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DOI: 10.1055/s-0042-1753858
Vielfältigkeit der Modellprojekte zum Ü45-Check der Deutschen Rentenversicherung
Einleitung Die Rentenausgaben der Deutschen Rentenversicherung (DRV) für Erwerbsminderungsrenten liegen jährlich bei rund 20,6 Mrd. €. Über die Hälfte der Erwerbsminderungsrentenzugänge erhielt in den fünf Jahren vor ihrer Berentung keine medizinische Rehabilitation. Als Grund hierfür ist u.a. anzunehmen, dass die Rehabilitationsmöglichkeiten bei den Versicherten nicht hinreichend bekannt sind.
Um dem entgegenzuwirken und die Anzahl der Versicherten mit vorzeitigem Ausscheiden aus dem Berufsleben zu reduzieren, hat die DRV mit dem 2017 in Kraft getretenen Flexirentengesetz die Möglichkeit erhalten, einen berufsbezogene Gesundheitsvorsorge für DRV-Versicherte ab 45 Jahren anzubieten und in Modellprojekten zu erproben (§ 14 Absatz 3 SGB VI). Ziel des sog. Ü45-Checks ist es, berufsbezogene Teilhabestörungen und Risiken einer Erwerbsminderung bei Versicherten frühzeitig zu erkennen, entsprechende Präventions- bzw. Reha-Leistungen anzubieten und so die Gesundheit und Erwerbsfähigkeit der Versicherten möglichst lange zu erhalten.
Für die Ausgestaltung der Modellprojekte hat der Gesetzgeber keine Vorgaben gemacht. Es gilt somit zu überprüfen, ob eine wünschenswerte, weil verschiedene Bedarfe reflektierende Unterschiedlichkeit vorhanden ist.
Methoden Datengrundlage bilden die Modelldeskriptionen, die zu zwei Messzeitpunkten (2020 & 2022) mittels Dokumentationsvorlage bei den RV-Trägern erhoben wurden. Die Auswertung erfolgt qualitativ und in vergleichender Form mit MAXQDA.
Ergebnisse Bisher werden 7 verschiedene Modellprojekte von den RV-Trägern umgesetzt. Die Ausgestaltung der Modellprojekte unterscheidet sich hinsichtlich der Dauer der Untersuchung (10 Minuten bis 5 Stunden), der eingebundenen Berufsgruppen (z.B. MFA, Sporttherapie, Verwaltung, PsychotherapeutInnen, ÄrztInnen) sowie den Ein- und Ausschlusskriterien der Zielgruppe (z.B. Maximalalter, Verbeamtung, Wohnort). Unterschiede gibt es auch in den Rekrutierungswegen (z.B. postalische oder persönliche Ansprache) und den eingesetzten Informationsmaterialien (Flyer, Plakate, Gutscheine, Broschüren etc.). Zudem variiert die Untersuchung selbst: Es kommen verschiedene Fragebögen (z.B. Ü45-Screening, WAI, AVEM), körperliche Untersuchungen (z.B. Erhebung anthropometrischer Daten, Haltungsanalyse, Herz- und Lungenfunktion) sowie Kraft- und Beweglichkeitstests zum Einsatz.
Schlussfolgerung Anhand der Ergebnisse ist anzunehmen, dass die gewünschte Vielfalt in den Modellvorhaben vorhanden ist. Auch wenn diese in den verschiedenen Bereichen der Modellvorhaben unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Während es z.B. in der Zielgruppe und den Zugangswegen weniger Variabilität gibt, unterscheiden sich der Umfang und der Inhalt der Untersuchungen zwischen den Modellprojekten deutlich.
Durch die verschiedenen Modellstrategien ist anzunehmen, dass Erkenntnisse hinsichtlich deren jeweiliger Eignung gewonnen werden können, die wiederum in die Entwicklung eines rentenversicherungseinheitlichen Ü45-Checks einfließen.
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Publication History
Article published online:
22 August 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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