Einstelltechnik - Thorax - Intensivstation - Hygiene - mobiles Röntgen
radiographic positioning - thorax - intensive care unit - hygiene - bedside radiology
Bei über 2 Mio. Behandlungsfällen auf Intensivstationen in Deutschland war beinahe
jeder 5. Patient beatmungspflichtig (2015).
Herausforderungen der „Bedside Radiology“
Herausforderungen der „Bedside Radiology“
Das Anfertigen von Röntgenaufnahmen im Bett außerhalb der Räumlichkeiten der Radiologie
wird im angloamerikanischen Sprachraum häufig als „Bedside Radiology“ bezeichnet.
Hierbei müssen wir uns zahlreichen Problemen, die das Anfertigen und die Diagnostik
einer Intensivlunge erheblich einschränken, stellen [10]:
-
Die Mehrzahl der Patienten ist nicht kooperationsfähig.
-
Es bestehen eingeschränkte Aufnahmebedingungen, z. B.:
-
Eine Überlagerung von Strukturen durch potenziell vorhandenes Fremdmaterial ist mögich.
z. B.:
-
Verbandmaterial
-
Metallimplantate
-
Katheter
-
Sonden
-
Elektroden)
-
Nur eine begrenzte gerätetechnische Ausstattung ist vorhanden, z. B.:
Bei den schwerstkranken Patienten der Intensivstation treffen zahlreiche ungünstige
Bedingungen zusammen, daher muss jeder Intensivmediziner zwischen dem Transportrisiko
eines instabilen Intensivpatienten und dem vergleichsweise limitierten Nutzen, der
sich aus einer Röntgenaufnahme der Lunge mittels „Bedside-Methode“ ergibt, abwägen.
Indikation
Studien zeigen, dass bis zu 65 % der täglichen Röntgenaufnahmen auf der Intensivstation
signifikante oder unerwartete Befunde ergeben. Diese können unter Umständen zu einer
Änderung in der Therapie führen [11]. Die projektionsradiografischen Übersichtsaufnahmen sind daher unverändert die
Basisuntersuchungstechnik bei allen Fragen im Bereich Herz, Lunge und Pleura – insbesondere
im Verlauf. Es lassen sich daher folgende allgemeine Anforderungen für die Thoraxröntgenuntersuchung
auf Intensivstation formulieren:
-
als Routineuntersuchung (z. B. täglich) zur Statuserhebung bzw. Statuskontrolle
-
bei Materialwechsel (zentraler Venenkatheter, Tubus etc.)
-
bei akuter klinischer Verschlechterung
Die mobilen Röntgengeräte sind dank ihrer kompakten Bauweise entweder direkt auf den
Stationen verortet oder können fast mühelos an ihren Einsatzort verbracht werden.
Allerdings sind ihr indikationsgerechter Einsatz und eine gezielte Fragestellung die
Grundvoraussetzung für das Anfertigen einer Röntgenaufnahme auf der Intensiv- bzw.
Pflegestation. Zudem wird in § 23 der Röntgenverordnung (geänderte Fassung vom 4.10.2011)
die Notwendigkeit der „rechtfertigenden Indikation“ festgelegt, was den gesundheitlichen
Nutzen der Röntgenuntersuchung gegenüber ihrem Strahlenrisiko abwägt. Daher gehen
wir nun im Folgenden auf einige häufige Thoraxpathologien ein, die durchaus als rechtfertigende
Indikation zur Thoraxröntgenaufnahme auf Intensivstation anzusehen sind [Tab. 1.1].
Tab. 1.1
Rechtfertigende Indikation zur Röntgenthoraxaufnahme auf Intensivstation
|
Indikation
|
Röntgenzeichen im Bild
|
|
Pneumothorax
|
abgehobene Pleura viszeralis; fehlende Gefäßzeichnung im luftgefüllten Pleuraspalt
|
|
Pleuraerguss
|
sichtbare Verschattung bei großen Flüssigkeitsmengen z. B. basal oder lateral
|
|
Stauung
|
je nach Schweregrad sichtbare Rechtsherzerweiterung oder Kalibersprung der zentralen
Lungenarterien
|
|
Lungenödem
|
Abnahme der Lungentransparenz; Bindegewebsmanschette der Bronchien wird sichtbar;
Darstellung der sog. Kerley-Linien
|
|
Infiltrat
|
unscharf begrenztes, fleckenartiges Verdichtungsareal als Folge einer Pneumonie
|
|
Fremdmaterial
|
scharf begrenzte Kontur des Fremdmaterials im gesamten Verlauf sichtbar
|
Die projektionsradiografischen Übersichtsaufnahmen auf Intensivstation sind die Basisuntersuchungstechnik
bei allen Fragen im Bereich Herz, Lunge und Pleura.
Pneumothorax
Ein Pneumothorax ist bei Intensivpatienten – insbesondere bei beatmeten Patienten
– ein relativ häufiges Ereignis. Grundsätzlich ist die Ursache eine Verletzung der
Pleura parietalis bzw. viszeralis. Dies geschieht häufig iatrogen wie z. B. perioperativ
durch einen thorakalen chirurgischen Eingriff, als Komplikation im Rahmen der Anlage
eines zentralen Venenkatheters (ZVK) oder als Barotrauma infolge der künstlichen
Beatmung. Die durch einen Ventilmechanismus eintretende Luft zwischen die beiden Blätter
der Pleura hebt zunächst die Kohäsionskräfte zwischen der Pleura parietalis und Pleura
viszeralis auf. Dieser Zustand sorgt für einen zunehmenden Druck auf das Lungenparenchym
und letztendlich auch auf das Mediastinum.
Als direktes Röntgenzeichen eines Pneumothorax ist die deutlich vom Rippenfell abgehobene
Pleura viszeralis zu sehen. In dem vergrößerten lufthaltigen Pleuraraum sind keine
peripheren Lungengefäße abgebildet [Abb. 1]. Bei Patienten auf Intensivstation sind diese klassischen Zeichen erst bei einer
größeren intrapleuralen Luftansammlung sichtbar, da sich diese in liegender Position
vorwiegend ventral oder basal befindet. Eine Aufnahme in möglichst aufgerichteter
oder sitzender Patientenposition kann ein Verschieben besagter Luftansammlung in kraniale
Pleuraabschnitte bewirken und die Diagnose eines Pneumothorax begünstigen.
Abb. 1 Rechtsseitiger Pneumothorax.
Als direktes Röntgenzeichen eines Pneumothorax ist die deutlich vom Rippenfell abgehobene
Pleura viszeralis zu sehen.
Pleuraerguss
Der Pleuraerguss – eine übermäßige Flüssigkeitsansammlung in der Pleurahöhle – ist
ein in der Intensivmedizin häufiger Begleitbefund, der nach chirurgischen Eingriffen
im Abdomenbereich bei bis zu 50 % der Patienten auftritt [10]. Nach Thoraxeingriffen ist bei nahezu allen Patienten mit pleuralen Flüssigkeitsansammlung
zum Teil mit hämorrhagischen Komponenten zu rechnen [Abb. 2], [Abb. 3]. Als sichtbare Verschattung ist ein Pleuraerguss in einer Röntgenaufnahme beim liegenden
Patienten erst dann deutlich zu erkennen, wenn eine Flüssigkeitsmenge von 200–500 ml
vorliegt. Das liegt u. a. an der eher flächigen dorsalen Verteilung der Flüssigkeit,
wenn der Patient flach auf dem Rücken liegt; bei Anheben des Oberkörpers verlagert
sich die Flüssigkeit nach kaudal und stellt sich als Überlagerung der basalen Lungensegmente
dar. Nicht selten sind die Patienten bereits intra- bzw. postoperativ mit Thoraxdrainagen
versorgt.
Abb. 2 Laterobasaler Pleuraerguss.
Abb. 3 Interlobärer Pleuraerguss.
Ein Pleuraerguss ist eine übermäßige Flüssigkeitsansammlung in der Pleurahöhle.
Stauung
Geht eine Herzinsuffizienz mit einer Herzvergrößerung in eine Dekompensation über,
kommt es auch zur Druckerhöhung im rechten Herzen und in den nachgeschalteten Pulmonalarterien
(Stauung). Das bedeutet, dass Blutdruck und -volumen über die Pulmonalarterien in
die Lunge deutlich zugenommen haben (pulmonale Hypertonie) und letztendlich ein Abfluss
aus der Lunge erheblich erschwert und verzögert stattfindet [Abb. 4]. Im Röntgenbild sieht man je nach Schweregrad u. a.:
Abb. 4 Gestaute Pulmonalarterien.
-
eine typische Rechtsherzverbreiterung
-
eine erweiterte rechte A. pulmonalis intermedia
-
einen möglichen Kalibersprung der zentralen Lungenarterien zu den Segmentlungenarterien
Bei einer Dekompensation kommt es zur Druckerhöhung im rechten Herzen und in den nachgeschalteten
Pulmonalarterien (Stauung).
|
Transsudation:
|
Flüssigkeitsaustritt aus den Gefäßen in das umliegende Gewebe
|
|
Resorption:
|
Flüssigkeitsaufnahme durch Zellen oder Gewebe
|
|
Permeabilität:
|
Durchlässigkeit einer organischen Struktur für andere Stoffe (z. B. Flüssigkeit oder
Gase)
|
Lungenödem
Liegt eine pathologische Flüssigkeitsansammlung im Lungenparenchym vor, so spricht
man von einem Lungenödem. Ein solches entwickelt sich immer dann, wenn das Gleichgewicht
zwischen Transsudation und Resorption gestört ist. Hierbei können zweierlei Ursachen
zugrunde liegen:
Die Darstellung eines Lungenödems im Röntgenbild kann auf vielfache Art und Weise
geschehen [Abb. 5], u.a. durch eine Abnahme der Lungentransparenz bis hin zur „Milchglastrübung“, einer
Bindegewebserweiterung der Bronchien (sog. Cuff) oder sog. Kerley-Linien, die auf
pathologisch erweiterte Alveolarsepten zurückzuführen sind [8].
Abb. 5 Röntgenzeichen Lungenödem [8].
Ein Lungenödem ist eine pathologische Flüssigkeitsansammlung im Lungenparenchym.
Infiltrat
Wenn von einem Lungeninfiltrat die Rede ist, so ist dies lediglich die Beschreibung
einer Struktur auf dem Röntgenbild. Ein Infiltrat ist eine sichtbare Gewebeverdichtung
innerhalb der Lunge als häufige Folge einer Pneumonie, die als eine relativ häufige
Diagnose in der Intensivmedizin anzusehen ist. Hierbei tritt Flüssigkeit aus den Lungengefäßen
in die infizierten Gewebebezirke. Die Flüssigkeit stellt sich auf dem Röntgenbild
als unscharf begrenztes Verdichtungsareal dar [Abb. 6]. Ob bei Intensivpatienten ein täglicher Status als Routine erhoben werden muss,
bleibt weiterhin strittig. Einer Metaauswertung diverser Studien zufolge hat man wahrscheinlich
keine zunehmenden unerwünschten Ergebnisse bei erwachsenen Intensivpatienten zu erwarten,
wenn man von einem systematischen, unselektiven und täglichen Routineröntgen der Lunge
Abstand nimmt [9]. Grundsätzlich hilft jedoch die Röntgenaufnahme der Lunge, bei Intensivpatienten
mögliche Komplikationen infolge der Immobilität und Maschinenbeatmung frühzeitig zu
erkennen und ggf. Therapien einzuleiten.
Abb. 6 Beidseitige Infiltrate.
Ein Infiltrat ist eine sichtbare Gewebeverdichtung innerhalb der Lunge als häufige
Folge einer Pneumonie
Fremdmaterial
Neben den oben erwähnten Thoraxpathologien kann eine Röntgenaufnahme bei der Lagekontrolle
von Fremdmaterial bzw. dem Ausschluss ihrer Fehllage und möglicher Komplikation angebracht
sein, z. B bei:
-
Drainagen
-
Tuben
-
Katheter
-
Sonden
-
z. B. Magen-, Duodenal- oder Jejunalsonden ([Abb. 7], grüner Pfeil), die nicht selten fehlpositioniert sein können; auch Sonden eines
transvenösen Schrittmachers, die in der Regel unter EKG-Kontrolle platziert und deren
Lage im Röntgenbild dargestellt werden.
Abb. 7 Einliegende Pleuradrainage (rot), Endotrachealtubus (blau), ZVK (weiß) und Magensonde
(grün).
Einstelltechnik, Aufnahmeparameter und -kriterien
Einstelltechnik, Aufnahmeparameter und -kriterien
Gemäß der Leitlinie der Bundesärztekammer ist eine Röntgenaufnahme der Lunge im Liegen
nur dann zulässig, wenn der Patient nicht stehen kann [1]. In diesem Fall ist eine Liegendaufnahme einer Aufnahme im Sitzen vorzuziehen, da
in sitzender Position bei schlechter körperlicher Verfassung des Patienten der Oberkörper
weniger aufrecht gehalten wird und zudem die Bauchorgane auf die basalen Lungenabschnitte
Druck ausüben. Halbsitzende Aufnahmen sollten nur in begründeten Ausnahmefällen durchgeführt
werden, da sie im Verlauf schlechter reproduziert und nur unzureichend beurteilt werden
können [Tab. 1.2] [3]. Im Vergleich zu den Thoraxaufnahmen im Stehen gibt es einige Unterschiede im Bild
zu beachten. Durch die in Liegeposition auf die Organe veränderte Wirkung der Schwerkraft
steht das Zwerchfell beidseits höher und das Mediastinum inklusive dem Herzen wird
verbreitert dargestellt. Zudem findet eine verstärkte Perfusion der Lungenoberfelder
statt, was durch eine Dilatation der Oberlappengefäße im Bild erkennbar ist.
Tab. 1.2
Häufige Fehler in der Einstelltechnik
|
Fehleinstellung
|
Erkennbares Röntgenzeichen
|
|
verdrehter Oberkörper
|
Dornfortsätze nicht mittig im Wirbelkörper abgebildet; keine symmetrische Projektion
der Sternoklavikulargelenke
|
|
Zentralstrahl nicht rechtwinklig zur Bildebene
|
Kopf bzw. Kinn überlagert den Thorax am oberen Bildrand (Dezentrierung nach kaudal);
beide Klavikula bilden sich deutlich unterhalb (Dezentrierung nach kaudal) der Lungenspitzen
ab bzw. Klavikula projizieren sich auf 1. Rippe und darüber (Dezentrierung nach kranial)
|
|
unzureichende Inspiration
|
rechte Zwerchfellkuppe deutlich weniger als bis zur 10. Rippe ventral abgebildet
|
Zur Vorbereitung der Röntgenaufnahme sind alle Fremdkörper – wenn möglich – zu entfernen.
Dazu gehört ebenfalls, den Verlauf der EKG-Leitungen und des Beatmungsschlauchs vorsichtig
außerhalb des Bildbereichs zu verlagern. Die Speicherfolie bzw. der Detektor wird
gerade unter dem Brustkorb positioniert, sodass der Zentralstrahl streng a.-p. verläuft
[Abb. 8], [Abb. 9]. Um eine Überlagerung der Schulterblätter im Bereich der Lunge zu reduzieren, kann
man die Arme beidseitig in den Ellbogengelenken anwinkeln und mit Lagerungshilfen
unterpolstern [Tab. 1.3].
Abb. 8 Kassettenrand 2 Querfinger über Schulter.
Abb. 9 Zentralstrahl senkrecht auf Sternum.
Tab. 1.3
Übersicht der Einstelltechnik und Aufnahmeparameter
|
Einstelltechnik
|
Aufnahmeparameter
|
|
Lagerung
|
Rückenlage (a.-p.); ggf. Arme anwinkeln und Ellbogen unterpolstern
|
|
Speicherfolie bzw. Detektor
|
35 x 43 cm; Querformat; oberer Rand 2 Querfinger über Schulterhöhe
|
|
Zentralstrahl und Einblendung
|
Zentralstrahl in Mitte des Sternums; vertikale Blenden auf Hautgrenze, horizontale
Blenden auf Grenze des Aufnahmemediums
|
|
Atemlage (Standard)
|
Inspiration; ggf. Exspiration bei Pneumothorax
|
|
Fokus-Detektor-Abstand*
|
90–120 cm
|
|
Brennfleck*
|
klein
|
|
Aufnahmespannung*
|
70–110 kV
|
|
Röhrenstrom-Zeit-Produkt*
|
1–5 mAs
|
|
Expositionszeit*
|
< 20 ms
|
|
Empfindlichkeitsklasse*
|
400
|
|
Bildempfängerdosis*
|
≤ 5 μGy
|
|
Streustrahlenraster*
|
nur bei Adipositas; kann bei digitaler Radiografie entfallen
|
|
Sonstiges
|
Seitenbezeichnung während der Bildaufnahme aufbelichten; Abweichungen deutlich kennzeichnen:
z. B. Exspiration, o.ä.; Strahlenschutzmaßnahme mithilfe einer Bleischürze ist zu
empfehlen
|
|
* Leitlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung in der Röntgendiagnostik
[1].
|
Auch hinsichtlich der Aufnahmekriterien gibt die Leitlinie der Bundesärztekammer wertvolle
Hinweise [1]:
-
symmetrische Darstellung des Thorax in Inspiration und – wenn möglich – Schulterblätter
aus dem Bildbereich herausgedreht
-
Abbildung der Gefäße bis in die Lungenperipherie
-
Darstellung der kostopleuralen Grenze von der Lungenspitze bis zum Zwerchfell-Rippen-Winkel
([Abb. 10], weiße Pfeile)
-
visuell scharfe Abbildung von Gefäßen, Hilus, Herzrand und Zwerchfell ([Abb. 10], blaue Pfeile)
-
Einsicht in retrokardiale, paravertebrale Lunge und Mediastinum ([Abb. 10], rote Pfeile)
Abb. 10 Symmetrische Darstellung des Thorax in Inspiration.
Gemäß der Leitlinie der Bundesärztekammer ist eine Röntgenaufnahme der Lunge im Liegen
nur dann zulässig, wenn der Patient nicht stehen kann.
Gerätetechnik und Hilfsmittel
Gerätetechnik und Hilfsmittel
Gerätetechnik
Generatorleistung. Eine vergleichsweise große Anzahl von Herstellern bietet mobile Röntgengeräte mit
den unterschiedlichsten Spezifikationen an [Tab. 1.4], [Tab. 1.5], die den Bedürfnissen der eigenen Arbeitsumgebung angepasst werden können. Hinsichtlich
der Generatorleistung gibt es unter den Anbietern kaum Unterschiede. So liefern die
Geräte eine für den Arbeitsalltag ausreichende Leistung von durchschnittlich 30 kW;
bei einigen Herstellern sogar bis zu 50 kW. Die in der Leitlinie der Bundesärztekammer
geforderte Expositionszeit von < 20 ms realisieren ebenfalls alle Geräte, teilweise
sogar hinunter bis auf 1 ms.
Tab. 1.4
Eine unvollständige Übersicht ausgewählter mobiler Röntgengeräte und Detektoren –
Teil 1
|
Gerät und Hersteller
|
DX-D 100 AGFA
|
DRX-Revolution
Carestream
|
FDR go FUJIFILM
|
|
Generatorleistung (kW)
|
20, 32, 40, 50
|
32
|
32
|
|
Röhrenspannung (kV)
|
40–150
|
40–150
|
40–133
|
|
Röhrenstrom (mA)
|
10–500
|
50–400
|
max. 400
|
|
Röhrenstrom-Zeit-Produkt (mAs)
|
0,1–500
|
0,1–320
|
k. A.
|
|
Expositionszeit (ms)
|
1–10 000
|
2–2800
|
k. A.
|
|
Gewicht (kg)
|
595
|
575
|
460
|
|
Motorunterstützung
(Geschwindigkeit)
|
ja (max. 4 km/h)
|
ja (k. A.)
|
ja (max. 5 km/h)
|
|
Detektor (35 x 43 cm)
|
|
Pixelanzahl
|
3408 x 2800
|
2520 x 3032 (CsI)1
2544 x 3056 (GOS)2
|
2304 x 2880
|
|
Pixelgröße (μm)
|
125
|
139
|
150
|
|
Detektorgröße (cm)
|
46 x 38,4 x 1,5
|
38,35 x 35,95 x 1,47
|
k. A. x k. A. x 1,48
|
|
Gewicht (kg)
|
3,4 (inkl. Batterie)
|
3,17
|
3,5 (CsI)1
3,2 (GOD)2
|
|
Szintillatormaterial: 1Cäsiumjodid, 2Gadoliniumoxysulfid.
|
Tab. 1.5
Eine unvollständige Übersicht ausgewählter mobiler Röntgengeräte und Detektoren –
Teil 2
|
Gerät und Hersteller
|
MobileDiagnost wDR Philips
|
Mobilett Mira Max Siemens
|
Mobilett XP Siemens
|
|
Generatorleistung (kW)
|
20, 40
|
max.35
|
20, 30
|
|
Röhrenspannung (kV)
|
40–150
|
40–133
|
40–133
|
|
Röhrenstrom (mA)
|
10–500
|
max. 450
|
max. 450
|
|
Röhrenstrom-Zeit-Produkt (mAs)
|
0,1–500
|
0,32–360
|
0,32–360
|
|
Expositionszeit (ms)
|
1–10 000
|
1–5000
|
1–3500
|
|
Gewicht (kg)
|
k. A.
|
375
|
206
|
|
Motorunterstützung
(Geschwindigkeit)
|
ja (max. 5 km/h)
|
ja (max. 1,5 m/s)
|
nein
|
|
Detektor (35 x 43 cm)
|
|
Pixelanzahl
|
3408 x 2800
|
2356 x 2872
|
–*
|
|
Pixelgröße (μm)
|
125
|
148
|
–*
|
|
Detektorgröße (cm)
|
35 x 43 x k. A.
|
44 x 46,1 x 1,9
|
–*
|
|
Gewicht (kg)
|
2,8 (inkl. Batterie)
|
3,0
|
–*
|
|
* Wird meist in Verbindung mit Speicherfolien betrieben.
|
Stromversorgung. Da die mobilen Röntgengeräte in den Patientenzimmern bzw. Intensivbereichen zum Einsatz
kommen, erfolgt die Stromversorgung in der Regel über allgemein zugängliche Steckdosen
mit Einphasen-Wechselstrom von 240 V (50–60 Hz), der zum Betrieb der Röntgenröhre
in den kV-Bereich transformiert wird. Einen deutlichen Mobilitätszuwachs erfahren
die Geräte, die batteriebetrieben sind und somit unabhängig von einer festen Stromversorgung
in den Patientenbereichen genutzt werden können. Da die meisten volldigitalen Geräte
(d. h. diejenigen mit einem Detektorsystem) mittlerweile ein Gesamtgewicht von durchschnittlich
500 kg aufbringen, sind diese Röntgengeräte motorunterstützt und bewegen sich mit
einer Geschwindigkeit von bis zu 5 km/h (das entspricht ca. 1,4 m / s, Schrittgeschwindigkeit).
Detektortechnologie. Mittlerweile kann man davon ausgehen, dass die älteren Film-Folien-Systeme von den
Speicherfolien- und Detektorsystemen weitestgehend verdrängt wurden. Der Vorteil der
Detektortechnologie ist die sofortige Verfügbarkeit des Röntgenbildes auf dem Röntgensystem
und in kürzester Zeit mittels WLAN-Übertragung im Bildarchiv (PACS) der radiologischen
Einrichtung bzw. des Krankenhauses. Zudem lassen sich beim Flachdetektor noch etwas
niedrigere Strahlenexpositionsdosen realisieren, ohne dass das damit steigende Signal-Rausch-Verhältnis
(SNR) zu einer wesentlichen Beeinträchtigung der Bildqualität führt.
Hilfsmittel
Das Anfertigen von Röntgenaufnahmen auf Intensivstation ist eine große Herausforderung,
da hiermit eine besonders große körperliche Belastung für das radiologische Personal
verbunden ist. Die Patienten sind in den meisten Fällen nicht mobilisiert, sediert
und/oder beatmet, während zudem die Bewegungsfreiheit für Röntgengerät und Personal
meist deutlich eingeschränkt ist. Unter diesen Bedingungen sind bei jedem Patienten
die Positionierung der Speicherfolie bzw. des Detektors und die Lagerung des Patienten
mit extrem hohem körperlichem Aufwand verbunden und sollten im besten Fall stets zu
zweit durchgeführt werden. Zur Unterstützung dieser Tätigkeit sind die im Folgenden
beschriebenen Hilfsmittel vorgesehen.
Röntgenfach in den Matratzen. Im Sinne der Patienten, die teilweise tage- und wochenlang in einem Intensivbett
liegen, sind die Matratzen in der Regel mit Polyurethan beschichtet, was aufgrund
seiner Atmungsaktivität besonders hautfreundlich und angenehm ist. Zudem lassen sich
sehr einfach reinigen und sind abwisch- und desinfizierbar. Leider haben diese Matratzen
den Nachteil, dass das Unterbringen einer Speicherfolienkassette oder eines Detektors
direkt hinter dem Patientenrücken ohne den Patienten anzuheben aufgrund der mangelhaften
Gleitfähigkeit der Matratzen nahezu unmöglich ist. Daher haben viele Hersteller ein
Fach in die Matratze eingearbeitet, in das eine Kassette komfortabel eingeführt und
dorsal des Patienten positioniert werden kann.
Schublade oder Kassettenhalterung. Als Alternative befindet sich in manchen Modellen an der Bettunterseite eine Schublade
oder eine Kassettenhalterung für die Röntgenaufnahme. Ein solches bietet sich insbesondere
bei adipösen Patienten an, bei denen eine Lagerung der Kassette unmittelbar hinter
dem Rücken unmöglich ist. Allerdings ist in beiden Fällen zu beachten, dass aufgrund
des vergrößerten Objekt-Detektor-Abstands der Aufnahmebereich vergrößert dargestellt
und im ungünstigsten Fall nicht vollständig abgebildet wird.
Taschen aus gleitfähigem Kunststoff. Eine Möglichkeit, die Kassette oder den Detektor unmittelbar hinter den Patienten
zu positionieren, bieten Taschen aus reißfestem und gleitfähigem Kunststoff. Nach
dem rollenden Bewegungsprinzip wie beispielsweise bei Panzerketten wird die Kassette
in der Kunststoffummantelung schonend unter den Patienten gezogen [Abb. 11].
Abb. 11 Prinzip der Taschen zum Positionieren der Röntgenkassette.
Strahlendosis
Über die Strahlenschutzaspekte für Patient und Personal wird in einem späteren Artikel
gesondert eingegangen werden, daher sei nur Folgendes hierzu gesagt: Die Ortsdosen
bei den Röntgenaufnahmen sind sehr gering. So berichtet beispielsweise eine Arbeitsgruppe,
dass in 3 m Abstand eine Ortsdosis von 0,04 µSv ermittelt wurde, was bei einer natürlichen
Strahlenexposition von 2,1 mSv etwa einer 10-minütigen Exposition entspricht [2]. Bei der Verwendung von Flachdetektoren ist am Patienten im Bereich der Lunge eine
durchschnittliche Strahlenexposition von etwa 0,06 mGy messbar und unter Berücksichtigung
der Gewebewichtungsfaktoren ergibt sich hieraus eine effektive Dosis von ca. 0,04 mSv.
Hygiene
Die Intensivstationen sind extrem sensible Bereiche mit zum Teil schwerstkranken Patienten,
in denen das Risiko einer Verschleppung von pathogenen Erregern möglichst minimiert
werden sollte. Grundsätzlich ist die regelmäßige hygienische Händedesinfektion sowie
das Tragen und regelmäßige Wechseln der Einmalhandschuhe obligat. Hierbei ist zu beachten,
dass das Berühren der Bedienknöpfe des Röntgengeräts beispielsweise beim Einstellen
der Tiefenblende oder beim Auslösen der Strahlenexposition nur mit „sauberen“ Händen
bzw. „sauberen“ Handschuhen erfolgen sollte, andernfalls müssen diese Bedienelemente
wischdesinfiziert werden. Grundsätzlich sollten die Röntgengeräte in festgelegten
Zeitabständen (z.B. bei Verlassen des Intensivbereichs oder am Ende des Arbeitstags)
und immer nach Einsätzen in Isolationsbereichen von infektiösen Patienten mit z. B.
methicillinresistenten Staphylokkken (MRSA), vancomycinresistenten Enterokokken (VRE),
Extended-Spectrum-Betalaktamasen (ESBL) etc. desinfiziert werden.
Um eine regelmäßige Wischdesinfektion der Speicherfolien bzw. der Detektoren zu umgehen,
was nebenbei bemerkt die Lebensdauer des Oberflächenmaterials deutlich verlängert,
empfiehlt sich die Verwendung von Einmaltüten, die von diversen Herstellern passgenau
angefertigt werden können. Diese werden nach Gebrauch entsorgt und die Speicherfolie
bzw. der Detektor kann dann ohne Handschuhe kontaminationsfrei getragen werden.
Weitere Informationen zur Hygiene finden Sie im Artikel „Radiologie – Das Drehkreuz
in der Medizin: Hygiene in der Radiologie“ in Radiopraxis 4/2014.
Auf Händedesinfektion und das Wechseln der Einmalhandschuhe ist nach jedem Patienten
zu achten.
Nach Röntgenuntersuchungen an infektiösen Patienten ist eine Desinfektion des Röntgengerätes
sowie des Detektors obligat.
Hygienische Händedesinfektion nach DIN EN 1500:2013-07 [4]:
-
Circa 3–5 ml des Händedesinfektionsmittels werden in die hohle Hand gerieben.
-
Handfläche auf Handfläche mit geschlossenen Fingern kreisend reiben.
-
Jeweils die eine Handfläche über den Handrücken der anderen Hand reiben.
-
Beide Handflächen mit ineinander verschränkten Fingern bewegen.
-
Kreisendes Reiben des Daumens in der jeweils anderen Handinnenfläche.
-
Kreisendes Reiben der Fingerkuppen in der jeweils anderen Handinnenfläche.
-
Für die Einwirkzeit sind die Angaben der jeweiligen Hersteller zu beachten (mind.
30 s).
Möglicher Arbeitsablauf beim Intensivthorax unter Berücksichtigung der Hygiene:
-
Nur 1 MTRA:
-
Händedesinfektion und 2 Paar frische Handschuhe übereinander tragen
-
Speicherfolie und Detektor positionieren
-
oberstes Paar Handschuhe entfernen
-
Einstellung der Röhre und der Tiefenblende
-
Auslösen der Strahlenexposition
-
Entnahme der Speicherfolie/des Detektors
-
Einmaltüte entsorgen
-
Entfernen des 2. Handschuhpaars und Händedesinfektion
-
Bei 2 MTRA:
-
MTRA 1 und 2:
-
MTRA 2
-
Entfernen der Handschuhe und Händedesinfektion
-
Einstellung der Röhre und der Tiefenblende
-
Auslösen der Strahlenexposition
-
MTRA 1:
Fazit
Für Patienten auf den Intensivstationen wird auch zukünftig die Röntgenaufnahme der
Lunge mittels „Bedside-Methode“ ein wichtiger Bestandteil der bildgebenden Diagnostik
bleiben, da sie bei relativ leichter und kurzfristiger Verfügbarkeit zuverlässige
und für die Therapie entscheidende Informationen liefert. Wichtig sind hierbei die
sorgfältige Lagerung der Patienten sowie eine gewissenhafte reproduzierbare Einstellung
der Röntgenparameter (Zentralstrahl, Einblendung, Belichtungsparameter etc.), da dies
letztendlich mit dazu beiträgt, ob ein Röntgenbild diagnostisch auswertbar ist oder
nicht.
Für MTRA bleibt diese Untersuchungstechnik auf Intensivstation eine große körperliche
Herausforderung, insbesondere unter dem Aspekt, dass das Durchschnittsgewicht und
die Körpermaße der Patienten gestiegen sind. Dementgegen sind die Personalressourcen
zur Durchführung dieser Untersuchungsart gesunken – sowohl aufseiten der MTRA wie
auch in der Krankenpflege –, was letztendlich zu einer stetigen körperlichen Belastung
gerade des radiologischen Personals führt.
Wie verläuft die Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal der Intensivstationen?
Grundsätzlich stellt sich wiederholt die Frage, ob die Röntgenaufnahme auf Intensivstation
immer in Zusammenarbeit mit den Pflegekräften durchgeführt werden sollte. In der Literatur
zur Einstelltechnik findet sich daher häufiger der Hinweis, dass man Elektroden und
Sonden zur Überwachung nicht eigenmächtig trennen, sondern überlagernde Hilfsmittel
von den Pflegekräften entfernen lassen sollte [3]. Diese Verhaltensgrundsätze lassen sich aus der Sozialgesetzgebung ableiten (vgl.
§ 137 des Fünften Sozialgesetzbuches (SGB V)). Des Weiteren ist die Zusammenarbeit
mit dem Pflegepersonal oft über interne Standardarbeitsanweisungen geregelt.
Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Intensivpflegekräften und den
Mitarbeitern der Radiologie ist zum Wohle der Patienten unerlässlich. Eine gute Kommunikation
hilft, die Belastung und den Aufwand, den das Röntgen auf Intensivstation mit sich
bringt, für Patient und Mitarbeiter auf ein erträgliches Maß zu minimieren.
Standardarbeitsanweisung
In vielen Krankenhäusern regeln zudem interne Standardarbeitsanweisungen (Standard
Operating Procedure, SOP) unter welchen Voraussetzungen beispielsweise Physiotherapeuten
oder MTRA Intensivpatienten eigenverantwortlich bewegen oder lagern dürfen. Voraussetzung
ist in den meisten Fällen, dass die betreffenden Mitarbeiter vorab eine gründliche
Unterweisung erhalten haben, die sie zu dieser Tätigkeit befähigen. In Anbetracht
der Tatsache, dass die Röntgentätigkeit auf Intensivstation eine körperlich sehr belastende
Tätigkeit ist, sollte die Hilfe der Pflegekräfte möglichst oft in Anspruch genommen
werden.
Fünftes Sozialgesetzbuch (SGB V)
Der § 137 des Fünften Sozialgesetzbuches (SGB V) reguliert die Qualitätssicherung
in der stationären Krankenversorgung u.a. mit dem Hinweis, dass die Anforderungen
an die Qualitätssicherung „durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen“ sind. Die Mindestanforderungen
an eine solche Qualitätssicherung legt z. B. die Qualitätsmanagementnorm DIN ISO 9004
fest [4]. Betriebswirtschaftlich gesehen wird bei der Durchführung der Röntgenuntersuchung
eine Dienstleistung erbracht, die eben diesen Normen unterliegt. Dementsprechend müssen
die MTRA einerseits die notwendigen Kompetenzen besitzen, um eine verwertbare Röntgenaufnahme
zu erstellen, und andererseits auf die Unterstützung von Partnern – in diesem Fall
den Pflegekräften – zurückgreifen, wenn es um das Wohl der Intensivpatienten geht.
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Mithilfe einer gewissenhaften Formulierung der „rechtfertigenden Indikation“ wird
der gesundheitliche Nutzen der Röntgenuntersuchung gegenüber ihrem Strahlenrisiko
abgewogen.
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Für Patienten ist die Röntgenaufnahme der Lunge mittels „Bedside-Methode“ ein wichtiger
Bestandteil der bildgebenden Diagnostik, da sie bei relativ leichter und kurzfristiger
Verfügbarkeit zuverlässige und für die Therapie entscheidende Informationen liefert.
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Eine sorgfältige Lagerung des Patienten sowie ein exakter Einstrahlwinkel erhöhen
die Aussagekraft einer Röntgenaufnahme der Lunge auf Intensivstation und verbessern
auch ihre Beurteilbarkeit im Verlauf.
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Der Gebrauch diverser Hilfsmittel beim Röntgen auf Intensivstation soll die extreme
körperliche Belastung der MTRA möglichst minimieren.
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Adäquate Hygienemaßnahmen sind gerade auf den Intensivstationen zwingend einzuhalten;
dazu gehört eine regelmäßige Händedesinfektion sowie eine gewissenhafte Wischdesinfektion
von potenziell kontaminierten Oberflächen.