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DOI: 10.1055/s-0042-1755705
Bariatrische Operationen bei Kindern und Jugendlichen: Ab welchem Alter sind sie sinnvoll? Eine retrospektive Untersuchung anhand eines Patientenpanels zwischen 19 und 26 Jahren (#71)
Einleitung Bariatrische Chirurgie bei Kindern und Jugendlichen wird kontrovers diskutiert. Eine endgültige Nutzen-Risiko-Bewertung und langfristige Beobachtungsstudien fehlen allerdings.
Methoden In der Interdisziplinären Adipositas-Ambulanz der Universitätsmedizin Göttingen wurden retrospektiv 7 operierte PatientInnen zwischen 19 und 26 Jahren mit einem qualitativen Leitfaden interviewt.
Ergebnisse Die 7 Teilnehmenden konnten eine durchschnittliche Reduktion des BMIs von 18,13 kg/m² sowie einen Anstieg im Wohlbefinden und der Lebensqualität erreichen. Die Teilnehmenden hatten schon im Kindesalter mit physischen und psychosozialen Einschränkungen aufgrund von Übergewicht oder Adipositas leben müssen und haben konventionelle Abnehmversuche ausprobiert. Mögliche Konsequenzen und Einschränkungen durch die OP sowie die nötige Lebensstiländerung trotz OP wurden von nahezu allen Operierten präoperativ vollständig verstanden und umgesetzt. Auffällig waren unregelmäßige, geringe Nachsorgebesuche und die unvollständige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Als sinnvolles Alter für eine OP wurden mehrfach das 18. Lebensjahr oder älter, einmal 16 Jahre und die OP im Extremfall unter 18 Jahren genannt.
Schlussfolgerung Bei Jugendlichen mit morbider Adipositas kann unter bestimmten Bedingungen eine bariatrische Therapiemaßnahme in Betracht gezogen werden, wenn der „Geist gefestigt ist“. Ein besonderes Augenmerk sollte dann insbesondere auf einer regelmäßigen Nachsorge und der Kontrolle der Einnahme der Nahrungsergänzungmittel (inkl. jährlicher Laborkontrollen) liegen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
11. Oktober 2022
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