Z Gastroenterol 2022; 60(08): e576-e577
DOI: 10.1055/s-0042-1754947
Abstracts | DGVS/DGAV
Ernährung und Stoffwechsel
Metabolische Exoten
Donnerstag, 15. September 2022, 17:15 – 18:03, Saal 8

Behandlung, Impfstatus und COVID-19-Morbidität von Patienten mit Morbus Gaucher in Deutschland während der SARS-CoV2-Pandemie

C Niederau
1   Postfach 1012034, Oberhausen, Deutschland,
,
JP Köhler
2   University Hospital Düsseldorf, Heinrich Heine University Düsseldorf, Germany, Department of Gastroenterology, Hepatology and Infectious Diseases, Düsseldorf, Deutschland,
,
C Regenbogen
3   Klinikum der Technischen Universität, Medizinische Klinik und Poliklinik, Abteilung für Nephrologie, München, Deutschland,
,
HM Frühauf
4   AMEOS Klinikum St. Marien, Klinik f. Innere Medizin und Geriatrie, Oberhausen, Deutschland,
,
M Merkel
5   Endokrinologikum, Hamburg, Deutschland,
,
A Ziagaki
6   Charité Campus Virchow, Medizinische Klinik f. Endokrinologie und Stoffwechselmedizin, Berlin, Deutschland,
,
E Mengel
7   SphinCS GmbH, Hochheim, Deutschland,
,
C Baerwald
8   Universitätsklinikum Leipzig, Klinik f. Endokrinologie, Nephrologie und Rheumatologie, Leipzig, Deutschland,
,
N Muschol
9   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinik und Poliklinik f. Kinder- und Jugendmedizin, Hamburg, Deutschland,
,
C Staufner
10   Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Heidelberg, Deutschland,
,
A Gillessen
11   Herz-Jesu-Krankenhaus Hiltrup GmbH, Klinik f. Innere Medizin, Münster-Hiltrup, Deutschland,
,
C Lampe
12   Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Abteilung für Kinderneurologie, Sozialpädiatrie und Epileptologie, Gießen, Deutschland
,
D Schöler
2   University Hospital Düsseldorf, Heinrich Heine University Düsseldorf, Germany, Department of Gastroenterology, Hepatology and Infectious Diseases, Düsseldorf, Deutschland,
,
T Luedde
2   University Hospital Düsseldorf, Heinrich Heine University Düsseldorf, Germany, Department of Gastroenterology, Hepatology and Infectious Diseases, Düsseldorf, Deutschland,
,
S Dahl vom
2   University Hospital Düsseldorf, Heinrich Heine University Düsseldorf, Germany, Department of Gastroenterology, Hepatology and Infectious Diseases, Düsseldorf, Deutschland,
› Institutsangaben
 

Hintergrund M. Gaucher (Gaucher Disease, GD) ist eine autosomal-rezessiv vererbte Speicherkrankheit, die auf einer Defizienz der lysosomalen ß-Glucocerebrosidase beruht und deren Prävalenz bei<1:50.000 liegt. Unbehandelt führt sie zu durch Ballonierung und Transformation von Makrophagen zu Hepatosplenomegalie, schweren Knochenveränderungen, erhöhter Tumorinzidenz sowie verkürzter Lebenserwartung. Zur Therapie sind 4 Präparate (Enzymersatztherapie, ERT: Imiglucerase, Velaglucerase; Substratreduktionstherapie, SRT: Eliglustat, Miglustat) zugelassen. Kontrolle und Therapie der Gaucher-Krankheit („Gaucher disease“ (GD)) während der COVID-19-Pandemie waren eine Herausforderung, die mit Veränderungen der Infusions- und Kontrollintervalle einherging.

Ziel Analyse der Behandlungsintensität, des Impfstatus und der der COVID-19-Mortalität von GD-Patienten März 2020 – August 2021.

Methode Eine Umfrage mit 22 Fragen zum GD-Management während der Pandemie wurde an 19 deutsche Gaucher-Zentren verschickt. Sie wurde durch 11/19 Zentren beantwortet, die 257 GD-Patienten (etwa ¾ der deutschen GD-Population) betreuen; 245 Patienten hatten GD Typ 1 und 12 Typ 3; 240 Patienten waren≥ 18 Jahre alt.

Ergebnisse Die Überwachungsintervalle wurden in 8/11 Zentren von einem Median von 9 auf 12 Monate verlängert. Die Enzymersatztherapie (ERT) wurde bei 4 Patienten auf Heiminfusionstherapie umgestellt und bei 6 Patienten durch eine orale Substratreduktionstherapie (SRT) ersetzt. Von März 2020-Oktober 2021 wurden keine schwerwiegenden Komplikationen dokumentiert. Es wurden vier SARS CoV-2-Infektionen gemeldet (1,6%). Zwei Infektionen verliefen asymptomatisch, zwei wiesen einen milden Verlauf auf; alle traten bei erwachsenen, nicht splenektomierten Patienten vom Typ 1 auf. Die Durchimpfungsrate bei erwachsenen GD-Patienten im August 2021 betrug 79,5% (95,3% mRNA-Impfstoffe). Schwerwiegende Impfkomplikationen wurden nicht gemeldet.

Schlussfolgerung Die COVID-19-Pandemie hat die Schwelle für die Umstellung von einer parenteralen praxis- oder krankenhausbasierten ERT auf eine Heimtherapie oder orale SRT gesenkt. Die Infektionsrate mit SARS-CoV 2 bei GD war niedrig und der Schweregrad gering. Die Impfraten waren bei GD-Patienten hoch. Eine erhöhte Suszeptibilität für Covid-19-Infektionen besteht bei GD offenbar nicht.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. August 2022

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