Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 709-710
DOI: 10.1055/s-0042-1753582
Abstracts | DGSMP/DGMS
Vorträge
Thema: Digitalisierung und soziale Gesundheit

Soziale Beziehungen und Depression bei Migrant:innen in Deutschland – Analysen auf Basis der NAKO Gesundheitsstudie

N Vonneilich
,
O von dem Knesebeck
,
D Lüdecke
 

Einleitung Soziale Interaktion und soziale Unterstützung sind positiv mit psychischer Gesundheit assoziiert. Bisherige Studien zeigten Hinweise, dass Migrant:innen sowohl für schwächere soziale Beziehungen als auch für schlechtere psychische Gesundheit ein höheres Risiko im Vergleich zur Mehrheitsbevölkerung tragen. Allerdings war es auf Basis bisheriger Studien kaum möglich, die Heterogenität innerhalb der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Deutschland zu berücksichtigen. Im Rahmen der Sekundäranalysen wird untersucht, wie stark die Assoziationen zwischen sozialen Beziehungen und Depression in unterschiedlichen Gruppen von Migrant:innen in Deutschland sind und welche Faktoren zu einer Erklärung der Zusammenhänge beitragen können.

Methoden Auf Basis der Daten der ersten Welle der NAKO Gesundheitsstudie (N= 204.877) werden Zusammenhänge zwischen Depression (PHQ-9) und sozialen Beziehungen (sowohl soziale Integration als auch soziale Unterstützung) für verschiedene Gruppen analysiert. Anhand der eigenen Geburtsländer, der Staatsbürgerschaft sowie der Geburtsländer der Eltern und deren Staatsbürgerschaft konnte der Migrationshintergrund differenziert erhoben werden. In die Regressionsmodelle gehen Indikatoren des sozialen Status, Alter, Geschlecht, Familienstand und Haushaltsgröße als Kontrollvariablen mit ein.

Ergebnisse Erste Analysen zeigen, dass Migrant:innen der ersten Generation häufiger geringere soziale Beziehungen (15% MH vs. 13% OMH sozial isoliert, 10% MH vs. 4% OMH fehlende emotionale Unterstützung) und depressive Symptome (11,6% MH vs. 7,3% OMH) berichten. In den multivariaten Analysen bestätigen sich diese Hinweise, wobei insbesondere ältere Migrant:innen mit den Herkunftsregionen Westasien und Osteuropa sowie Migrant:innen der zweiten Generation ohne deutsche Staatsbürgerschaft als vulnerable Gruppen erscheinen, da sich hier die stärksten Assoziationen zeigen. Die Unterschiede zwischen den untersuchten Gruppen bleiben auch nach Kontrolle zentraler soziodemografischer Faktoren weitestgehend erhalten.

Schlussfolgerung Um Ungleichheiten in der mentalen Gesundheit zu reduzieren, sollten gesundheitsfördernde Interventionen auch das soziale Umfeld miteinbeziehen. Auf Basis bisheriger Analysen sind Migrant:innen der ersten Generation, insbesondere aus Westasien, als eine vulnerable Zielgruppe zu nennen.



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Article published online:
22 August 2022

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