physiopraxis 2017; 15(03): 6-9
DOI: 10.1055/s-0042-124013
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Publication Date:
15 March 2017 (online)

Kleine Praxen am Kämpfen – Umfragen zur Lage der Physiotherapiepraxen

In Gesprächen mit Praxisinhabern ist häufig zu hören, es sei schwer, neue Mitarbeiter zu finden. Die Vergütung durch die Krankenkassen sei so dürftig, dass die Chefs oft nicht die Gehälter zahlen können, die sie gerne zahlen würden. Zudem steige der bürokratische Aufwand von Jahr zu Jahr.

Der sich abzeichnende Fachkräftemangel wird sich sicher verstärken, wenn sich nichts an den Arbeitsbedingungen in den Praxen und der Bezahlung durch die Krankenkassen ändert. Für die Gebührenverhandlungen braucht es Fakten. Diese versucht der Berufsverband selbstständiger Physiotherapeuten – IFK durch eine Wirtschaftlichkeitsumfrage unter seinen Mitgliedern alle zwei Jahre zu schaffen. Jährlich analysiert der Landesverband Bayern von Physio-Deutschland seit 2011 die betriebswirtschaftliche Situation der Praxen in Bayern und arbeitet dafür mit dem Institut für Gesundheitsökonomik in München zusammen. Von beiden Berufsverbänden liegen aktuell Ergebnisse vor.

Aufwand und Kosten für
Bürokratie
sind deutlich gestiegen.

Die Umfrage des IFK, die sich auf Daten aus dem Jahr 2014 bezieht, ergibt: Je kleiner die Praxis, umso weniger bleibt am Ende des Monats für den Praxisinhaber übrig. Demnach erwirtschaftet ein Praxisinhaber mit bis zu fünf Mitarbeitern im Durchschnitt einen Bruttogewinn von etwa 58.900 Euro, ein Inhaber mit bis zu drei Mitarbeitern kommt im Durchschnitt auf circa 44.600 Euro. Zieht man rund 40 Prozent für Steuern und Sozialabgaben ab, bleiben dem Inhaber einer kleinen Praxis rund 2.100 Euro pro Monat netto übrig. Für einen Selbstständigen, der das wirtschaftliche Risiko trägt und nach der IFK-Umfrage im Schnitt über 45 Stunden die Woche dafür arbeitet, ist das wahrlich nicht viel. Auch wenn der Praxisgesamtumsatz laut IFK von 2012 bis 2014 im Durchschnitt um 21 Prozent gestiegen ist, bleibe für den Praxisinhaber am Monatsende nicht mehr übrig. Er müsse mehr Zeit für Verwaltungstätigkeiten aufbringen, und viele Inhaber beschäftigen inzwischen Mitarbeiter im Büro bzw. an der Rezeption. 2012 waren es 65 Prozent der Praxen, zwei Jahre später 79 Prozent.

Die Zahlen aus Bayern aus dem Jahr 2013 zeichnen ein ähnliches Bild: Wie der Landesverband von Physio-Deutschland mitteilt, haben nach wie vor Inhaber von kleinen Praxen große finanzielle Probleme. Ihnen bleibt nach Abzug der Sozialabgaben und Steuern oft nur ein Gehalt in Höhe des Mindestlohns. Inhaber größerer Praxen arbeiten hingegen laut der Erhebung wirtschaftlicher, investieren aber auch an die 62 Stunden pro Woche an Arbeitszeit. Der Bürokratieaufwand nehme weiterhin zu und kostet die Praxisinhaber Zeit und Geld. Ohne die Einnahmen durch privatversicherte Patienten stünden einige Praxen finanziell noch schlechter da.

Besonders die Patientenversorgung in ländlichen Gebieten sei bedroht, so die beiden Berufsverbände, denn hier gäbe es vor allem kleine Physiotherapiepraxen, die sich wirtschaftlich kaum tragen.

ba