Gefäßmedizin Scan - Zeitschrift für Angiologie, Gefäßchirurgie, diagnostische und interventionelle Radiologie 2017; 04(01): 57-67
DOI: 10.1055/s-0043-103053
Aorta
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Offene und endovaskuläre Therapie des Bauchaortenaneurysmas: Langzeitüberleben

Friedrich Dünschede
,
Kaywan Aftahy
,
Marwan Youssef
,
Jörn Dopheide
,
Harald Binder
,
Bernhard Dorweiler
,
Christian-Friedrich Vahl
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Publication Date:
19 April 2017 (online)

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Die Therapie des Bauchaortenaneurysmas tendiert derzeit stark zur endovaskulären Vorgehensweise. Dies steht jedoch im Widerspruch zu Ergebnissen von Metaanalysen, die im Langzeitverlauf keinen Vorteil dieser Methode im Vergleich zum offenen Vorgehen feststellen konnten. Dieser Beitrag präsentiert die Ergebnisse einer Propensity-Score-Studie zum Vergleich beider Therapieformen bezogen auf das reinterventionsfreie Überleben.

Kernaussagen
  • Langzeitergebnisse der operativen Therapie des infrarenalen Bauchaortenaneurysmas im Vergleich zwischen Stentgraft-Prothese (EVAR) und offenem Bauchaortenersatz (offene Reparatur) sind rar. Deshalb wurde die vorliegende Untersuchung durchgeführt.

  • Mithilfe eines Propensity Score erfolgte das Matching der Kollektive, die für beide Therapieformen geeignet waren und im Zeitraum 2002 – 2008 bei infrarenalem Bauchaortenaneurysma elektiv operiert wurden. Endpunkt der Untersuchung war das reinterventionsfreie Langzeitüberleben nach beiden Therapieformen.

  • Von 2002 – 2008 ermittelten die Autoren aus insgesamt 442 Patienten mithilfe des Propensity Score 140 Operationen mit 72 Implantationen einer Rohrprothese und mit 68 Stentgraft-Prothesen. Der mediane Beobachtungszeitraum lag bei 5 Jahren (0,04 – 10,30 Jahre).

  • Die Mortalität betrug in der Offene-Reparatur-Gruppe 1 % und lag in der EVAR-Gruppe bei 0 %.

  • Dabei betrug das kumulierte Überleben nach 5 und 10 Jahren in der Offene-Reparatur-Gruppe 82 und 79 % und in der EVAR-Gruppe 80 und 58 %.

  • Drei von 72 offen operierten Patienten mussten sich im Verlauf einer Reoperation unterziehen (4 %). In der EVAR-Gruppe waren dies 23, sodass die Reinterventionsrate bei 34 % lag.

  • Beide Verfahren zur Aneurysmaausschaltung sind sicher durchführbar. Die hohe Rate an komplexen Reinterventionen bzw. Konversionen in der EVAR-Gruppe muss bei der Wahl der Therapieform jedoch Berücksichtigung finden.