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DOI: 10.1055/s-0042-1754992
Retrospektive Praxisdaten zur endoskopischen Behandlung von Nicht-Anastomosenstenosen nach Lebertransplantation. Ist unsere derzeitige Behandlungsstrategie in allen Fällen wirksam?
Einleitung Biliäre Komplikationen sind eine häufige Ursache für Morbidität und Mortalität nach Lebertransplantationen. Biliäre Strikturen nach Lebertransplantation lassen sich in Anastomosenstrikturen und Nicht-Anastomosenstenosen (NAS) unterteilen. Letztere können in ischämische Gallenläsionen (ITBL) und ischämische Gallenläsionen (IBL) unterteilt werden. Je nach Lage der Strikturen wird zwischen Typ I (extrahepatisch), Typ II (intrahepatisch) und Typ III (kombiniert extra- und intrahepatisch) unterschieden. Derzeit gibt es kaum Daten zur Behandlung von ITBL und keine Daten für IBL.
Ziele Ziel der vorliegenden Studie war es, die primäre endoskopische Behandlung von ITBL und IBL qualitativ und quantitativ auszuwerten.
Methodik Alle Patienten, die sich von 2008 bis 2016 einer Lebertransplantation unterzogen, wurden retrospektiv auf NAS untersucht und bis Mai 2020 nachverfolgt.
Ergebnis Von 287 Patienten nach Lebertransplantation wurden 40 (13,9%) Patienten mit NAS (ITBL: 32, 11,1%; IBL: 8, 2,8%) identifiziert, von denen 35 Patienten (ITBL: 28, 9,8%; IBL: 7, 2,4%) im Rahmen eines ERCP-basierten Stent-Programms weiter behandelt wurden. 16 (46%) Patienten beendeten das ERCP-basierte Stentprogramm erfolgreich (ITBL: 13, 46%; IBL: 3, 43%). Die durchschnittliche Dauer des ERCP-basierten Stentprogramms betrug 25 Monate mit einer durchschnittlichen Anzahl von 13 durchgeführten ERCPs (ITBL: 34 Monate/14 Interventionen; IBL: 25 Monate/13 Interventionen). Insgesamt 9 (26%) Patienten (ITBL: 6, 21%; IBL 3, 43%) starben während des ERCP-basierten Stentprogramms. Cholangitis war dabei die Todesursache aller 9 Patienten. Von diesen Patienten hatte ein Patient (11%) eine Striktur vom Typ I und alle anderen 8 Patienten hatten intrahepatische Strikturen (Typ II: 3, 33%; Typ III: 5, 56%).
Die zusätzlich zum ERCP-basierten Stentprogramm durchgeführten Verfahren waren Sphinkterotomie (100%), Ballondilatation (43%), Sludge-Extraktion (66%) und Gallensteinentfernung (57%). Komplikationen des ERCP-basierten Stentprogramms waren Cholangitis (74%), Pankreatitis (23%), Blutungen (3%), Perforation (0%) und verfahrensbedingte Sterblichkeit (0%).
Schlussfolgerung Das ERCP-basierte Stentprogramm ist sicher, aber NAS kann nur bei etwa der Hälfte der Patienten behoben werden. Extrahepatische Strikturen haben tendenziell eine bessere Prognose als intrahepatische Strikturen.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
19. August 2022
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Georg Thieme Verlag
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