Tashkin DP.
et al.
Mycophenolate mofetil versus oral cyclophosphamide in scleroderma-related interstitial
lung disease (SLS II): a randomised controlled, double-blind, parallel group trial.
Lancet Respir Med 2016;
4: 708-719
Die amerikanischen Forscher führten eine randomisierte, doppelblinde Parallelgruppenstudie
durch, in der sie Cyclophosphamid und MMF miteinander verglichen. Sie nahmen 142 Patienten
mit Sklerodermie-ILD in einem Durchschnittsalter von 52,3 Jahren aus 14 medizinischen
Zentren in den USA auf. 105 (74 %) davon waren Frauen. Die ersten systemischen Sklerosesymptome
waren bei ihnen im Durchschnitt 2,6 Jahre vor Aufnahme in die Studie aufgetreten.
Studienkriterien waren eine definierte Dyspnoe, eine beeinträchtigte Lungenfunktion
und die Ergebnisse hochauflösender CT-Scans (HRCT). Ihre mittlere FVC betrug 66,6 %,
die totale Lungenkapazität (TLC) 65,8 % und die Diffusionskapazität für Kohlenmonoxid
(DLCO) 54,0 % des jeweils vorhergesagten Normalwertes. Die Ärzte führten folgende
Behandlungen durch:
-
69 Patienten erhielten 24 Monate lang Mycophenolatmofetil (Targetdosis 2 x 1500 mg
täglich)
-
73 Patienten nahmen 12 Monate lang orales Cyclophosphamid (Targetdosis 2 mg/kg täglich)
ein, gefolgt von 12 Monaten Plazebo.
Der primäre Endpunkt bestand in der Veränderung der forcierten Vitalkapazität in Prozent
des vorhergesagten Normalwertes (FVC%) im Verlauf von 24 Monaten. Die Forscher bestimmten
diesen Wert mittels einer modifizierten Intent-to-treat-Analyse. In die primäre Analyse
schlossen sie jeweils 63 Patienten der beiden Vergleichsgruppen ein, von denen akzeptable
Basis-HRCT-Studien und mindestens ein Studienendpunkt vorlagen.
Ergebnisse
Die Auswertung ergab, dass im Verlauf von 24 Monaten kein signifikanter Unterschied
hinsichtlich der vorhergesagten FVC%-Normalwerte zwischen den beiden Vergleichsgruppen
auftrat. In Post-hoc-Analysen, basierend auf einem zusammengefassten Modell ohne Adjustierung
auf multiple Vergleiche, ergaben sich hingegen in beiden Gruppen signifikante Anstiege
im Vergleich zu den Basiswerten. Nach 24 Monaten betrug die Verbesserung in Prozent
des vorhergesagten FVC-Wertes 2,19 % in der MMF-Gruppe und 2,88 % in der Cyclophosphamidgruppe.
Häufigste Nebenwirkungen waren Anämie, Leukopenie und Thrombozytopenie. Die beiden
letztgenannten traten signifikant häufiger in der Cyclophosphamidgruppe auf. Schwerwiegende,
auf die Studienmedikation zurückzuführende Nebenwirkungen ereigneten sich häufiger
in der Cyclophosphamidgruppe. 16 Patienten (11 %) starben, davon fünf in der MMF-Gruppe.
Die meisten starben an der progressiven ILD. Nur einen der Todesfälle führten die
Prüfärzte auf die Studienmedikation zurück. Auch vorzeitige Studienabbrüche waren
in der Cyclophosphamidgruppe häufiger als unter MMF (n = 32 vs. 20).
Die Studienergebnisse verdeutlichen den potentiellen Wert von MMF und Cyclophosphamid
für die Behandlung der Sklerodermie-ILD. Die Verbesserungen bei den gemessenen Effektivitätsparametern
unterschieden sich nicht zwischen beiden Behandlungsgruppen. Nach Ansicht der Autoren
ist die Aussage, dass MMF besser verträglich ist als das Vergleichspräparat, dadurch
begrenzt, dass sie hier orales Cyclophosphamid einsetzten. Möglicherweise wäre intravenöses
Cyclophosphamid sicherer und besser verträglich gewesen.
Dr. Volker Kriegeskorte, Buchloe