Spiegeltherapie reduziert Schmerzen – CRPS Typ I
Spiegeltherapie reduziert Schmerzen – CRPS Typ I
Spiegeltherapie mit uni- und/oder bilateralen Bewegungsübungen hilft, Schmerzen bei
akutem CRPS Typ I zu reduzieren.
Abb.: Oskar Vogel
Ein akutes komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS) ohne periphere Nervenverletzung
(Typ I) kann zum Beispiel nach einem Schlaganfall auftreten. Spiegeltherapie hilft,
die Schmerzen zu reduzieren. Zu diesem Ergebnis kommen Kathrin Matuschek, Dozentin
und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Fresenius in Idstein und Anna
Faißt, Ergotherapeutin am Bethesda Spital in Basel, Schweiz.
Die beiden Forscherinnen evaluierten in einem systematischen Review sechs Studien
zur Wirksamkeit der Spiegeltherapie in Bezug auf die Schmerzreduktion bei Klienten
mit CRPS Typ I. Die Studien umfassten drei randomisierte kontrollierte Studien, eine
nicht randomisierte klinische Studie und zwei Einzelfallstudien. Damit nahmen insgesamt
125 überwiegend weibliche Klienten teil, die im Durchschnitt 33 Jahre alt waren. Bei
der Analyse und dem Vergleich der Studien stellten die Forscherinnen deutliche Unterschiede
bezüglich der Teilnehmerzahlen oder den Krankheitsverläufen fest (akut oder chronisch,
CRPS nach Apoplex oder Verletzung). Außerdem fanden sie Varianten in Messzeitraum,
Intensität und Methode der Spiegeltherapie (uni-/bilaterale Bewegungsübungen, mit/ohne
Gegenstände). Allen sechs Studien lag jedoch die Visuelle Analogskala (VAS) als Messinstrument
der Schmerzintensität zugrunde. Auf diese Weise dokumentieren alle Studien positive
Effekte der Spiegeltherapie in der akuten Phase des CRPS Typ I hinsichtlich der Schmerzen.
Damit zeigt das Review, dass Spiegeltherapie die Schmerzen bei akutem CRPS, im Besonderen
nach Schlaganfall, reduzieren kann. Zudem verweisen alle untersuchten Studien auch
auf eine positive Tendenz beim Einsatz im chronischen Stadium. Dies entspricht der
aktuellen S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und Empfehlungen
in der Fachliteratur. Für die ergotherapeutische Praxis gilt also: Spiegeltherapie
mit uni- und/oder bilateralen Bewegungsübungen hilft, Schmerzen bei akutem CRPS Typ
I zu reduzieren.
nk
ergoscience 2017; 12: 11–21
Bewegung im Kindesalter schützt vor Depressionen – Prävention
Bewegung im Kindesalter schützt vor Depressionen – Prävention
Abb.: FS-Stock/fotolia.com (nachgestellte Situation)
Kinder, die sich viel bewegen, zeigen weniger depressive Symptome. Umgekehrt gilt
jedoch nicht, dass depressive Symptome das Bewegungsverhalten reduzieren. Zu diesem
Ergebnis kommen die Psychologen Tonje Zahl, Silje Steinsbeckk und Lars Wichstrøm von
der Universität Trondheim, Norwegen.
Sie führten eine Langzeituntersuchung durch, um den Zusammenhang zwischen Bewegungsverhalten
und Stimmung im Kindesalter zu ermitteln. Die erste Datenerhebung erfolgte mit 799
in Norwegen lebenden Kindern, die zum ersten Messzeitpunkt sechs Jahre alt waren.
Mithilfe von semistrukturierten Interviews erfassten die Forscher potenzielle depressive
Symptome der Kinder. Dabei orientierten sie sich an den DSM-IV-Kriterien für eine
Depression und befragten sowohl Eltern als auch Kinder. Zur Unterstützung dieser Aussagen
nutzen sie das „Preschool Age Psychiatric Assessment“ (PAPA). Das Bewegungsverhalten
maßen sie, indem die Kinder jeweils für sieben aufeinanderfolgende Tage einen Aktimeter
um die Hüfte trugen. Von 6–23 Uhr zeichnete er alle Aktivitäts- und Inaktivitätsphasen
auf. Zusätzlich berechneten die Forscher den BMI aller Kinder und befragten deren
Eltern zu potenziellen psychischen Komorbiditäten, da bei Depressionen oftmals auch
Angststörungen oder andere psychische Störungen vorliegen. Nach zwei und vier Jahren
wiederholten sie die Untersuchungen.
Das Vorkommen von Depressionen im Grundschulalter war mit 0,3–0,4 % gering. Die Symptome
wie Grübeln über negative Ereignisse sanken im Alter von 6–8 Jahren und stiegen mit
8–10 Jahren minimal an. Bei den Sechs- und bei den Achtjährigen zeigte sich, dass
jene Kinder, die sich viel bewegten, weniger Symptome einer Depression aufwiesen.
Mit jeder zusätzlichen Stunde Bewegung sanken die depressiven Symptome um 0,20 Punkte.
Sechs- und Achtjährige bewegten sich im Schnitt 1,11 Stunden, Zehnjährige 6 Minuten
weniger. Die Zeit, in denen die Kinder inaktiv waren, stieg von 8,5 Stunden bei den
Sechsjährigen auf 10 Stunden bei den Zehnjährigen. Allerdings hatte die Zunahme an
Inaktivität keinerlei Einfluss auf depressive Symptome.
Das bedeutet, dass es für die Stimmung von Kindern weniger entscheidend ist, wie viel
Zeit sie ohne Bewegung verbringen – dafür ist es umso wichtiger, wie viel Zeit sie
sich bewegen. Auffällig ist, dass Kinder ihrem Bewegungsverhalten treu bleiben: Jene,
die sich mit 6 Jahren viel bewegten, waren auch mit 10 Jahren noch sehr aktiv. Geschlechterunterschiede
gab es keine. Potenzielle Komorbiditäten blieben unabhängig vom Bewegungslevel.
Die Forscher schlussfolgern, dass Bewegung Kinder vor Depressionen schützt und als
Präventions- und Therapieangebot sinnvoll ist.
lk
Pediatrics 2017; 139: e20161711
Folgen von Bewegungsmangel
Folgen von Bewegungsmangel
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Übergewicht
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Mehr als 42 Mio. Kinder unter 5 Jahren sind weltweit übergewichtig.
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Fast jedes 10. Kindergartenkind in Deutschland ist zu dick.
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Bis zum 10. Lebensjahr gibt es keine Geschlechtsunterschiede, ab 11 Jahren sind mehr
Mädchen betroffen.
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Kinder aus sozial benachteiligten Elternhäusern sind überproportional häufig betroffen.
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mangelnde körperliche Fitness
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30–60 % der Erstklässler haben Haltungsschäden.
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Beeinträchtigung von Körperkoordination und Gleichgewicht
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geringere geistige Leistungsfähigkeit
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Herz-Kreislauf-Erkrankungen, höhere Infektanfälligkeit
Kinderschutzbund-nrw. Bewegungsmangel bei Kindern – Ursachen, Folgen und Veränderungsmöglichkeiten.
Im Internet:
www.kinderschutzbund-nrw.de/denkanst/Bewegungsmangel.htm
; Stand: 17.5.2017
Positive Auswirkungen
Bewegung im Kindesalter …
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formt Körper- und Selbstbewusstsein,
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verbessert die soziale Integration, da Kinder meist in Anwesenheit anderer Kinder
herumtollen,
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hat einen positiven Einfluss auf neuronale Funktionen und Strukturen und verbessert
so die kognitiven Fähigkeiten,
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wirkt stimmungsaufhellend durch die Ausschüttung antidepressiv wirkender Neurotransmitter
und
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reduziert Grübeln über Negatives.
Pediatrics 2017; 139: e20161711
Gemeinsam zu besseren Leistungen – Teambasiertes Lernen
Gemeinsam zu besseren Leistungen – Teambasiertes Lernen
Ein teambasierter Lernansatz befähigt angehende Therapeuten in besonderem Maße dazu,
neues Wissen zu erlangen und gemeinsam Probleme zu lösen.
Abb.: Jacob Lund/fotolia.com (nachgestellte Situation)
Ein teambasierter Lernansatz verhilft angehenden Therapeuten zu besseren Studienleistungen
als ein traditioneller Lernansatz. Zu diesem Ergebnis kam ein interprofessionelles
Forschungsteam um den Physiotherapeuten John Lowman von der University of Alabama
in Birmingham, USA.
In ihrer retrospektiven Kohortenstudie verglichen die Forscher die Noten von Physiotherapiestudenten,
die entweder einen teambasierten oder einen traditionellen Lernansatz durchlaufen
hatten. Dazu analysierten sie, welche schriftlichen und praxisbezogenen Noten die
Studenten aus insgesamt neun Jahrgängen in den Fächern „Basisfertigkeiten“ und „Kardiopulmonale
Dysfunktion“ erzielt hatten. Abgesehen vom Lernansatz lag den Prüfungen jeweils das
gleiche Prozedere zugrunde. Das heißt, die angehenden Therapeuten hatten jeweils die
gleichen Aufgaben erhalten, an einer bestimmten Anzahl von Unterrichtsstunden sowie
Praktika teilgenommen und dieselben Dozenten im Unterricht erlebt.
Laut Ergebnissen schneiden Studenten bei einem teambasierten Lernansatz signifikant
besser in Prüfungen ab als jene, die einem traditionellen Lernansatz wie dem Lektürestudium
folgen. Zudem scheinen angehende Therapeuten von den Erfahrungen ihrer Universität
mit der teambasierten Didaktik zu profitieren: Denn je länger die Einführung des Ansatzes
zurückliegt, desto besser sind ihre Leistungen.
Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass ein teambasierter Lernansatz angehende Therapeuten
in besonderem Maße dazu befähigt, neues Wissen zu erlangen und gemeinsam Probleme
zu lösen. Aus ihrer Sicht besitzt die teambasierte Didaktik damit gleichermaßen das
Potenzial, den Wissenserwerb zu fördern und die Fähigkeit zur interdisziplinären Zusammenarbeit
zu stärken. Weitere Forschungen sollten die Langzeitwirkung des Ansatzes untersuchen
und dabei auch klientenbezogene Outcomes berücksichtigen, etwa die Zufriedenheit mit
dem therapeutischen Angebot.
fk
J Educ Eval Health Prof 2017; doi: 10.3352/jeehp.2017.14.3
Teambasiertes Lernen
Das teambasierte Lernen beruht auf einer gemeinschaftlichen Lernstrategie, welche
Gruppenarbeit, individualisiertes Lernen, gegenseitiges Feedback und anwendungsorientierte
Aufgaben miteinander kombiniert. Dabei sollte eine Lerneinheit vier Elemente berücksichtigen:
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Die Dozenten unterstützen die Teilnehmer bei der Gruppenbildung und bei gruppendynamischen
Prozessen.
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Die Studenten sind für den eigenen und den gruppenbezogenen Lernerfolg verantwortlich.
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Sie erhalten regelmäßig Feedback.
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Sowohl ihr fachliches Lernen als auch ihre soziale Entwicklung werden durch die Teambildung
unterstützt.
Schmal J. Unterrichten und Präsentieren in Gesundheitsfachberufen. Methodik und Didaktik
für Praktiker. Berlin: Springer; 2017
Lernende profitieren dreifach vom teambasierten Lernen: durch das selbstgesteuerte
Lernen, den Austausch in der Gruppe und der Bearbeitung einer anwendungsorientierten
Transferaufgabe.
Jörg Schmal, Pflegepädagoge, Gesundheits- und Krankenpfleger