Zusammenfassung
Hintergrund
Im Zuge der demografischen Entwicklung ist davon auszugehen, dass der Bedarf an Langzeitpflege
in den nächsten Jahrzehnten deutlich ansteigen wird. Demzufolge ist das Wissen um
die Langzeitpflegepräferenzen von großer Relevanz. Diese Arbeit zielt darauf ab, die
Langzeitpflegepräferenzen der älteren Menschen in Deutschland darzustellen.
Methoden
Auf Basis eines Literaturreviews und von Experteninterviews wurde ein Fragebogen zur
Messung von Langzeitpflegepräferenzen entwickelt. Im Jahr 2015 wurde eine bevölkerungsrepräsentative
Telefonbefragung von Personen im Alter ≥65 Jahre in Deutschland (n=1 006) durchgeführt.
Ergebnisse
Das Durchschnittsalter der Stichprobe betrug 75,2 Jahre (±6,6 Jahre; Spannweite 65–96
Jahre). Knapp 90% der Senioren präferieren die Pflege in den eigenen 4 Wänden. Andere
Pflegesettings erhalten deutlich weniger Zustimmung. Dies gilt vor allem für Pflege
im Ausland. Während in einer häuslichen Pflege sowohl eine Betreuung durch Personen
aus dem Umfeld als auch eine Betreuung durch einen professionellen Pflegedienst recht
hohe Zustimmungswerte aufweisen, weist eine ganztägige Betreuung (z. B. durch privat
bezahlte Pflegekräfte) geringe Zustimmungswerte auf. Hinsichtlich zusätzlicher Dienste
im Falle einer häuslichen Pflege ist vor allem eine hauswirtschaftliche Hilfe, die
Nutzung eines Fahrdienstes sowie ein Notrufsystem/Hausnotruf wichtig. Dagegen wird
eine Alltagsbegleitung für weniger wichtig gehalten. Im Falle einer stationären Pflege
ist es über 90% der Befragten wichtig, in einem eigenen Zimmer zu wohnen, am liebsten
in der Nähe des jetzigen Wohnortes bzw. in der Nähe des Wohnortes der nächsten Angehörigen.
Zudem werden im Falle einer stationären Pflege vielfältige Angebote für wichtig gehalten.
Schlussfolgerung
Die geäußerten Präferenzen lassen vermuten, dass eine Lücke zwischen Erwartungen an
die Pflege und der Pflegerealität klafft. Dieser Lücke sollte durch geeignete Maßnahmen
begegnet werden, z. B. durch eine Sensibilisierung der Bevölkerung zur Notwendigkeit
einer privaten Vorsorge.
Abstract
Background
The need for long-term care is expected to increase markedly in the next decades as
a result of demographic ageing. Consequently, it is important to know the long-term
care preferences. This study investigated the long-term care preferences among older
individuals in Germany.
Methods
Based on a systematic review and expert interviews, a questionnaire was designed to
assess long-term care preferences. Data were gathered from a representative telephone
survey of the German population (n=1,006; 65 years and above) in 2015.
Results
The mean age was 75.2 years (±6.6 years, ranging from 65 to 96 years). While nearly
90% of the individuals preferred home care, other care settings such as nursing care
abroad were mostly undesired. In case of home care, most of the individuals preferred
care provided by friends/family or formal caregivers, whereas the idea of all-day
care services (such as employed private caregivers) was less popular. With respect
to home care, additional services such as household assistance, transportation services,
and emergency call systems were highly valued by the study participants, whereas continual
supervision throughout the day was seen as less important. In case of inpatient care,
more than 90% of the individuals preferred a private room, with the inpatient facility
located near home or close to relatives’ homes. A wide range of activities was appreciated.
Conclusion
Given these preferences, it is assumed that there is a gap between expectations (preferences)
and reality (utilization) regarding long-term care in Germany. Interventions aimed
at minimizing this gap are urgently needed. For example, strategies to raise the awareness
of private long-term care provision might be fruitful.
Schlüsselwörter
Pflegebedürftigkeit - Praferenzen - Langzeitpflege - Ältere - Deutschland
Key words
need for care - preferences - long-term care - old age - Germany