Z Gastroenterol 2022; 60(08): e499-e500
DOI: 10.1055/s-0042-1754773
Abstracts | DGVS/DGAV
Leber und Galle
Varia: Infekt bei Zirrhose, M. Wilson, hereditäre Cholestase u.a.
Freitag, 16. September 2022, 17:00–18:28, Saal 7

Ikterus und pulmonale Haemorrhagien mit ungewöhnlicher Ursache – Fallbericht einer komplizierten autochthon erworbenen Leptospirose

M Lutterbeck
1   Uniklinik Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Deutschland
,
HM Orth
1   Uniklinik Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Deutschland
,
T Feldt
1   Uniklinik Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Deutschland
,
JG Bode
1   Uniklinik Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Deutschland
,
B-EO Jensen
1   Uniklinik Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Deutschland
,
T Luedde
1   Uniklinik Düsseldorf, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie, Düsseldorf, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Leptospirose ist eine zoonotische Infektion mit Spirochäten der Gattung Leptospira. Humane Infektionen erfolgen meist durch Kontakt mit Ausscheidungen infizierter Tiere oder durch kontaminiertes Wasser. In Mitteleuropa ist die Leptospirose meist importiert, gelegentlich beruflich und selten durch Freizeitaktivitäten erworben, dann üblicherweise in feuchtwarmen Sommern. Sie beginnt mit grippeähnlichen Symptomen, die in einigen Fällen in eine zweite, immunologisch ausgelöste Phase mit akuter Nieren- oder Leberschädigung, Meningitis oder in seltenen Fällen mit pulmonalen Haemorrhagien übergehen können.

Fallbeschreibung Im 01/22 stellte sich ein 31-jähriger Patient nach fünftägiger Anamnese von Fieber, Myalgien, Cephalgien und Ikterus in unserer Abteilung vor. Er arbeitete als Servicetechniker bei der Bahn und hielt zwei Ratten als Haustiere, von denen eine kürzlich an einer Mykoplasmeninfektion gestorben sei. Es bestand keine kürzliche Reiseaktivität.

Die Verdachtsdiagnose Leptospirose wurde am Aufnahmetag mittels molekulardiagnostischer Verfahren bestätigt, wir initiierten eine Therapie mit Ceftriaxon (2 g/d).

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Abb. 1 Röntgenthorax Am Folgetag erforderte eine rasch zunehmende respiratorische Insuffizienz aufgrund pulmonaler Hämorrhagien eine Intubation. In Bauchlage und unter systemischer Kortikosteroidtherapie besserte sich die anfangs schwierige Beatmungssituation, ein Weaning gelang nach acht Tagen. In den Nachuntersuchungen zeigten einen Rückgang der pathologischen Laborwerte und eine stetige klinische Besserung.
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Abb. 2 Laborbefunde

Schlussfolgerung Nur eine frühzeitige Diagnosestellung und Therapie der Leptospirose kann komplizierte Verläufe verhindern. Die Serologie ist erst eine Woche nach Symptombeginn valide, molekulare Diagnostik kann diese Lücke schließen. Bei unserem Patienten konnten die sofortige Diagnosestellung und Behandlung jedoch aufgrund der fünftägigen Verzögerung vor Aufnahme einen schweren Verlauf nicht mehr verhindern. Ungewöhnlich ist die autochthone Infektion im Winter. Neben beruflicher Exposition in kontaminierten Technikbereichen von Bahnanlagen ist eine Infektion durch die Haustiere denkbar. Die überlebende Ratte wurde negativ auf Leptospirose getestet, die Mykoplasmen-Diagnose der verstorbenen Ratte muss jedoch retrospektiv bezweifelt werden.

Die Leptospirose muss als wichtige Differentialdiagnose eines fieberhaften ikterischen Krankheitsbildes auch abseits typischer Übertragungswege berücksichtigt werden.



Publication History

Article published online:
19 August 2022

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