Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2018; 53(04): 282-294
DOI: 10.1055/s-0043-104671
Topthema
CME-Fortbildung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Organisation der perioperativen Schmerztherapie

Organisation of Perioperative Pain Management
Winfried Meißner
,
Joachim Erlenwein
,
Ulrike Stamer
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Mai 2018 (online)

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Zusammenfassung

Organisatorische Aspekte der postoperativen Schmerztherapie werden oft vernachlässigt – dabei sind sie ebenso wichtig wie Details zu pharmakologischen oder regionalanalgetischen Verfahren. Anhand virtueller Fragen und Erfahrungen eines Assistenzarztes beleuchten wir in diesem Artikel die „Organisation der perioperativen Schmerztherapie“: Schmerzerfassung und Dokumentation, Patienteninformation und -edukation, Aufgaben eines Akutschmerzdienstes.

Abstract

Organisational issues of acute pain management are as important as details of pharmacologic treatments or regional analgesia. Lothar Lachgas is a young intern in the department of anaesthesiology of a German hospital. This overview illuminates organisation of perioperative pain management based on his virtual experiences and questions: pain assessment and documentation, patient information and education, tasks of an Acute Pain Service.

Kernaussagen
  • Schmerzerfassung und -dokumentation sind Grundvoraussetzungen einer erfolgreichen perioperativen Schmerztherapie.

  • Die Schmerzintensität sollte mit einer numerischen Ratingskala (NRS) gemessen werden.

  • Therapieziel der perioperativen Schmerztherapie ist nicht eine möglichst niedrige Schmerzintensität, sondern die Beseitigung schmerzbedingter Funktionsstörungen. Daher sollten für den Heilungsverlauf wichtige Funktionen wie Mobilität, Respiration oder Schlaf ebenfalls erfasst werden – mit Rating-Skalen oder dichotomen Fragen (ja/nein).

  • Die wichtigsten Risikofaktoren für überdurchschnittlich starke postoperative Schmerzen sind vorbestehende chronische Schmerzen, dauerhafte Opioidtherapie, Katastrophisieren, jüngeres Patientenalter und bestimmte Operationen (auch „kleine“ wie Tonsillektomie und Appendektomie).

  • Die präoperative Anamnese und Patientenedukation/-information soll die Risikofaktoren und Präferenzen erfassen und über realistische Therapieziele und die verwendeten Verfahren aufklären. Es gilt, die Patienten zu motivieren, sich bei Schmerzen zu melden und ggf. nichtmedikamentöse Techniken zur Schmerzreduktion anzuwenden (z. B. Atemtechniken).

  • Standardisierte klinikinterne Behandlungskonzepte ermöglichen eine bedarfsgerechte und zeitnahe Analgetikaversorgung – insbesondere durch die verbesserte Handlungsfähigkeit des Pflegepersonals. Indikationsstellung und Therapieüberwachung sind ärztliche Aufgaben.

  • Akutschmerzdienste (ASD) erhöhen nachgewiesenermaßen die Qualität der postoperativen Schmerztherapie.

  • Aufgaben eines ASD sind u. a. die Betreuung von Patienten mit kontinuierlichen Regionalanalgesieverfahren und PCA bzw. mit Schmerzrisikofaktoren – idealerweise auch die Betreuung von Patienten mit starken akuten oder chronischen Schmerzen außerhalb der Chirurgie.