Z Gastroenterol 2017; 55(05): 446-448
DOI: 10.1055/s-0043-103240
Forschung aktuell
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„Serrated Polyposis Syndrome“: Risikofaktoren für KRK identifiziert

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Publication Date:
12 May 2017 (online)

Bei dem kolorektalen Karzinom (KRK) handelt es sich um eine der Hauptursachen für krebsbedingte Morbidität und Mortalität. Es konnte gezeigt werden, dass 15 – 30 % aller KRK-Fälle auf serratierte Polypen zurückgehen und dass das „Serrated Polyposis Syndrome“ (SPS) mit einem erhöhten KRK-Risiko assoziiert ist. J. E. G. IJspeert et al. haben nun bei Patienten mit SPS Risikofaktoren für die Entwicklung eines KRK identifiziert.

Die retrospektive Kohortenanalyse schloss 434 SPS-Patienten ein. Alle Studienteilnehmer erfüllten die „2010 WHO Criterion-1“ und/oder „WHO Criterion-3“ für die Diagnose des SPS. Von der Studie ausgeschlossen waren SPS-Patienten, auf welche nur die WHO-2-Kriterien zutrafen, solche mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung und/oder einem erblichen KRK-Syndrom. Die Probanden wurden an 7 Zentren in den Niederlanden sowie an 2 Zentren im Vereinigten Königreich in die Studie aufgenommen. Die Datenerhebung erfolgte unter anderem mithilfe von medizinischen Krankenakten sowie Pathologie- und Endoskopieberichten, wobei sich die Autoren auf den Zeitraum zwischen 1993 und 2015 konzentrierten.

Das mediane Alter der Patienten betrug zum Zeitpunkt der Diagnose 60,8 Jahre, 211 (48,6 %) waren männlich. 182 Studienteilnehmer (56,9 %) waren Raucher oder hatten in der Vergangenheit geraucht. Die mediane Anzahl der detektierten serratierten Polypen pro Patient belief sich auf 29 (IQR: 17 – 50). Bei 127 Patienten (29,3 %) wurde ein KRK diagnostiziert. Die Autoren ermittelten eine Assoziation zwischen ≥ 1 serratierten Polypen mit Dysplasie (Odds Ratio [OR] 2,07), ≥ 1 fortgeschrittenen Adenom (OR 2,30) sowie der Erfüllung der WHO-Kriterien 1 und 3 (OR 1,60) und dem Auftreten eines KRK. Demgegenüber waren Patienten mit einer Rauchervergangenheit durch ein geringeres KRK-Risiko gekennzeichnet (OR 0,36), dies galt sowohl für Frauen als auch für Männer (adjustierte ORs 0,49 und 0,30). Analysen ergaben, dass diese Patienten signifikant häufiger lediglich die WHO-3-Kriterien erfüllten. Insgesamt 260 Studienteilnehmer unterzogen sich nach Entfernung aller Läsionen > 5 mm einer Nachbeobachtung (im Median 3,2 Jahre). 2 Patienten erhielten während dieser Zeit eine KRK-Diagnose, was einer Inzidenzrate von 1,9 Ereignissen pro 1000 Personenjahren entsprach. Die kumulative 5-Jahres-Inzidenz für ein KRK war 1,5 %.

Fazit

Mithilfe der im Rahmen der Studie identifizierten klinischen Faktoren ist es möglich, eine Risikostratifikation der SPS-Patienten vorzunehmen und die Kontrollintervalle entsprechend anzupassen. Nach Meinung der Autoren sollten sich zukünftige Studien auf die Sicherheit und Durchführbarkeit einer personalisierten Therapie sowie Überwachung von Patienten mit SPS konzentrieren, um die Belastungen für die Patienten zu reduzieren und die Inzidenz von „Intervallkarzinomen“ zu senken.

Dr. Frank Lichert, Weilburg

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Humane Darmkrebszellen mit rot gefärbtem Zellkern und dem grün eingefärbten Protein E-cadherin. (Quelle: NCI Center for Cancer Research, Urbain Weyemi, Christophe E. Redon, William M. Bonner).