Ultraschall Med 2022; 43(S 01): S17
DOI: 10.1055/s-0042-1749524
Abstracts
POCUS

Sonographische Untersuchung des Magens bei elektiven und nicht-elektiven Operationen

Felix Anders
1   Sana Klinikum Leipziger Land, Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin
,
Michael Allgaier
1   Sana Klinikum Leipziger Land, Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin
,
Matthis Lammert
1   Sana Klinikum Leipziger Land, Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin
,
Karsten Pracht
1   Sana Klinikum Leipziger Land, Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin
,
Peter Schwarzkopf
1   Sana Klinikum Leipziger Land, Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin, Schmerztherapie und Palliativmedizin
› Author Affiliations
 

Einleitung Die perioperative Aspiration geht auch heute noch mit einer hohen Morbidität und Mortalität einher. Um dieses Risiko zu senken, wurden Karenzzeiten für die präoperative Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme festgelegt. Trotz Einhaltung dieser Karenzzeiten haben circa 5 bis 7% aller elektiven Patienten einen vollen Magen. Das Ziel dieser Untersuchung war die Bestimmung des Anteils nichtnüchterner Patienten vor elektiven und nichtelektiven Eingriffen, u.a. in Abhängigkeit der Karenzzeiten.

Methodik Zwischen Juni 2020 und Juni 2021 führten wir bei insgesamt 520 Patienten unmittelbar vor Narkoseeinleitung eine sonographische Untersuchung der Magenfüllung, standardisiert in Rücken- (RL) und Rechtsseitenlage (RSL), durch. Der Mageninhalt wurde anhand der Perlas-Grad Einteilung qualitativ klassifiziert (Perlas 0 = Magen leer, Perlas 1 = Flüssigkeit in RSL, Perlas 2 = Flüssigkeit in RL und RSL) und das Volumen quantitativ bestimmt (Grenzwert > 1,5 ml/kg. Der primäre Endpunkt war der Anteil der nichtnüchternen Patienten am gesamtem Patientengut bzw. der Anteil nichtnüchterner Patienten von allen Patienten mit eingehaltener Karenzzeit. Erfasst wurden außerdem diejenigen Patienten, bei denen das Anästhesieverfahren anhand der Sonographie geändert werden musste

Ergebnisse Von insgesamt untersuchten 520 Patienten konnten 494 Patienten ausgewertet werden. 309 Patienten wurden mit Perlas 0 klassifiziert, 155 als Perlas 1, 22 mit Perlas 2 und 8 hatten soliden Mageninhalt. Insgesamt hatten 35 Patienten zum Untersuchungszeitpunkt einen vollen Magen mit mehr als 1,5 ml/kg bzw. galten weitere 8 Patienten aufgrund solider Magenfüllung als nichtnüchtern. 13 Patienten konnten trotz einer Karenzzeit von weniger als 6 Stunden als nüchtern betrachtet werden. Trotz Einhaltung der Karenzzeiten für die orale Nahrungsaufnahme, waren 44 von 494 Patienten (7,3% (CI 5,2%/9,9%); 31 mit > 1,5 ml/kg und + 5 mit solidem Inhalt) als nicht nüchtern einzustufen. Trotz Karenzzeiten von mehr als 8 Stunden hatten 31 Patienten eine zu große Magenfüllung und fünf Patienten einen soliden Mageninhalt. 30,4% (CI 15,4%/51,0%) aller nicht-elektiven Patienten waren zum Untersuchungszeitpunkt nichtnüchtern. Hingegen waren immer noch 7,6% (CI 5,6%/10,4%) der elektiven Patienten nichtnüchtern. Bei insgesamt 29 Patienten wurde das primär geplante Anästhesieverfahren geändert. Bei 7 Patienten hin zu geringerer Invasivität und bei 22 Patienten zu größerer Invasivität.

Diskussion Insbesondere aber nicht nur bei nichtelektiven Patienten muss mit einer erhöhten Magenfüllung gerechnet werden. Auch trotz eingehaltener Karenzzeiten kann bei einem Teil der Patienten ein erhöhtes Magenvolumen auftreten. Der präoperative Magenultraschall kann als ein einfaches, nicht-invasives Verfahren zur Evaluation von Art und Menge der Magenfüllung und damit zur Abschätzung und ggf. Vermeidung schwerer perioperativer Aspirationsrisiken wichtige Informationen liefern. Auf den Patienten konsekutiv individuell angepasste Anästhesieformen, insbesondere auch Regionalanästhesien, können dadurch zur Risikoreduktion beitragen.



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Article published online:
20 June 2022

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