Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 827
DOI: 10.1055/s-0042-1753868
Abstracts | DGSMP/DGMS
Workshop

Die Rolle der sozio-ökonomischen Position und des institutionellen Betreuungsumfeldes für die Gesundheit von Kindergartenkindern

R Herr
1   Heidelberg University, Center for Preventive Medicine and Digital Health Baden-Württemberg, Mannheim, Deutschland
,
A Mayer
1   Heidelberg University, Center for Preventive Medicine and Digital Health Baden-Württemberg, Mannheim, Deutschland
,
E Wiedemann
1   Heidelberg University, Center for Preventive Medicine and Digital Health Baden-Württemberg, Mannheim, Deutschland
,
K Diehl
2   Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie, Erlangen, Deutschland
,
F De Bock
3   Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Düsseldorf, Deutschland
,
M Blume
4   Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
,
S Hoffmann
5   Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg, Fachgebiet Gesundheitswissenschaften, Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Musik, Senftenberg, Deutschland
,
M Herke
6   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Medizinische Soziologie, Halle (Saale), Deutschland
,
M Reuter
7   Heinrich Heine University, Institute of Medical Sociology, Centre for Health and Society, Düsseldorf, Deutschland
,
I Iashchenko
8   Technische Universität München, Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie, München, Deutschland
,
S Schneider
1   Heidelberg University, Center for Preventive Medicine and Digital Health Baden-Württemberg, Mannheim, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Für Kinder im Kindergarten stellen Wohlbefinden und Body-Mass-Index (BMI) zentrale Gesundheitsindikatoren dar. Beide sind von besonderem Public Health-Interesse, da sie die Gesundheit über den Lebenslauf mitbestimmen. Sie werden von Faktoren auf der Mikro-Ebene (z. B. familiäre sozio-ökonomische Position [SEP]) und der Meso-Ebene (z. B. institutionelles Betreuungsumfeld der Kindergärten) determiniert. Die vorliegende empirische Analyse untersuchte den Zusammenhang zwischen der SEP der Eltern und dem institutionellen Umfeld, in Form des strukturellen Kindergarten-Typs, mit dem Wohlbefinden und des BMI von Kindern.

    Methoden Die Baseline Daten der PReschool INtervention Study (PRINS) von 1.134 Kindern aus 52 Kindergärten in Süddeutschland wurden analysiert. Auf Grundlage der Angaben der Kindergartenleitung wurden die Kindergärten empirisch mittels Clusteranalysen in zwei Typen eingeteilt, dabei wurden Merkmale wie mittlere Gruppengröße, Anteil an Kindern zu: (Vollzeit-) Erziehern, übergewichtigen Kindern, Kindern aus sozial schwachen Familien, Kindern mit Migrationshintergrund und Häufigkeit der Wissensvermittlung im Bereich Ernährung und Bewegung, berücksichtigt. Typ 1 umfasst eher urbane Kindergärten mit eher kleineren und sozial diversen Gruppen, Typ 2 eher vorstädtische Kindergärten mit eher größeren und sozial weniger diversen Gruppen. Mehrebenen-Regressionsmodelle schätzten die Haupt- und Interaktionseffekte von SEP und Kindergarten-Typ auf das Wohlbefinden und den BMI getrennt für Jungen und Mädchen.

    Ergebnisse Es fanden sich unterschiedliche Zusammenhänge der familiären SEP mit beiden Outcomes – dem Wohlbefinden und dem BMI – je nach Geschlecht und je nach Typ des besuchten Kindergartens: Typ 1 (eher urban und divers) war mit einem höheren Wohlbefinden bei Jungen mit mittlerer und hoher familiären SEP und bei Mädchen mit hoher familiären SEP assoziiert, im Vergleich zu Typ 2 (eher vorstädtisch). Typ 2 hingegen war mit einem niedrigeren BMI bei Jungen mit niedriger familiären SEP und bei Mädchen mit hoher familiären SEP assoziiert, verglichen mit Typ 1.

    Schlussfolgerung Der Kindergarten-Typ könnte eine wichtige Rolle bei dem Zusammenhang zwischen der familiären SEP und dem Wohlbefinden und dem BMI bei Kindergartenkindern spielen, und zwar abhängig vom Geschlecht und dem jeweiligen Outcome. Die hier berichteten Clusteranalysen suggerieren, dass Faktoren der Strukturqualität von Kindergärten (z. B. Gruppengröße, soziale Diversität) die Gesundheit der Kinder mitbestimmen und damit Teil gesundheitsförderlicher Verhältnisse sind. Jedoch erfolgte die Typisierung empirisch mittels Clusteranalysen auf Basis von verfügbaren Kindergartenmerkmalen. Weitere Forschung ist daher notwendig, diese Typisierung zu überprüfen, zu verfeinern und zu ergänzen, auch um herauszufinden, welche Merkmale des Kindergartens am relevantesten für das Wohlbefinden und den BMI der Kinder sind, um konkrete Präventionsmaßnahmen aufzeigen zu können.


    Publication History

    Article published online:
    22 August 2022

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