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DOI: 10.1055/s-0042-1744073
Schwere Komplikationen bei weiblichen JAK2-V617F-positiven pädiatrischen Patienten mit myeloproliferativen Neoplasien
Myeloproliferative Neoplasien (MPN) sind sehr seltene Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen und es fehlen sowohl eine detaillierte Risiko-Stratifizierung als auch Behandlungsrichtlinien. Wir analysierten retrospektiv klinische Daten einer Kohorte von 14 pädiatrischen Patienten, die in den letzten 12 Jahren in Österreich diagnostiziert und behandelt wurden.
Von diesen 14 Patienten (weiblich, N=8) wurde bei 10 Patienten eine essentielle Thrombozythämie (ET), bei drei Patienten eine Polycythaemia vera (PV) und bei einem Patienten eine primäre Myelofibrose (PMF) diagnostiziert. Eine der drei Mutationen (JAK2, MPL- oder CALR-Mutation), die ursächlich für die Entstehung dieser Erkrankung sein kann, wurde bei neun Patienten nachgewiesen, wobei acht Patienten eine JAK2-V617F-Mutation (weiblich, N=5; männlich, N=3) und ein Junge eine CALR-Typ-1-Mutation aufwiesen.
Bei 3/5 weiblichen (0/3 männlichen) JAK2-V617F-positiven Patienten traten thrombotische Komplikationen auf; eine Patientin mit ET entwickelte rezidivierende Sinusvenenthrombosen (SVT) und zwei Patientinnen mit PV entwickelten ein Budd-Chiari-Syndrom (BCS). Eine Patientin mit BCS verstarb. Bei einer Patientin war eine Transformation in eine prä-PMF zu beobachten. Darüber hinaus zeigte sich bei einer weiteren JAK2-V617F-positiven Patientin 7 Jahre nach Diagnosestellung eine Transformation einer ET in eine PV. Obwohl 7/11 getestete Patienten ein erworbenes von-Willebrand-Syndrom entwickelten, kam es zu keinen schweren Blutungskomplikationen. Zwei symptomatische JAK2-V617F-positive weibliche ET-Patienten wurden off-label mit Ropeginterferon alfa-2b behandelt. Die Indikationen für die Behandlung waren mikrovaskuläre Symptome (Kopfschmerzen) und eine rezidivierende SVT. Unseres Wissens nach wurde dieses neue langwirksame Interferon vorher nicht bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt. Die Behandlung wurde gut toleriert, es traten keine Komplikationen auf und bei beiden Patientinnen kam es rasch zu einem Sistieren der klinischen Beschwerden.
Unsere Daten stützen Ergebnisse aus Studien an Erwachsenen MPN-Patientengruppen, in denen gezeigt wurde, dass eine JAK2-V617F-Positivität ein Risikofaktor für thrombotische Komplikationen ist und das weibliche Geschlecht einen zusätzlichen Risikofaktor für atypische Thrombosen (BCS und SVT) darstellt. Der Erkrankungsverlauf bei pädiatrischen weiblichen Patientinnen mit JAK2-V617F MPN ist nicht immer günstig.
Publication History
Article published online:
20 April 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany