Z Gastroenterol 2022; 60(08): e437
DOI: 10.1055/s-0042-1754622
Abstracts | DGVS/DGAV
Dünndarm, Dickdarm, Proktologie
Koloproktologie: Varia
Freitag, 16. September 2022, 12:20 – 13:40, Saal 5

Frühe oder spät elektive Sigmaresektion bei akuter Divertikulitis – Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Operation?– Ein systematisches Review und Meta-Analyse

K Karstens
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Allgemein, Viszeral und Thoraxchirugie, Hamburg, Deutschland
2   Praxis für Endoskopie und Proktologie am Grindel, Hamburg, Deutschland
,
N Melling
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Allgemein, Viszeral und Thoraxchirugie, Hamburg, Deutschland
,
M Reeh
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Allgemein, Viszeral und Thoraxchirugie, Hamburg, Deutschland
,
P Scognamiglio
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Allgemein, Viszeral und Thoraxchirugie, Hamburg, Deutschland
,
A Höller
3   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Biometrie, Hamburg, Deutschland
,
G Schön
3   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Biometrie, Hamburg, Deutschland
,
J Izbicki
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Allgemein, Viszeral und Thoraxchirugie, Hamburg, Deutschland
,
M Tachezy
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Allgemein, Viszeral und Thoraxchirugie, Hamburg, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung Die Operationsindikation bei der akuten Sigmadivertikulitis wird in den letzten Jahren immer zurückhaltender gestellt. In den komplizierten, aber nicht frei perforierten Stadien wird in der gültigen S3 Leitlinie eine Sigmaresektion nach antibiotischer Vorbehandlung (und ggf. erforderlicher Drainage) empfohlen, wobei sich diese Empfehlung auf lediglich drei retrospektive Studien stützt.

Ziele Erhebung der aktuellen Evidenz für die frühen und spät-elektiven Resektionen bei akuter Sigmadivertikulitis und Ableitung von Empfehlungen.

Methodik Systematische Literaturrecherche in MEDLINE und Cochrane Datenbank. Anhand der vorhandenen Literatur Durchführung von Metaanalysen (Forest plots) mit folgenden Endpunkten: Konversionsrate, Rate an Gesamtkomplikationen, Wundinfektionen und Anastomoseninsuffizienzen, Reoperationen, Anlage von Stomata, Mortalität, Dauer der Operationen sowie die Krankenhausverweildauer.

Ergebnisse Es wurden sechs retrospektive Studien mit insgesamt 1119 Patienten identifiziert, die zwischen 2004 und 2022 publiziert wurden. Vier weitere Studien wurden aufgrund von systematischen Bias (ungleiche Vergleichsgruppen) ausgeschlossen. Die Definition der frühen und späten Gruppen zeigte eine Varianz zwischen<7 und<42 Tagen bzw.>28 und>42 Tagen. Keine der untersuchten Parameter zeigte in der Meta-Analyse eine signifikante Überlegenheit der späten Operation, wenn auch die Gesamtkomplikationsrate (OR 1,93 (95% KI 0,91/ 4,08), p=0,08) und die OP-Dauer (Mittlere Differenz 9,6 min (95% KI -0,69/19,92), p=0,08) knapp an der Signifikanz scheiterten.

Schlussfolgerung Anhand der bisher verfügbaren Studien kann eine Überlegenheit der späten Operation nach antibiotischer Vorbehandlung nicht eindeutig belegt werden. Durch den retrospektiven Charakter, die teils unterschiedlichen Divertikulitis Stadien und Zeitpunktdefinitionen müssen die Ergebnisse zudem kritisch hinterfragt werden. Daten zur Gesamtkomplikationsrate einschließlich internistischer Komplikationen und konservativem Therapieversagen sowie Daten zur Dauer und den daraus resultierenden Kosten von insgesamt zwei stationären Aufenthalten im Vergleich zur früh-elektiven Operation mit nur einem stationären Aufenthalt liegen nur in ungenügendem Maße vor. Prospektive Studien sind erforderlich, um diese wichtige klinischen und ökonomischen Frage abschließend beantworten zu können.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. August 2022

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