Zeitschrift für Palliativmedizin 2017; 18(02): 97-110
DOI: 10.1055/s-0042-124041
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Tumorassoziierte Fatigue in der Palliativsituation

Grundlagen, Diagnostik und evidenzbasierte TherapieCancer-Related Fatigue in the Palliative SituationBasics, Diagnosis and Evidence-Based Treatment
I. Fischer
,
J. Weis
,
J. U. Rüffer
,
M. Heim
,
P. Bojko
,
C. Ostgathe
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Publication Date:
08 March 2017 (online)

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Tumorassoziierte Fatigue (Cancer-related Fatigue, CrF) ist, auch in der Palliativsituation, ein häufiger, die Alltagsfunktionalität, die Lebensqualität und die Lebenserwartung schwer beeinträchtigender Zustand von Müdigkeit und Erschöpfung. Um das Chronifizierungsrisiko zu reduzieren, sollte CrF frühzeitig wahrgenommen und behandelt werden. Die diagnostischen Möglichkeiten und die Therapieoptionen werden in diesem Beitrag vorgestellt.

Abstract

Cancer-related fatigue (CRF) is a subjective, frequent condition of physical, affective and cognitive tiredness and exhaustion, which has a negative impact on every-day-activities, quality of life and overall survival. To reduce the risk of chronification, CrF should be recognized and treated early. (Differential-) diagnosis can be made by a structured anamnesis, CrF-self-evaluation questionnaires and using the proposed diagnostic criteria of the former Fatigue Coalition for admission to the ICD 10. To treat CrF symptomatically, treatment options with evidence from randomized controlled clinical trials (RCT), systematic reviews and meta-analysis are available.

Kernaussagen
  • CrF ist ein häufiges und für viele Patienten das schwerwiegendste Symptom, besonders in der Palliativsituation.

  • CrF kann vor, während und nach der Tumorerkrankung bzw. deren Therapie in Erscheinung treten. Der Zeitpunkt der Erstmanifestation ist differenzialdiagnostisch relevant.

  • Gute Informationen über CrF helfen den Betroffenen, Ängste abzubauen und mit den Beschwerden besser umzugehen.

  • Zur (Differenzial-)Diagnostik stehen ein Anamneseleitfaden, psychometrische Fragebögen sowie zur Aufnahme in die ICD-10 vorgeschlagene Diagnosekriterien zur Verfügung.

  • Zur Behandlung kommen nicht medikamentöse und medikamentöse Therapien mit Evidenz aus randomisierten Studien, systematischen Reviews und Metaanalysen infrage.

  • Entsprechend der multikausalen Genese der CrF ist eine multimodale Behandlung am erfolgversprechendsten. Dabei sind Kontraindikationen und individuelle Patientenmerkmale zu berücksichtigen. Die Entscheidung, welche der möglichen Maßnahmen im Einzelfall umgesetzt werden, soll im Sinne der partizipatorischen Entscheidungsfindung gemeinsam mit dem Patienten getroffen werden.

  • Speziell am Lebensende sollte bedacht werden, dass CrF eine Schutzfunktion für den Patienten darstellen kann. Eine CrF sollte daher nur dann therapiert werden, wenn der Patient sehr darunter leidet, eine effektive Behandlungsoption besteht und der Betroffene eine Behandlung wünscht.