PSYCH up2date 2017; 11(03): 223-238
DOI: 10.1055/s-0043-100487
Angststörungen, Zwangsstörungen und stressassoziierte Störungen

Spezifische Phobien

Alfons O. Hamm

Verantwortlicher Herausgeber dieser Rubrik: Prof. Dr. Ulrich Voderholzer, Prien am Chiemsee
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Mit einer durchschnittlichen Einjahresprävalenz von 9 % gehören spezifische Phobien zu den häufigen psychischen Erkrankungen. Sie zeigen sich als intensive Furchtreaktionen vor spezifischen Situationen mit dem zwingenden Wunsch zur Flucht. Reizkonfrontation in vivo ist die wirksamste Behandlungsmethode – ggf. auch in einer einzigen Sitzung. Dabei müssen die zentralen Befürchtungen des Patienten in der Realität überprüft werden.

Kernaussagen

Spezifische Phobien sind intensive Furchtreaktionen, die durch spezifische Situationen ausgelöst werden und vom zwingenden Wunsch begleitet sind, solchen Situationen zu entfliehen oder sie bereits im Vorfeld zu vermeiden. Spezifische Phobien mit „Krankheitswert“ werden aber erst dann diagnostiziert, wenn Furcht und Vermeidung zu funktionellen Beeinträchtigungen oder bedeutsamem Leiden führt. Spezifische Phobien gehören mit einer durchschnittlichen Einjahresprävalenz von 9 % zu den häufigen psychischen Erkrankungen. Allerdings schwanken die Zahlen erheblich über die verschiedenen Studien. Vor allem bei Jugendlichen gehen die Prävalenzraten erheblich zurück, wenn man das Kriterium des Leidensdrucks berücksichtigt.

Spezifische Phobien werden erworben durch

  • direkte aversive Lernerfahrungen,

  • die Beobachtung solcher Lernerfahrungen bei relevanten Modellen und

  • Informationen über die potenzielle Gefahr solcher Objekte.

Bei diesen Lernprozessen werden neuronale Schaltkreise des Gehirns rekrutiert, welche für die Enkodierung von Gefahrenreizen und die Organisation defensiver Verhaltensanpassungen spezialisiert sind. Das Aktivierungsmuster dieser Schaltkreise verändert sich mit zunehmender Proximität der Bedrohung.

Expositionsbasierte Psychotherapie ist die wirksamste Methode zur Behandlung Spezifischer Phobien, wobei die Reizkonfrontation in vivo sich als effektivste Variante erwiesen hat. Diese Form der Behandlung kann auch in einer einzigen Sitzung durchgeführt werden. Dabei ist es wichtig, die zentralen Befürchtungen des Patienten in der Realität zu überprüfen.



Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
16. Mai 2017 (online)

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