Zusammenfassung
Ziel Untersuchung der Ist-Situation der Vereinbarkeit von Familie und Arztberuf im Großraum
München.
Methodik Befragung einer repräsentativen Stichprobe von 1 800 Ärztinnen und Ärzten mittels
eines Fragebogens.
Ergebnisse Männer sind unzufriedener mit der Vereinbarkeit als Frauen (7% sehr zufrieden vs.
21%). Ärztinnen und Ärzte, die im Krankenhaus (KH) arbeiten sind signifikant weniger
zufrieden als jene mit einem Arbeitsplatz außerhalb (p<.001, chi-Quadrat=122,75).
Frauen stellen aufgrund der Kinder häufiger ihre Karriere zurück, sehen ihr berufliches
Fortkommen beeinträchtigt, verzichten häufiger auf eine Niederlassung oder geben ihren
Arbeitsplatz im KH auf. Die Befragten wünschen sich eine flexible Kinderbetreuung
und einen Betreuungsdienst, falls die etablierte Betreuung ausfällt. Dies ist für
die meisten nicht gegeben. Die Krankenhausärzte (w/m) wünschen sich planbare Arbeitszeiten,
sowie Mitbestimmung bei deren Festlegung. Für den Großteil der Befragten ist dies
keine Realität. 80% geben an, die Mitsprache bei der Festlegung der Arbeitszeit sei
ihnen sehr wichtig, dies ist aber nur bei 17% tatsächlich gut möglich. 86% der Krankenhausärzte
(w/m) ist Teilzeitarbeit wichtig, über 30% können dies an ihrem Arbeitsplatz nicht
umsetzen. Bei den Niedergelassenen ist der Wunsch nach beschleunigten Verfahren durch
die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) bei der Beantragung von Vertretern am
stärksten ausgeprägt. Am zweitwichtigsten ist die Möglichkeit, Notdienste abgeben
zu können. Dies kann knapp ein Drittel auch realisieren. 36% der Befragten sind der
Ansicht, dass die Vereinbarkeit von Familie und Arztberuf am besten außerhalb der
Patientenversorgung gegeben sei, unter den Assistenzärzten in Weiterbildung (WB) sind
es 42%. Nur 6% aller Befragten sehen die beste Vereinbarkeit im KH. Die Niedergelassenen
halten ihre selbständige ärztliche Tätigkeit zu einem erheblichen Anteil (34%) für
am besten vereinbar. Viele Fachärzte (w/m) (19%) und viele Assistenzärzte (w/m) in
WB (24%) halten eine Anstellung in der Praxis für am besten geeignet. Dabei sehen
Frauen häufiger als Männer (27 vs. 13,%) die Anstellung in der Praxis als beste Möglichkeit.
Schlussfolgerung In München besteht ein hoher, bislang nicht gedeckter Bedarf an flexibler Kinderbetreuung.
Es besteht der Wunsch nach mehr Mitsprache bei der Gestaltung der Arbeitszeiten und
der Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten. Im niedergelassenen Bereich besteht der
Wunsch, Vertretungsmöglichkeiten flexibler und weniger bürokratisch zu gestalten.
Unter den aktuellen Bedingungen sehen sich besonders Ärztinnen am beruflichen Fortkommen
gehindert. Der Arbeitsplatz Krankenhaus wird als extrem ungünstig für die Vereinbarkeit
wahrgenommen. Die selbständige Tätigkeit (Praxis) wird in der Arbeitsrealität positiver
bewertet als dies ihr Ruf ist.
Abstract
Aim Investigation of the compatibility of work and family life for physicians in the
Munich metropolitan area.
Methods Survey of a representative sample of 1,800 physicians using a questionnaire.
Results Men were less satisfied (7% very satisfied vs. 21%) with compatibility between work
and family life than women. The group least satisfied overall was hospital-based physicians
(p=0.000, chi-square=122.75). Women rather than men cut back their career due to children,
perceived their professional advancement as impaired, desisted from establishing private
practice or quit hospital employment altogether. Respondents strove for flexible childcare
and makeshift solution if the established service failed. Most did not have that at
their disposal. Hospital-based physicians wished for predictable working hours, and
would like to have a say in the structure of their schedule. For the majority this
was not the case. While for 80% it would be important to participate in the definition
of their working hours, this was only possible in 17%. 86% found the opportunity to
work part-time important, but many doctors (more than 30%) did not have that option.
The biggest help for office-based physicians would be an expedited procedure by the
Bavarian Association of Statutory Health Insurance Physicians (KVB) when applying
for a proxy. The second most important would be the ability to hand over on-call duties.
36% of respondents felt that compatibility of work and family life was best achieved
outside of patient care, during residency 42% believed this to be the case. Only 6%
of physicians felt the best compatibility to be achieved in a hospital. Among the
physician owners of practices, 34% considered their model to be the best way to reconcile
both aspects of life.
Conclusion More flexible options for childcare and more influence on the definition of working
hours are necessary in order to better reconcile work and family life. For office-based
physicians it must be made easier to find a substitute. Currently, especially women
consider children as hindering their careers. Hospitals are perceived as extremely
unfavorable workplaces for achieving compatibility between work and family life.
Schlüsselwörter
Familie - Karriere - Arztberuf - Vereinbarkeit von Familie und Beruf - Geschlechtsunterschiede
Key words
family - career - medical profession - work-family-balance - gender differences