign in Computer-gestützte Diagnose-Systeme eingebracht
werden, um genauere Analysen zu erreichen.
Dr. Ellen Kilger, Tübingen