TumorDiagnostik & Therapie 2017; 38(01): 35-39
DOI: 10.1055/s-0042-124064
Schwerpunkt Neuroendokrine Neoplasien
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Moderne Diagnosekonzepte für gastroenteropankreatische NET

Andreas Pfestroff
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Publikationsdatum:
17. Februar 2017 (online)

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Neuroendokrine Tumoren (NET) zeichnen sich neben anderen, teils sehr speziellen Eigenschaften, durch das häufige Vorhandensein des Rezeptors für Somatostatin (SMS) aus. Die chemische Struktur dieses regulatorischen Peptidhormons konnte 1973 aufgeklärt werden [1]. Aus dem Prosomatostatin-Vorläufer Präprosomatostatin ([Abb. 1]) wird nach Abspaltung der Signalsequenz der eigentliche Vorläufer Prosomatostatin. Dunkel markiert ist die Position der mono- bzw. dibasischen Prozessierungsstelle, die zu SMS-14 bzw. SMS-28 führt [2].

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Abb. 1 Präprosomatostatin. Nach [2].

Das aktive Peptidhormon Somatostatin (SMS) besteht aus 14 Aminosäuren und wird in kürzester Zeit durch im Serum vorhandene Peptidasen eliminiert. Ein zweiter, wichtiger Inaktivierungsweg ist die Internalisierung des Ligand-Rezeptorkomplexes, die physiologischerweise entweder zur Degradation oder zum Recycling des internalisierten Rezeptors auf die Zelloberfläche führt [3].

Beim Somatostatinrezeptor (SR) handelt es sich um einen typischen G-Protein-gekoppelten 7-Transmembranrezeptor, von dem bis dato 5 Rezeptorsubtypen bekannt sind, die SRS 1 – 5 ([Abb. 2]). Neben physiologischer Expression in einigen Organen wie der Hypophyse kommen Somatostatinrezeptoren in relevantem Ausmaß in einer Reihe von Tumoren vor ([Tab. 1]).

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Abb. 2 Schematische Darstellung des SMS-Rezeptor-Subtype 2. Nach [2].
Tab. 1

Häufigkeit des Somatostatinrezeptors in-vivo im Rahmen von Szintigrafien bzw. post OP an Gewebeproben. Nach [6].

Tumortyp oder pathologische Entität

In-vivo-Szintigrafie

In-vitro-Rezeptorstatus

Hypophysentumoren:

GH produzierend

 70 %

98 %

TSH produzierend

100 %

Nicht funktionell

 75 %

GEP-NET

 95 %

88 %

Gastrinome

 93 %

100 %

Insulinome

 46 %

67 %

exokrine Pankreaskarzinome

  0 %

0 %

unklassifizierte APUDome

 75 %

100 %

Paragangliome

100 %

100 %

Phäochromozytome

 87 %

73 %

Neuroblastome

 89 %

65 %

differenzierte Schilddrüsenkarzinome

follikulär

 83 %

papillär

 67 %

medulläre Karzinome

 69 %

38 %

kleinzellige Bronchialkarzinome

100 %

57 %

nicht kleinzellige Bronchialkarzinome

100 %

0 %

Mammakarzinom

 68 %

46 %

Meningiome

100 %

98 %

Astrozytome

 67 %

82 %

Non-Hodgkin-Lymphome

 83 %

87 %

Morbus Hodgkin

 98 %

100 %

Sarkoidose

100 %

100 %

Wegernersche Granulomatose

100 %

n/d

Tuberkulose

100 %

100 %

Syögren-Syndrome

 80 %

n/d

rheumatoide Arthritis

100 %

68 %